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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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immer sehr müde und fühle mich so allein.
    Plötzlich merke ich, dass ich mich in Alejandros Richtung lehne. Es wäre schön, seine Arme um mich zu fühlen, wie an dem Tag, als uns die Perditos angriffen, oder letzte Nacht, als ich ihm sagte, dass ich ihm vertrauen will. Aber ich bremse mich. In dieser steifen Umgebung bin ich noch nicht offiziell seine Frau und trotz der Unterhaltung in unserer Hochzeitsnacht wahrscheinlich nicht einmal seine Freundin.
    Vielleicht spürt er meine plötzliche Traurigkeit, denn ich sehe eine Frage in seinen Augen. Ich bringe ein kleines Lächeln zustande. Die schöne Lady Ariña beobachtet uns. Sie zieht eine kindische Schnute, als wollte sie gleich anfangen zu weinen. Dann wird sie sich meines Blickes bewusst und sieht auf ihren Teller. Neugierig geworden, betrachte ich nun ihr Profil. Da ist etwas in ihren groß aufgerissenen Augen und an der Art, wie sie schluckt, das von Verletzung kündet.
    »Was ist denn?«, flüstert Alejandro.
    Ist da etwas zwischen dir und Ariña? »Äh … vielen Dank,
dass du mir heute Morgen Cosmé geschickt hast, um mir zu helfen.«
    »Cosmé war bei dir? Ich habe das Mädchen nicht zu dir gesandt.« Besorgnis schwingt in seinem Flüstern mit. »Ich habe niemanden geschickt. Eigentlich hatte ich die Absicht, dir das Frühstück in deine Suite bringen zu lassen.« Er wird noch leiser. »Cosmé ist Ariñas Dienerin.«
    »Ich verstehe.« Und das tue ich wirklich. Ariña wollte etwas über Alejandros besonderen Gast herausfinden. Wie wird sie reagieren, wenn sie von unserer Hochzeit erfährt?
    »Ich kann ihr verbieten, weiter zu dir zu kommen.«
    Erst will ich nicken, dann überlege ich es mir anders. »Nein. Aber vielen Dank trotzdem.« Dann zieht sich ein feines Lächeln über meine Lippen. »Hab keine Angst, Königin zu sein«, hat Alodia gesagt. Zwar bin ich noch nicht Königin, aber ich will es ganz bestimmt werden.
    Also beuge ich mich an ihm vorbei zu Ariña. »Condesa?«
    »Hoheit?« Ihre Stimme ist freundlich und unverfänglich.
    »Vielen Dank, dass Ihr mir heute Morgen Eure Zofe überlassen habt. Ich habe meine auf unserer Reise unter tragischen Umständen verloren, und Cosmés Gegenwart war so beruhigend für mich.«
    Ariña lächelt katzenhaft. »Es war mir ein Vergnügen.«
    »Ich habe mich gefragt, ob Ihr wohl bereit wärt, mir Cosmé für die Dauer meines Aufenthalts zu überlassen? Sie leistet hervorragende Arbeit.«
    Ariñas Gesicht erstarrt für einen so kurzen Augenblick, dass ich mir fast sicher bin, es mir nur eingebildet zu haben. »Natürlich, Hoheit.« Sie neigt den Kopf in perfekter Ergebenheit.

    »Vielen Dank.«
    Die Belleza Guerra widmet der Kunst, wie man sich seine Feinde so in seiner Nähe hält, dass man sie gut beobachten kann, mehrere lange Abschnitte, und ich weiß, dass Alodia meinen Schachzug sehr loben würde. Anschließend beende ich mein Frühstück mit echtem Genuss und lasse mir die kleinen Quiches und scharf gewürzten Würstchen von Herzen schmecken.

6

    N ach dem Frühstück nimmt Lord Hector mich beiseite. Als ich den Blick hebe, sehe ich in seine dunklen Augen – dunkler noch als Alejandros – und in sein raues, schnurrbärtiges Gesicht. Seine Haut ist für einen so jungen Mann viel zu wettergegerbt und vernarbt, aber ich hätte ihn nicht für unfreundlich halten dürfen. Vielleicht für hart, aber nicht unfreundlich.
    »Hoheit, Alejandro hat mir aufgetragen, Euch zu warnen.« Er spricht schnell und leise. »Ihr dürft innerhalb des Palastes oder in der Stadt Brisadulce natürlich gehen, wohin Ihr wollt, aber Ihr solltet Euch stets von Ximena begleiten lassen. Es ist sonst nicht sicher.«
    Ich nicke mit großen Augen, wobei mich seine Warnung ebenso erstaunt wie die Andeutung, dass Ximena tatsächlich in der Lage ist, mich zu beschützen.
    »Wenn Ihr für heute keine anderen Pläne habt«, fährt er fort, »dann hat Ihre Majestät vorgeschlagen, dass ich Euch ein wenig herumführe.«
    Natürlich habe ich keine anderen Pläne. »Vielen Dank, Lord Hector. Das wäre mir sehr recht.« Zu Hause in Orovalle
würde ich mich jetzt in Meister Geraldos Studierzimmer begeben. Womit werde ich hier meine Tage füllen?
    »Dann also in einer Stunde.« Er verneigt sich tief und tritt wieder zu Alejandro. Ich hingegen ziehe mich in meine Suite zurück, um einen Brief zu schreiben.
    Liebe Alodia,
Ximena und ich sind heil in Brisadulce angekommen. Mit großer Trauer muss ich dir jedoch berichten, dass uns Aneaxi von einem

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