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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Jetzt verfluchte er das Schicksal, das Torrix dazu gebracht hatte, Ilynrah zu verlassen. Der blaue Magier war ein gefährlicher Feind gewesen, hätte aber auch ein ebenso starker Verbündeter werden können. Die Zweite Hexe, als die er Yanga trotz ihres Ornats erkannte, besaß weder die magischen Fähigkeiten noch die Intelligenz, die wahren Zusammenhänge zu begreifen. Außerdem haftete ihr etwas Fremdes, Unangenehmes an, das ihn schaudern ließ.
    Yanga stellte sich vor, wie es wäre, Ethrul in einen Wurm zu verwandeln, den sie bequem zertreten konnte. Allerdings war ihr klar, dass sie einem Magier seiner Stärke nicht gewachsen war. Noch nicht, schränkte sie ein. Doch sobald sie ihren Talisman offen tragen und durch ihn einen steten Strom magischer Kraft erhalten konnte, würde ihr auch ein Ethrul nicht mehr gefährlich werden. Noch war es jedoch nicht so weit, und daher hüllte sie sich in Schweigen.
    »Stimmt es, dass unsere Untertanen aus Teren sich an den Kämpfen auf Gelonda beteiligen?«, fragte die Königin in einer Mischung aus Angst und Zorn.
    Ethrul nickte. »So ist es, Euer Majestät. Das weiße Banner von Teren ist die Feindfarbe des gurrländischen Schwarz. Ist es daher nicht verständlich, dass kühne junge Männer und tapfere Jungfrauen ihre Waffen ergreifen und denen zu Hilfe eilen, die von Gurrland bedroht werden?« Noch während er es sagte, fuhr es dem Magier durch den Kopf, dass dieser Erklärungsversuch wohl besser unterblieben wäre, denn damit hatte er der blauen Hexe zu einem Vorteil in ihrer Argumentation verholfen.
    »Die Feindfarbe des heiligen Blaus von Ilyndhir und Wardania ist das Grün von Malvone. Sollten wir daher nicht besser an der Seite des schwarzen Banners von Gurrland gegen dessen Feinde kämpfen? Nach den Lehren der heiligen Farben steht Schwarz uns am nächsten.«
    »Nicht näher als unser Violett!«, protestierte eine ganz in die Farbe ihrer Göttin gekleidete Ardhunierin. »Dennoch haben die Gurrländer unsere Inseln überfallen und unser Volk bis auf jene versklavt, denen die Flucht gelungen ist!«
    Eine ihrer Begleiterinnen stimmte ihr heftig nickend zu. »Denkt an Girdania! Die Insel war das erste Opfer der Gurrländer, obwohl ihre Einwohner die gleiche magische Farbe haben.«
    Bevor Ilna V. darüber nachdenken konnte, winkte Yanga schnaubend ab. »Das war doch nur ein Trick, damit angebliche Flüchtlinge in andere Länder gelangen und dort für den gurrländischen Kaiser spionieren konnten.«
    Talena erhob sich erregt. »Die Girdanier, die nach Gelonda geflohen sind, kämpfen tapfer auf unserer Seite und fordern stets, als Erste die Waffen mit den Gurrländern kreuzen zu können. Um es offen zu sagen: Ohne den Mut der Girdanier und die Kühnheit der ardhunischen Seeleute wäre mein Reich längst überwältigt worden.«
    Nun merkte die Regentin, dass sie die Königin von Ilyndhir um mehr als Haupteslänge überragte, und sank sofort wieder in die Knie. »Verzeiht, wenn ich Euch erzürnt habe, doch die Sorge um mein Volk presst mein Herz zusammen.«
    »So wird es Euch auch bald ergehen, wenn Ihr nicht handelt. Oder glaubt Ihr etwa, Gurrland lässt Euch in Frieden?« Es waren die ersten Worte, die König Tendel von sich gab.
    Während einige der ilyndhirischen Höflinge, denen das Privileg gewährt worden war, dieser ungewöhnlichen Audienz beizuwohnen, leise ihr Missfallen ausdrückten, nickte Ilna V. unwillkürlich. Sie hatte Angst um ihr Land und wusste, dass Torrix allen Lehren von den heiligen Farben zum Trotz ein Bündnis mit Malvone und Gelonda befürwortet hätte.
    Yangas Gedanken kreisten noch um die terenischen Freiwilligen, und sie winkte Herzog Lenghil von Teren nach vorne, der sich bisher bei den ilyndhirischen Edelleuten aufgehalten hatte. »Du hast zugelassen, dass Leute deiner Insel sich gegen den erklärten Willen Ihrer Majestät auf die Seite dieser Leute geschlagen und für sie gekämpft haben?«, fuhr sie ihn an.
    Der Herzog schrumpfte ein wenig, richtete sich dann aber mit trotziger Miene auf. »Ich habe keinen Erlass der Königin bekommen, in dem es uns verboten worden wäre, nach Gelonda zu gehen! Außerdem verteidigen wir dort auch unsere Heimat und das gesamte Reich der Nördlichen Inseln. Hat Gurrland erst einmal Gelonda erobert, wird es auch vor Teren und Ilyndhir nicht haltmachen.«
    »Schweig!« Yanga hob die Hand, als wolle sie den Herzog ohrfeigen.
    »Gebt Ruhe! Alle beide!« Die Königin schlug die Hände vors Gesicht, um ihre wirbelnden

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