Der Feuer-Dämon
Ich weiß natürlich nicht, ob daran ein Körnchen Wahrheit ist, aber häufig ist das ja so.«
»Ist dieser Begleiter denn beschrieben worden?«
»Ja und nein. Viel kann man damit nicht anfangen. Da wurde von einer mächtige Gestalt geschrieben, die eingehüllt in einen Mantel aus Feuer gewesen war.«
»Ein Engel?«
»Keine Ahnung.«
»Von Flügeln oder Schwingen wurde nichts geschrieben?«
»Auf keinen Fall. Aber es ist auch nicht gesagt, dass Engel unbedingt Flügel haben müssen.«
»Ja, das stimmt.«
»Jedenfalls haben wir auch bei Justus Siegel ein entsprechendes Problem.« Ignatius nickte mir zu. »Er hat ja behauptet, Unterstützung zu haben.«
»Ja, das ist so. Und ich glaube nicht, dass es eine Lüge gewesen ist. Warum sollte es?«
»Stimmt auch wieder.«
Wir beiden schwiegen, weil wir mit unseren Gedanken allein zurechtkommen wollten. Wenn wir ehrlich waren, dann standen wir noch immer am Beginn. Es war vor allen Dingen wichtig, diesen Justus Siegel zu finden. Die Fahndung lief noch immer, das war auch alles. Ergeben hatte sie bisher nichts.
»Kann Claudia Conti eine Hoffnung sein, John?«
»Wie meinst du das?«
»Dass er es noch mal versucht?«
»Nein, warum sollte er? Er hat sich ja einer Zeugin entledigen wollen. Aber das ist nicht mehr nötig, denn er ist gesehen worden, und er weiß, dass wir ihm auf der Spur sind. Er hat auch indirekt die Macht des Kreuzes gespürt, und das wird ihn sehr nachdenklich gemacht haben, hoffe ich jedenfalls.«
»Wenn alles so gelaufen ist, wie du es gesagt hast, müsstest du als Nächster auf der Liste stehen.«
»Ja, denn ich bin sein Feind.« Mein Lächeln wurde kantig. »Und ob du es glaubst oder nicht, ich wäre der perfekte Lockvogel für ihn und würde es auch liebend gern sein. Wenn ich nur wüsste, wie ich ihn aus seinem Versteck locken könnte.«
»Wobei wir wieder beim Thema wären. Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wo es sein könnte.«
»Da muss ich passen, denn ich kenne Rom nicht.«
»Ja, das geht mir auch so. Fünfundneunzig Prozent an dieser Stadt sind mir fremd.«
»Keiner von uns kann sich in ihn hineinversetzen, aber ich habe meine Erfahrungen im Laufe der Zeit sammeln können. Die Mächte der Finsternis und auch ihre Diener haben schon immer den spektakulären Auftritt an ebenfalls spektakulären Orten geliebt. Ich kann mir vorstellen, dass dies bei Justus Siegel nicht anders ist.«
»Nicht schlecht gedacht, John. Nur muss ich dir gleich einen Dämpfer aufsetzen. Diese Stadt ist gespickt mit spektakulären Orten, es kann überall brennen, sogar den Vatikan schließe ich nicht aus, obwohl er jetzt doppelt bewacht ist. Die Schweizer Garde ist in Alarmbereitschaft versetzt worden.«
»Das ist gut.«
»Eben. Doch in Rom ist Platz genug. Noch ist die Sonne nicht untergegangen. Ich kann mir vorstellen, dass er seine Zeichen in der Dunkelheit setzt. Da sieht man ihn besser – beziehungsweise den Brand, den er gelegt hat.«
»Falls wir ihn nicht vorher erwischen.«
Ignatius hob die Schultern. »Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich da nicht viel Hoffnung.«
Die hatte ich auch nicht. Und doch brannte uns die Zeit unter den Nägeln. Wir wollten nicht, dass es zur großen Katastrophe kam. Davor hatten wir beide Angst. Es kam darauf an, wo ein Feuer gelegt wurde. Es konnte sich verdammt schnell ausbreiten, und wenn die Flammen dann noch einen schwarzmagischen Ursprung hatten, war ein Löschen mit Wasser so gut wie unmöglich.
Ich hatte meinen Optimismus nicht verloren und sagte: »Wir kriegen ihn noch, das spüre ich einfach. Zudem weiß er, dass er in mir einen Feind hat. Das Kreuz hat ihn erschreckt, denn er hat es nicht geschafft, seine Geiseln zu verbrennen.«
»Das kann man dir gar nicht hoch genug anrechnen, John.«
»Ach, vergiss es.«
Das Telefon meldete sich. Sofort spürten wir beide den Strahl der Hoffnung, der uns erfasste.
Ignatius hob ab. Er lauschte nur kurz, nickte und sagte: »Ja, er kann sofort zu uns kommen.« Ignatius legte auf. »Mario Carlesi wird gleich eintreffen.«
»Hoffentlich hat er gute Nachrichten.«
»Das glaube ich nicht.«
Mario war wenig später da, und wir sahen ihm an, dass er nichts Neues wusste. Er nahm auf einem Stuhl Platz, schloss für einen längeren Moment die Augen und schüttelte den Kopf. »Es ist wie verhext, aber wir sind leider keinen Schritt weiter gekommen.«
»Wir auch nicht«, tröstete ich ihn.
»Dabei ist die Fahndung intensiviert worden. Nicht nur die Polizei weiß
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