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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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dahin. Und jetzt zu der Frage, wie wir wieder freikommen ...« Kip ging einmal um das ganze Boot, um zu sehen, wie weit es sich über das Wrack geschoben hatte, und zeigte dann nach hinten zur Steuerbank.
    »Wenn wir drei uns dorthin stellen, müsste der Bug sich weit genug heben, um freizukommen.«
    Er kehrte mit Mera zu Girdhan zurück, und auf seine Anweisung hin stiegen sie einer nach dem anderen auf die Bank. Es war eine wackelige Angelegenheit, denn es gab nichts, woran sie sich festhalten konnten, außer aneinander. Doch zu ihrer Enttäuschung rührte sich die »Seeschäumer« nicht einen Fingerbreit.
    »Wir müssen wippen!«, erklärte Kip und begann auch gleich damit. Mera und Girdhan taten es ihm nach, und als sie begannen, im gleichen Takt zu schaukeln, spürten sie, wie die »Seeschäumer« sich bewegte. Ein schabendes Geräusch war zu hören, und plötzlich ging es ganz schnell.
    Der Bug schlug hoch, schwang herum und klatschte seitlich in einen Wellenkamm, der das Boot zusätzlich schwanken ließ. Gleichzeitig verloren alle drei das Gleichgewicht. Doch während Kip sich aus Erfahrung gekonnt nach vorne warf und ins Boot fiel, stürzten Mera und Girdhan ins Wasser. Der Junge schaffte es noch, die Reling zu packen und sich daran festzuhalten, aber Mera versank.
    Sie schlug gegen das Wrack und spürte, wie ihr Kleid irgendwo hängen blieb. Verzweifelt versuchte sie sich loszureißen, schaffte es aber nicht und geriet in Panik. Sie wollte schreien und bekam sofort Wasser in den Mund. Gleichzeitig fühlte sie, wie das Wrack sich drehte und sie immer weiter nach unten zog.
    Noch während sie verzweifelt um sich schlug, spürte sie eine Berührung an der Schulter. Sie drehte den Kopf, nahm aber nur einen Schatten wahr, der mit aller Kraft an ihrem Kleid zerrte und es schließlich zerriss. Mera kam frei und schoss wie ein Korken nach oben. Der Schatten folgte ihr, und als sie die Wasseroberfläche durchstieß und nach Luft schnappte, entpuppte er sich als Girdhan, der nach ihr getaucht war.
    »Danke«, flüsterte sie, während sie Wasser auswürgte.
    »Das war klasse!« Kip streckte ihnen die Hände entgegen und schien nicht zu wissen, wen von ihnen er als Ersten an Bord ziehen sollte. Girdhan nahm ihm die Entscheidung ab, indem er Mera aus dem Wasser hob. Er half Kip noch, sie ins Boot zu ziehen, dann krallte er sich mit den Fingerspitzen am Holz fest, stieß sich ab und schwang sich über die Bordwand.
    »Wie geht es dir?«, fragte er besorgt.
    Mera hatte ihr Kleid bei der Rettung verloren und hockte nunzitternd und hustend im Hemdchen auf dem Boden des Bootes. Im Augenblick schien sie noch nicht so recht zu begreifen, was eben geschehen war.
    »Das war knapp!«, sagte sie nach einer Weile.
    Kip nickte wie ein alter, erfahrener Seebär. »Das war es wirklich. Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als dieses eklige Wrack auf einmal begonnen hat, sich zu drehen. Aber was war mit dir los? Sonst bist du doch auch nicht auf den Kopf gefallen.«
    »Meras Kleid ist an einem Wrackteil hängen geblieben, und sie konnte sich nicht selbst befreien«, erklärte Girdhan.
    »Ich hätte es vielleicht geschafft, wenn dieses Ding mich nicht nach unten gedrückt hätte!« Mera schüttelte sich, denn so nah wie gerade war sie dem Tod noch nie gekommen. Ein Teil von ihr sehnte den »Blauen Fisch« und das gemütliche Leben herbei, das sie dort geführt hatte. Doch sie wusste selbst, dass dies nicht mehr möglich war. Sie und Girdhan waren heimatlos, und sie würden von Glück sagen können, wenn sie nicht erneut in solch gefährliche Situationen gerieten wie eben.
    Während Girdhan eine Decke holte und die frierende Mera darin einhüllte, nahm Kip die Laterne und untersuchte das Boot, um zu sehen, ob es durch das Auflaufen auf das Wrack beschädigt worden war. Zu seiner Erleichterung waren alle Planken heil, und es drang nirgends Wasser ein. Danach übernahm er wieder das Steuer und richtete den Kurs nach den Sternen aus.
    Nach diesem Zwischenfall war an Schlaf nicht mehr zu denken. Die drei hockten eng aneinandergekuschelt auf der Steuerbank. Timpo saß auf Meras Schoß und leckte ihre Finger, während Fleckchen vor ihr lag und sich von ihren Zehen den Rücken massieren ließ. Während sie so dasaßen, stellten sie alle möglichen Theorien auf, wer das Wrack versenkt haben konnte.
    »Das waren ganz sicher Gurrländer«, erklärte Kip kategorisch. »So hoch im Norden?«, wandte Mera ein.
    »Viel weiter im Süden waren die, die

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