Der Feuer-Dämon
gerichtet, denn er fühlte sich in seinem Innern wie verbrannt.
Was tun?
Erst mal nachdenken. Er war der Meinung, dass er ausreichend Distanz zwischen sich und diesen John Sinclair gebracht hatte. Alles andere würde sich ergeben, und er war froh, als er eine leere Bank sah, die im Schatten hoher Büsche stand, die zu einer winzigen Gartenanlage gehörten.
Schwer atmend ließ er sich auf die Bank fallen. In seinem Innern war alles anders. Da wallte die Hitze, die auch sein Gesicht erreichte und es rötete. Er hatte das Gefühl, sogar Glut in den Augen zu spüren. Hätte er einen Spiegel dabei gehabt, dann hätte er hineingeschaut.
Das Feuer loderte weiter, nur nicht mehr so schlimm. Und es war keine normale Hitze, die ihn fesselte. Er schwitzte nicht. Normalerweise wäre er schweißüberströmt gewesen. Nach dieser Hitze in seinem Innern und der schnellen Flucht. Aber das traf nicht zu, denn was ihn in Schach hielt, war etwas völlig anderes.
Er saß auf der Bank und grübelte darüber nach, wie es weitergehen konnte. Eine Idee hatte er nicht. Es würde alles so bleiben wie vorgesehen, aber er hatte eine Niederlage erlitten, und jetzt fürchtete er sich davor, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Mit Versagern ging der Feuer-Dämon nicht eben sanft um.
Kinderlachen drang plötzlich an seine Ohren. Er hatte sich so in sich selbst zurückgezogen, dass ihn dieses Geräusch erschreckte und er hochzuckte.
Er öffnete die Augen und sah die Kinder in seiner Nähe. Sie spielten mit einem bunten Ball, der einen Tritt bekommen hatte und durch Zufall auf ihn zurollte.
Ein Mädchen lief hinter dem Ball her. Seine weiße Hose hatte Schmutzflecken bekommen, das Gesicht war gerötet, und Justus streckte sein linkes Bein vor, um den Ball zu stoppen. Das gelang auch. Er rollte sogar etwas zurück und auf das Mädchen zu.
Die Kleine packte den Ball. Richtete sich wieder auf, hob den Blick, und sie sah aus, als wollte sie sich bedanken. Das schaffte sie nicht mehr, denn sie hatte einen Blick in das Gesicht des Manns in der Soutane geworfen.
Plötzlich verzerrten sich ihre Züge. Dann schrie sie auf, drehte sich um und rannte weg. Sie hatte wirklich den Eindruck gemacht, als hätte der Leibhaftige vor ihr gestanden, vor dem sie nun zu den anderen flüchtete.
Siegel wusste genau, dass seine Zeit hier auf der Bank abgelaufen war. Dass die Kleine bei seinem Anblick so geschrien hatte, war sicherlich nicht grundlos passiert. Er konnte sich nur vorstellen, dass es dabei um seine Augen ging und um nichts anderes.
Sein Gesicht war normal, nicht aber die Augen, und genau das hatte er auch gespürt.
Er stand auf und lief weg. In Deckung der Gartenanlage suchte er sein Heil in der Flucht. Sein Plan stand bereits fest. Er wollte auf keinen Fall durch Rom irren und seine Spuren hinterlassen. Er hätte zahlreiche Menschen in Brand stecken können, was er natürlich gern getan hätte, aber davon hielt ihn die Vernunft ab.
Er musste zum Tiber. Zu seinem Versteck, das in der Nähe der Engelsburg lag. Die kleine Kapelle, die vergessen war. Seine neue Heimat, die noch niemand entdeckt hatte. Dort waren die großen Pläne geschmiedet worden. Rom hatte schon einmal gebrannt. Das lag verdammt lange zurück, und er wollte, dass auch in der Gegenwart wieder die Feuer loderten, so wie es der mächtige Feuer-Engel verlangte.
Justus Siegel war ein zweier Nero!
Es war zu schön, um wahr zu sein. Es würde alles auf den Kopf stellen, die Menschen würden durchdrehen. Panik würde über die Stadt kommen, und dann war seine große Zeit gekommen.
Diese Träume trieben ihn an. Er lief mit hastigen Schritten und war froh, als er einen Platz erreichte, wo zwei Taxen standen.
Er klopfte an die Scheibe des ersten Wagens. Der Fahrer hatte ein wenig gedöst. Jetzt schreckte er hoch und drehte den Kopf nach rechts.
»Kann ich einsteigen?«
»Klar doch. Wohin?«
Justus Siegel stieg erst ein und schnallte sich an. Dann sagte er sein Ziel.
»Gut, Padre.«
»Danke, mein Sohn.« Justus fiel erst jetzt wieder ein, welche Kleidung er trug, und daran wurde er natürlich gemessen. Alles war wieder korrekt und gerichtet, und er strich sich sogar den Staub so gut wie möglich von der Kleidung.
Der Fahrer war ein älterer Mann mit einem grauen Oberlippenbart. Er warf seinem Fahrgast hin und wieder einen Blick zu, enthielt sich aber eines Kommentars.
Auch Siegel waren die Blicke aufgefallen, und sie gefielen ihm nicht. Er hielt sich mit einem Kommentar zurück,
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