Der Feuer-Dämon
natürlich.«
»Man hält nach euch Ausschau.«
Ich lächelte das Handy an. »Wenn du möglicherweise deine Beziehungen spielen lassen könntest, Ignatius, wären wir dir sehr verbunden. Ich habe keine Lust, von den Kollegen gejagt zu werden. Andere Dinge sind jetzt wichtiger. Du kannst nur noch berichten, dass man eine verbrannte Leiche abholen soll...«
Mario hatte zugehört und flüsterte mir die Anschrift zu, die ich weitergab.
»Bene, John. Ich werde zusehen, was ich für einen alten Freund und Geisterjäger tun kann.«
»Danke im Voraus.«
»Und was ist mit Siegel?«
Ich hatte mit dieser Frage gerechnet und holte zunächst tief Luft. »Was soll damit sein, Ignatius. Er ist uns entkommen. Ich konnte es nicht ändern und kann ihn auch nicht zurückholen, weil ich nicht weiß, wo er sich aufhält. Er wird seinen Weg gehen, und wir werden ihn nicht davon abhalten können.«
»Du meinst, dass noch mehr Menschen in Flammen aufgehen werden?«
»Wenn er durchdreht, dann schon. Er ist nicht allein. Es gibt jemand im Hintergrund. Ein gefährlicher Dämon, einer, der das Feuer beherrscht. Ich habe das Gefühl, dass er sich neue Order holt. Ich bin davon überzeugt, dass es einen Platz geben muss, wo er sich mit diesem Feuer-Dämon trifft, von dem wir leider nichts wissen.«
»Rom ist groß, John.«
»Ich weiß.«
»Und unsere Chancen sind verdammt gering.«
»Das ist mir auch klar. Dennoch denke ich nicht daran, so einfach aufzugeben.«
»Okay, das versteht sich. Die Fahndung nach ihm läuft. Ob sie allerdings Erfolg haben wird, kann ich nicht sagen. Rom ist einfach zu groß. Da muss er schon selbst einen Fehler begehen, um aufzufallen. Außerdem wird er sauer sein, denn er hat letztendlich verloren.«
»Nur eine Schlacht und keinen Krieg.«
»Ja, John, einverstanden. Ich werde versuchen, aus den Teilen, die wir kennen, ein Bild zusammenzusetzen. Möglicherweise haben wir etwas übersehen, denn das Feuer hat in dieser Stadt schon immer eine große Rolle gespielt. Erinnere dich daran, dass es ein gewisser Nero war, der die Stadt in seinem Wahn in Brand gesteckt hat, und es gibt da eine alte Legende, die ich mal gelesen habe.«
»Welche?«
»Nun ja, dass Nero Hilfe hatte. Nicht von Menschen, sondern von finsteren Göttern. Vielleicht würde man heute Dämonen dazu sagen, aber das ist alles nicht sicher.«
»Hört sich aber nicht schlecht an.«
»Du meinst, dass es eine Spur sein könnte?«
»Alles könnte eine Spur sein. Wir wissen zu wenig.«
»In dem Fall kümmere ich mich darum.«
»Das ist gut. Wir müssen jedenfalls alles versuchen. Auch das Unmögliche.«
Ignatius wechselte das Thema. »Kommt ihr her, oder muss ich mich wieder melden?«
»Das brauchst du nicht. Wir kommen zu dir.«
»Dann bis später.«
Ich überlegte, ob mir das Gespräch etwas gebracht hatte. Möglicherweise waren wir auf eine Spur gestoßen, die ihren Ursprung im Altertum hatte. Das war nicht mehr als ein Hinweis.
Mario Carlesi schaute mich mit einem fragenden Blick an, den ich gut verstand.
»Wir können gehen.«
»Ich aber nicht«, sagte Romina. »Ich möchte nach Hause.«
Das konnten wir verstehen und erkundigten uns, ob wir sie hinbringen sollten.
»Nein«, sagte sie leise. »Ich kann mir selbst helfen. Ich werde ein Taxi nehmen.«
»Sind Sie sicher, dass Sie allein zurechtkommen?«
»Das bin ich.«
Die Frau war erwachsen. Wir wollten nicht mehr länger drängen und standen auf. Wohl fühlten wir uns nicht in unserer Haut.
Als sie mir die Hand gab, legte sich ein schüchternes Lächeln auf ihre Lippen.
»Schade«, sagte sie leise.
Ich hob die Schultern, weil ich wusste, was sie im Endeffekt meinte. »Man kann manchmal nicht alles haben.«
» Si , so ist das Leben.«
Romina verließ als Erste die kleine Trattoria. Wir folgten ihr, und Claudia ging wieder in unserer Mitte.
»Fangt ihn«, flüsterte sie. »Fangt ihn! Ich will nicht verbrennen, verflucht.«
»Keine Sorge, wir kriegen ihn.« Mario Carlesi hatte die Antwort sehr überzeugend gegeben. Ob sie allerdings zutraf, das stand in den Sternen...
***
Justus Siegel spürte die Hitze in sich, die nur allmählich abnahm. Er rannte einfach weg, und es war ihm dabei egal, ob er in seiner Kluft auffiel oder nicht.
Er musste eine große Entfernung zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen. Es wurde ihm bewusst, dass er diesmal verloren hatte. Er war nicht stark genug gewesen. Sein Feuer hatte nicht gewirkt, und es hätte sich beinahe noch gegen ihn
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