Der Feuer-Dämon
Fast noch zwischen uns hielt sich dunkelhaarige Römerin auf, die auch bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte. Das entnahm ich ihrem Verhalten. Sie wusste nicht so recht, wohin sie schauen sollte. Mal traf ihr Blick mich, mal den Priester. Jedoch schien sie zu ahnen, dass sich was anbahnte, denn sie verlagerte ihre Haltung so, als befände sie sich auf dem Rückzug.
All dies hatte ich innerhalb weniger Sekunden festgestellt. Im Bus schien es nur den Priester und mich zu geben. Alle anderen Menschen waren in den Hintergrund gedrückt worden und nicht mehr als Schattengestalten.
Es passierte dann wie der berühmte Blitz aus heiterem Himmel. Ansatzlos trat der junge Geistliche zu. Und dabei behinderte ihn auch seine Soutane nicht.
Für mich kam der Tritt zu überraschend. Ausweichen konnte ich nicht mehr. Der Fuß erwischte mich in Höhe des Gürtels. Von einem Augenblick zum anderen bekam ich keine Luft mehr. Die Szene verschwamm vor meinen Augen. Ich wurde nach hinten gedrängt, fiel gegen Mario Carlesi. Aber das alles war nichts im Gegensatz zu dem, was anschließend passierte, als uns gezeigt wurde, wie grausam die andere Seite sein konnte.
Der Priester oder wer immer er auch war, ergriff die Gunst der Gelegenheit. Er packte die Römerin, schleuderte sie erst herum und riss sie dann an sich. »Keiner bewegt sich, sonst brennt sie!«
***
Bisher hatte Father Ignatius den Ball flach halten können. Das wollte er auch weiterhin so halten, obwohl die Medien aus diesem Vorgang ein regelrechtes Event gemacht hatten.
Es gab immer wieder Sondersendungen, in denen über die Verbrennung berichtet wurde. Die wildesten Vermutungen wurden ausgesprochen. Von einem direkten Angriff auf die Garde war die Rede, und man sprach auch davon, dass dahinter eine noch größere Sache stand, die möglicherweise dem Papst gefährlich werden konnte.
Was davon stimmte, wusste noch niemand. Aber die Befürchtungen, dass der Tod des Gardisten erst der Anfang war, die teilte Father Ignatius, und so sah er sich praktisch gezwungen, den Fall zu lösen, und das so rasch wie möglich.
Er ging von Hass aus. Von einem Hass auf die Institution Kirche. Und wer hasste so intensiv, dass er sich bereit erklärte, in der Öffentlichkeit diesen Mord zu begehen?
Noch wusste Ignatius nichts. Er würde seine Beziehungen spielen lassen und dann vor allen Dingen bestimmte Dossiers durchforsten.
Er telefonierte mit bestimmten Stellen. Sein Dienst hatte ein Archiv über Personen angelegt, die der Kirche nicht positiv gegenüber standen. Da wurde alles sehr ernst genommen. Besonders die finsteren Drohungen, die gegen den Papst und auch gegen die Institution Kirche ausgesprochen wurden.
Da gab es einige Menschen, das wusste Ignatius. Zwei Telefonate reichten aus, um die Suche ins Rollen zu bringen. Die Männer im Archiv begriffen schnell und versprachen, ihm die Unterlagen zu besorgen.
»Es ist nicht wenig«, wurde ihm gesagt.
Ignatius überlegte blitzschnell. »Gut, dann komme ich zu euch.«
»Ja, das wäre gut.«
Der Chef der Weißen Macht nahm das Telefon aus der Station und steckte es ein. Mit hastigen Schritten verließ er sein großes Büro.
Sein Ziel lag weiter unten.
Ausgebaute Kellerräume nahmen ihn auf. Das Archiv lag hinter einer feuersicheren Tür versteckt. Er brauchte keine Codekarte, um es zu betreten. Hier unten reichten noch die Schlüssel oder das Geräusch einer Klingel.
Er wurde eingelassen. Die feuchte Kellerluft wich.
Eine Klima-Anlage sorgte für die entsprechenden Temperaturen. Die Decke war als Gewölbe gebaut worden.
Dieser Raum hatte früher mal als Versteck vor Plünderern gedient.
Der Chef des Archivs war ein junger Mann mit hellwachen Augen. Er hieß Ernesto und galt als Verwaltungsfachmann und guter Archivar. Auf seiner kahlen Kopfhaut war eine dunkelrote Narbe zu sehen, die er schon als Kind gehabt hatte.
»Habt ihr schon angefangen?«, fragte Ignatius.
»Nein.«
»Das ist gut.« Er nickte. »Mir ist da nämlich noch etwas eingefallen, wie wir das Ganze eingrenzen. Ich gehe mal davon aus, dass die Verbrennung des Gardisten eine gezielte Aktion gewesen ist. Deshalb ist es sinnvoll, wenn wir uns mit der Schweizer Garde beschäftigen. Sind hier unten alle Unterlagen vorhanden, was diese Institution angeht?«
Ernesto lächelte. »Zufällig.«
»Wieso?«
»Weil wir das Jubiläum hatten. Da haben wir einiges zusammengesucht. Die Unterlagen sind noch nicht zurückgegeben worden. Da sollten wir schon etwas
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