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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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sich in eine Wärme zu legen, die jeden Muskel durchdringt, während einem die Schultern massiert werden, die Kopfhaut eingeweicht und die Haut mit entspannenden Kräutern eingerieben wird. Ximena trocknet mich ab und hüllt mich in ein weiches Gewand, bevor sie mich auf der Bettkante Platz nehmen lässt, um mein Haar zu kämmen.
    Ich schließe die Augen und genieße die Bürstenstriche, wenn sie gelegentlich meinen Hals berühren.
    »Hast du meine Nachricht bekommen?«, frage ich sie.
    »Welche Nachricht?« Ich spüre ein leises Ziepen, als sie ein wenig Sonnenblumenöl in meine Haarspitzen einarbeitet.
    »Vor ein paar Wochen habe ich dir eine Nachricht geschickt, um dir zu sagen, dass ich wohlauf bin.«
    »Ich habe Brisadulce schon vor mehr als einem Monat verlassen.«
    »Oh.«
    »Diese Kleider, die du getragen hast«, sagt sie nun ruhig. »Sie waren über und über mit Blut bespritzt.« Mit gemessenen Strichen kämmt sie mir wieder das Haar.
    Ich wage nicht, die Augen zu öffnen, und es dauert eine Weile, bis ich etwas sagen kann. »Ja«, bringe ich schließlich heraus. »Ximena, kann ich dir all das ein anderes Mal erzählen?«

    »Natürlich, mein Himmel.« Ihre Bürstenstriche sind so sanft, so lang gezogen, als ob es ihr große Freude bereitet, mein Haar unter ihren Händen zu fühlen. »Du hast dich verändert«, sagt sie, aber es liegt kein Vorwurf in ihren Worten.
    Ja. Auf so vielfältige Weise. Ich entscheide mich, das Offensichtlichste anzusprechen. »Die Wüste hat ein wenig Fleisch von meinen Knochen geschmolzen.«
    Sie flicht mir geschickt das Haar, dann zieht sie mir ein weiches grünes Kleid an, das sie aus den Beständen des Hofes hat bringen lassen. Es ist etwas zu weit an der Taille und über meinen Brüsten etwas eng, und verglichen mit meinen Wüstengewändern oder der Reitkleidung nicht besonders warm. Aber als ich Ximenas Gesicht ansehe, wie sie mich darin betrachtet, mag ich mich deswegen nicht beklagen.
    Ein Wächter kommt, um mich zu Lord Hectors Räumen zu eskortieren. Bevor ich aus der Tür trete, umfasst mich Ximena und zieht mich an ihre Brust. Das Gesicht in ihren Haaren verborgen, lächele ich. »Wir haben die ganze Nacht, um uns alles zu erzählen. Und auch morgen den ganzen Tag«, flüstere ich.
    Sie lässt mich los und tritt einen Schritt zurück, das Kinn hoch erhoben. »Und ich möchte alles bis in die kleinsten Einzelheiten hören. Während du unterwegs bist, werde ich noch ein paar andere Kleider für dich auftreiben.«
    Mein Blick fällt auf meinen Rucksack, der nahe beim Kamin steht. Alles, was ich brauche, ist darin: ein zusätzliches Übergewand, ein Messer, eine Zunderbüchse, ein wenig Unterwäsche. Aber wahrscheinlich werde ich nun wieder eine Prinzessin sein müssen. »Danke, Ximena. Ich komme bald zurück.«

    Hectors Gemach ist nur zwei Türen von meinem entfernt. Meine Wüstengefährten und einige seiner eigenen Wachleute haben es sich auf Kissen bequem gemacht, als ich eintrete. Sie starren mich überrascht an, wie ich in der Tür stehe, denn ich bin die Einzige, die für einen Auftritt bei Hofe gekleidet ist. Die anderen haben lediglich neue und saubere Kleidung gewählt, aber immer noch nach Wüstenart. Mara bedenkt mich mit einem leeren Blick, und Jacián sieht auf seine Knie. Als ich die Tür hinter mir schließe, fühle ich eine Wehmut, von der ich nicht weiß, ob ich sie begreife.
    Hector neigt den Kopf zum Gruß. »Nun, da die Prinzessin hier ist, können wir anfangen.«
    Ich nehme auf einem Kissen neben Cosmé Platz und frage dann: »Lord Hector, könntet Ihr uns zu Beginn erst einmal erklären, wieso Ihr hier in Basajuan seid? Ich dachte, der Leibgardist des Königs würde niemals von der Seite Seiner Majestät weichen.«
    »Üblicherweise nicht. Nun hat der König jedoch die Evakuierung von Conde Treviños Besitzungen angeordnet, kurz nachdem Ihr verschwunden seid«, berichtet er mit ernstem Gesicht. »Er bot dem Bergvolk sichere Unterkünfte hinter den Mauern von Brisadulce. Aber der Conde weigerte sich.«
    »Treviño glaubte, er hätte einen Frieden aushandeln können«, sagt Cosmé.
    Hector nickt. »Das erklärte er auch in der Nachricht, die wir von ihm erhielten. Condesa Ariña gab sich alle Mühe, den König davon zu überzeugen, dass die Worte ihres Vaters der Wahrheit entsprächen. Seine Majestät zögerte lange, aber schließlich hatte das Wort anderer Ratgeber mehr
Gewicht, und er beorderte mich hierher, um die Evakuierung zu überwachen. Er

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