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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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mich wie eine Faust in den Magen.
    Meine Stimme ist angespannt und schwankend. »Begleitet sie Seine Majestät oft?«
    Cosmé steht auf, die Schultern schief durch den schweren Eimer mit Ruß und Asche. Eine grauschwarze Spur zieht sich über ihre hübsche Stirn. »Sie fahren so oft gemeinsam weg, wie es geht. Sie begleitet ihn fast so oft wie Lord Hector. Hättet Ihr heute Abend gern ein Feuer, jetzt, wo alles wieder sauber ist?«

    »Nein, danke«, flüstere ich. Wer braucht in diesem warmen Land überhaupt ein Feuer? Die Hitze zieht mir jetzt schon den Hals zusammen, dass ich kaum atmen kann.
    In dieser Nacht schleiche ich mich hinunter in die Küche, als Ximena eingeschlafen ist. Der Küchenmeister ist schon damit beschäftigt, die Brote für den nächsten Tag zu backen. Er sagt nichts, als er meine unvergossenen Tränen spürt, sondern deutet nur auf eine Bank nahe dem runden Ofen und reicht mir einen Teller mit Käse. Eine stark riechende Auswahl mit winzigen Pfefferstücken kitzelt meine Zunge. Ich esse, bis mein Bauch wehtut, bis ich die verschiedenen Pfeffernuancen nicht mehr unterscheiden kann. Das Essen spüle ich mit zwei Gläsern Wein herunter und kehre dann verstohlen in meine Räume zurück.
    Am nächsten Tag macht mir General Luz-Manuel, ein Mann, den ich nur einmal über verschiedene Speisenplatten hinweg gesehen habe, seine Aufwartung. Weil ich so wenig geschlafen habe, schmerzt mein Kopf, und deswegen gestatte ich es mir, ihn mit einer Entschuldigung abzuweisen und zu sagen, ich sei krank. Ich weiß, dass ich Alejandro im Stich lasse, indem ich ein Mitglied seines Hofstaats nicht zu mir vorlasse. Nun bin ich erst so kurze Zeit mit ihm verheiratet und schon habe ich versagt. Aber im Augenblick fällt es mir schwer, solche Dinge wichtig zu nehmen.
    Mein Ehemann hat eine Geliebte. Das weiß ich sicher. »Geliebte« war für mich immer ein etwas unanständiges Wort, mit einem irrealen Klang. Ich bin ein naives Kind, und diese Sache überfordert mich.
    Also bleibe ich den ganzen Tag im Bett. Über den Baldachin flimmert Condesa Ariñas Gesicht – das Korallenrot ihrer
leicht geröteten Wangen, die Weichheit ihrer Haut. Sie besitzt einen Teil meines Ehemanns, der sich mir überhaupt noch nicht geöffnet hat. Ich versuche, sie mir nicht miteinander vorzustellen, aber ich kann die Bilder nicht abwehren. Dann, ohne dass ich es will, fühle ich seine Hände auf meiner nackten Haut. Es ist aufregend und erschreckend, und ein Teil von mir ist glücklich darüber, dass diese Fantasie vielleicht niemals Wirklichkeit werden wird. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es ertragen könnte, nackt vor ihm zu stehen.
    Am späten Nachmittag bringt ein Page eine Nachricht vom Taubenschlag. Ximena greift hastig nach ihr und schickt den Jungen wieder weg, bevor er Fragen stellen kann. Sie bricht das Siegel des kleinen Behälters und reicht ihn mir. Ich erkenne Alodias eilige Schrift.
    Liebste Elisa,
mein Beileid wegen Aneaxis Hinscheiden.
Deine Stellung in Joya d’Arena war kein Teil unserer Vereinbarung. Er willigte ein, dich vor den Augen der Edelleute von Orovalle zu ehelichen und dich sicher in sein Land zu bringen. Im Gegenzug wird ihm Papá Truppen schicken, um ihm im kommenden Krieg gegen Invierne beizustehen.
Elisa, kleine Schwester, wenn du von der Überzeugung und auch vom Titel her Königin von Joya d’Arena sein möchtest, kann dir das gelingen, aber du musst deine eigenen Entscheidungen fällen. Ich kann dir diesbezüglich keinen Rat geben.
Aber ich glaube fest daran, dass du eine großartige Königin sein kannst, wenn du es willst.
Papá lässt dich innigst grüßen.
Alodia

    Wieder und wieder lese ich den Brief und stelle mir dazu das verärgerte Gesicht meiner Schwester vor. Als wir beide noch Kinder waren, schnaubte sie immer leise und verdrehte die Augen. Die Lucero-Elisa, die ich noch vor einem Monat war, hätte diesen Brief als eine erwachsene Version genau dieser verächtlichen Miene betrachtet, als Ausdruck der Enttäuschung darüber, dass es mir nicht gelingen will, den Erwartungen zu genügen, die Alodia und Papá in mich setzen. Aber nun spüre ich die Wahrheit. Alodia glaubt, dass ich das Spiel ebenfalls beherrschen kann, wenn ich es will, und zwar gut.
    Sie glaubt, ich könnte eine großartige Königin abgeben.
    Das ist ein berauschendes Gefühl. Zögernd frage ich mich, ob sie vielleicht recht hat. Zu herrschen hat mich nie gelockt. Regieren, das ist anstrengend und erschöpfend, aber

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