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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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die Violette sich dafür, auf das Boot zuzukriechen. Schließlich griff sie nach der Reling und versuchte an Bord zu klettern. Doch dabei geriet das Wrackteil ins Schwanken, so dass sie ins Wasser zu rutschen drohte.
    Im letzten Augenblick griff Girdhan zu, zog sie an Bord und trat dann ein paar Schritte zurück. Das Mädchen wischte sich die Salzkörner ab, die auf seinem Gesicht klebten, stand auf und bedachte die drei auf dem Boot mit einem missbilligenden Blick.
    »Ich bin Careela, Prinzessin von Ardhenu. Ihr habt mich mit Euer Hoheit anzusprechen.«
    Mera kletterte vom Mast herab und sah Careela kopfschüttelnd an. »Auf deiner Planke hat wohl die Sonne zu heiß geschienen, was?«
    »Rüpel«, klang es spitz zurück.
    »Wenn, dann Rüpelin«, antwortete Mera achselzuckend. Sie drehte sich zu ihren Freunden um und tippte sich an die Stirn.
    »Da ziehen wir dieses aufgeblasene Püppchen aus dem Wasser, und es verlangt, als Hoheit angeredet zu werden. Aber um auch uns vorzustellen. Das hier ist Kapitän Kip, der Kommandant und Eigner dieses Schiffes, das Girdhan, der Steuermann, und ich ...« Mera verstummte für einen Augenblick, weil sie sich nicht als Schiffsjunge oder Leichtmatrose vorstellen wollte, und verfiel dann auf eine Alternative. »Ich bin Mera, die Wetterhexe!«
    »Pah! Du willst eine Wetterfühlerin sein?« Careelas Nase wanderte so hoch, dass sie beinahe die Wolken vom Himmel kratzen konnte.
    »Auf jeden Fall bin ich gut genug, um sagen zu können, dass wir bald in einen Sturm geraten werden, wenn wir nicht schleunigst den Kurs ändern!« Mera wusste selbst nicht, wie sie darauf kam, doch als sie in die entsprechende Richtung schaute, glaubte sie durch den blauen Himmel hindurch schwarze Wolken zu sehen, die schneller auf sie zurasten als ein galoppierendes Pferd.
    Kip wechselte einen kurzen Blick mit Girdhan und zog, als dieser nickte, das Steuer herum. Als die »Seeschäumer« auf neuem Kurs lag, siegte jedoch seine Neugier, und er sah Careela fragend an.
    »Was ist eigentlich mit deinem Schiff passiert?«
    Careela musterte ihn mit einem finsteren Blick. »Mit Eurem Schiff! So viel Höflichkeit hast du mir entgegenzubringen. Schwarze Galeeren haben mein Schiff angegriffen und versenkt. Was aus meinen Begleitern geworden ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich haben diese schwarzen Ungeheuer sie alle umgebracht! Ich selbst konnte auf diese Planke klettern und dadurch diesen Schurken entkommen.« Die Prinzessin funkelte Girdhan dabei so zornig an, als würde sie ihn für diesen Angriff verantwortlich machen.
    Mera tippte sich gegen die Stirn und erntete ein empörtes Schnauben bei Careela. Dann aber stupste diese sie an und zeigte auf die Salzkrusten auf ihrem Kleid.
    »Ich wünsche, mich umzuziehen. Ich hoffe, ihr habt angemessene Kleidung für mich an Bord.«
    Mera deutete eine spöttische Verbeugung an. »Ich bedauere, Euer Hoheit mitteilen zu müssen, dass dies nicht der Fall ist. Die einzige Ersatzkleidung habe bereits ich an.«
    »Ich will aber andere Kleider. Die hier scheuern mich wund!« Careela zeigte dabei auf ihren Hals, der tatsächlich ein wenig rot schimmerte.
    »Was ich nicht habe, kann ich dir auch nicht geben.« Mera glaubte mit diesem Satz alles gesagt zu haben, doch so leicht gab Careela nicht auf.
    »Dann wünsche ich umgehend an Land gebracht werden, damit ich dort meine Garderobe wechseln kann.«
    »Geht leider nicht. Wir laufen unterwegs keinen Hafen an. Und jetzt sei endlich ruhig! Ich will auf den Wind hören.« Mera drehte der Geretteten den Rücken zu und ging zum Bug. Tatsächlich hatte der Wind ein wenig aufgefrischt und blies nun schräg von vorn. Er fühlte sich kalt an, und sie glaubte, die Kraft von tausend Blitzen in ihm zu spüren.
    »Wir sollten noch mehr nach links steuern«, riet sie Kip.
    Auch er schien den aufkommenden Sturm wahrzunehmen, denn er meckerte nicht, weil sie links statt backbord gesagt hatte, sondern folgte ihrer Anweisung.
    Girdhan, der Mitleid mit Careela empfand, hatte unterdessen Kips Becher mit Trinkwasser gefüllt und reichte ihr das Gefäß. »Hier, du hast gewiss Durst!«
    Die violetten Augen in ihrem fein gezeichneten Gesicht leuchteten auf, und sie schlug ihm den Becher aus der Hand. »Von einem dreckigen Gurrländer nehme ich nichts an!«
    »Dumme Ziege! So viel Trinkwasser haben wir auch nicht an Bord, als dass man es einfach so wegschütten könnte«, fuhr Kip auf.
    Careela antwortete jedoch nur mit einem hochnäsigen Schnauben und ging

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