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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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in der Farbe des grünen Dämonen Tenelin verzichtet. Diese Tatsache versöhnte Ilna ein wenig mit der Machtdemonstration ihrer Farbfeinde. Vielleicht würden die großen malvonischen Schiffe sogar den Schlüssel zum Erfolg gegen die mächtigen schwarzen Galeeren darstellen. Ihre eigenen Segler waren diesen Kampfmaschinen, die mit ihren Rudern dem Wind trotzen konnten, nicht gewachsen.
    »Ich muss mich auf die Begegnung mit den Dämonenknechten vorbereiten«, sagte Yanga, anstatt zu bitten, ob sie gehen dürfe, und verließ den Aussichtserker der Burg.
    Ilna V. blickte ihr nach und versuchte, ihren Zorn über das Benehmen dieser Frau herunterzuschlucken. Mit Torrix war das Leben weitaus leichter gewesen. Der Magier hatte es trotz seiner großen Erfahrung und der Tatsache, dass sie bereits die dritte Königin war, der er diente, niemals am nötigen Respekt mangeln lassen. Yanga aber benahm sich so, als wäre sie selbst die Herrin über Ilyndhir und das Reich der Nördlichen Inseln. Nicht zum ersten Mal bedauerte die Königin, auf dieses Weib angewiesen zu sein. Keine der anderen Hexen und auch keiner der Adepten besaß genügend magische Fähigkeiten, um ihr als oberster Berater dienen zu können. Die junge Mera hätte sie vielleicht gehabt, doch das Mädchen war jetzt ebenso spurlos verschwunden wie der Hofmagier.
    Plötzlich beschlich Ilna der Verdacht, die Zweite Hexe habe den gurrländischen Spion mit Absicht entkommen lassen, weil sie damit eine mögliche Konkurrentin losgeworden war. Sie verneintediese Überlegung sofort. Jemanden zum Magier oder zur Hexe auszubilden dauerte viele Jahre. Daher hätte Mera erst in zwei oder noch mehr Jahrzehnten Yanga den Rang streitig machen können. Bis dorthin aber würde der Krieg mit Gurrland längst entschieden sein. Um die Invasoren abzuwehren, mussten sie alle Kräfte bündeln und sogar ein Bündnis mit diesem grünen Gesindel von Malvone eingehen.
    Der malvonische Segler legte gerade an. Hinter ihm passierte nun eine gelondanische Halbgaleere die Hafeneinfahrt. Dieser Schiffstyp war neu und erst gebaut worden, nachdem Gurrland die Nachbarinsel Girdania und die Ardhunischen Inseln erobert hatte. Die Halbgaleere konnte sowohl gerudert werden als auch unter Segeln fahren. Auf Ilna, die viel auf ihr Wissen über Seefahrt gab, wirkten diese Schiffe jedoch unausgegoren und wenig effektiv.
    Die drei ardhunischen Schiffe, die als Letzte erschienen, waren immer noch so schnittig wie früher. Ihre violetten Segel und Banner leuchteten im Sonnenlicht und bewiesen das kämpferische Selbstbewusstsein dieses Volkes. Nachdem die Gurrländer ihre Inseln erobert haben, waren die geflohenen Ardhunier ein Bündnis mit ihren gelondanischen Nachbarn eingegangen, ohne sich um den Farbgegensatz zwischen ihrem Violett und deren Gelb zu scheren. Ilna überlegte, ob sie selbst auch hätte klüger sein und bereits bei den ersten Anzeichen der gurrländischen Expansion auf Malvone zugehen sollen.
    Damals hatte jedoch niemand ahnen können, wie rasch die Schwarzen Galeeren vordringen und die Nachbarinseln erobern würden. Selbst Torrix hatte zum Abwarten geraten, um auf diese Weise endlich den alten Streit mit Malvone um das Inselherzogtum Teren zu beenden. Seit Jahrhunderten stritt Ilyndhir sich mit den Dämonenanbetern um Teren, und es war auch schon zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen. Derzeit herrschte ein vor dreißig Jahren ausgehandelter Waffenstillstand, der Ilyndhir den vorläufigen Besitz Terens garantierte. König Tendel von Malvonehatte jedoch nie Zweifel daran gelassen, dass er das Herzogtum irgendwann einmal zurückfordern würde. Torrix hingegen hatte gehofft, dass Ilyndhir die Insel Teren schließlich als Belohnung für eine mögliche Unterstützung der südlichen Reiche bekäme.
    »Wir hätten nicht auf Teren schauen dürfen, sondern auf Gurrland. Jetzt mag es schon zu spät sein.« Die Königin erschrak über ihre eigenen Worte, doch als sie sich umsah, ob jemand sie gehört hatte, war niemand in ihrer Nähe. Sie war allein, und dieses Gefühl machte ihr Angst.
7
    Yanga hatte den Palast der Köni gin verlassen und lief, so schnell es ihre Robe erlaubte, zum Turm der Magier hinüber. Mehrere Adepten und Schülerinnen, die ihr auf ihrem Weg begegneten, verbeugten sich tief und wagten nicht, ihr in die Augen zu sehen. Auch sie bedauerten das Verschwinden des Hofmagiers, denn Torrix hatte für jeden ein freundliches Wort übrig gehabt. Sie entschuldigten die Zweite Hexe

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