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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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einmal und schien noch in der Bewegung eingeschlafen zu sein.
    Girdhan starrte nach oben. »Seit alle sechs Monde am Himmel stehen, habe ich ein ganz komisches Gefühl. Mir ist schwindlig, und ich fühle mich so schlapp wie ein nasses Handtuch.«
    Bis jetzt hatte er sich einiges auf seine Kraft eingebildet, denn er war trotz seiner bald dreizehn Jahre kräftiger als die meisten erwachsenen Männer auf Ilyndhir.
    »Ich bin müde«, wiederholte er und schlurfte nach vorne, um sich in die Decke zu hüllen, die Mera dort liegen gelassen hatte.
    Das Mädchen blickte ihm verwundert nach. Im Licht der sechs Monde wirkte Girdhan beinahe wie ein Schattenriss, der von einem dünnen, schwarzen Leuchten umgeben war. Sollte etwa auch er besondere Kräfte besitzen?, fragte sie sich und kämpfte mit einem Anfall von Eifersucht.
    Bisher hatte nur sie besondere Fähigkeiten, wenn man von Torrix, der Hexe Yanga und den anderen Bewohnern des Magierturmesabsah. Bei der Überlegung musste sie über sich selbst lachen, denn in dieser Erkenntnis lag der Hinweis, dass sie vielleicht nicht so einzigartig war, wie sie sich gefühlt hatte. Außerdem gönnte sie es Girdhan ganz besonders, genau wie sie ein »Erwählter der Göttin« zu sein. So nannten die Bewohner der ländlichen Gebiete Ilyndhirs die magisch Begabten, die ungeachtet ihres Standes in die Hauptstadt Ilynrah gerufen und dort im Magierturm ausgebildet wurden. Da Personen mit diesen Fähigkeiten mindestens doppelt so lange lebten wie normale Menschen, war die Ehrfurcht der einfachen Leute verständlich. In der großen Stadt tat man zwar so, als wären Magier und Hexen etwas Alltägliches. Doch die Fischer hatten ihre Großmutter wegen ihrer Wettervoraussagen mit großer Achtung behandelt, und sie begriff, dass wohl jeder Mensch, einschließlich der Königin, in den magisch Begabten etwas Besonderes sah.
    Eine Querströmung, die ihr beinahe das Steuer verriss, beendete Meras Überlegungen, und sie musste sich gegen die Ruderpinne stemmen, um den Kurs zu halten. Jetzt schlug auch noch der Wind um. Sie band die Ruderpinne fest, damit sie das Segel anders setzen konnte. Doch bis sie wieder zum Steuer zurückgekehrt war, hatte die »Seeschäumer« einen anderen Kurs eingeschlagen als den, den sie eigentlich halten sollte.
    Mera wusste nicht mehr, in welche Richtung sie das Schiffchen lenken musste, und geriet in Panik. Sie wollte schon aufspringen und Kip wecken, erinnerte sich dann aber daran, den Blaumond links neben der Mastspitze gesehen zu haben. Erleichtert korrigierte sie den Kurs, bis der Mond wieder genau so stand wie vorher. Dann bemerkte sie erst, dass sie genau auf den grünen Mond zuhielt. Das war kein gutes Omen.
    Für eine gewisse Zeit konnte sie den eingeschlagenen Kurs allerdings weiter halten. Dann begann das Spiel von Neuem. Querseen ließen das Boot schwanken, der Bug drehte sich fast um neunzig Grad, und Mera musste erneut die Segel trimmen. Mit viel Mühe richtete sie den Kurs wieder auf den dämonischen Grünmond aus.
    Es war wie ein Duell zwischen ihr und dem Dämonenmond. Er schien verhindern zu wollen, dass sie in die Richtung fuhr, in der sie in ihrer magischen Trance Wasser vorhergesagt hatte. Aber gerade das reizte ihren Kampfgeist, und sie hielt nun erst recht den ihr richtig erscheinenden Kurs.
    Wie lange diese Auseinandersetzung dauerte, wusste sie nicht zu sagen. Im Osten dämmerte bereits der neue Tag herauf, als der grüne Mond als letzter der sechs verblasste und die See auf einmal so ruhig dalag wie ein Brett.
    Als sei er gerade hochgeschreckt, setzte Kip sich auf, gähnte ausgiebig und streckte sich. Dann ging er wie gewohnt zum Wasserschlauch. Erst als er den Verschluss öffnete, merkte er, dass der lederne Behälter leer war, und schleuderte ihn mit einem Fischerfluch auf das Deck.
    »Und? Hast du schon etwas entdeckt?«, fragte er Mera.
    Diese schüttelte den Kopf. »Leider nein. Allerdings muss etwas vor uns liegen, das magisch geschützt wird. Ich hatte in der Nacht große Probleme, den Kurs zu halten.«
    »Landratte!«, schimpfte Kip und sah zu den letzten, verblassenden Sternen auf. Bei ihrem Anblick kratzte er sich im Genick und schüttelte irritiert den Kopf. »Das ist unmöglich!«
    »Was ist unmöglich?«, wollte Mera wissen.
    »Unsere Position! Wenn sie stimmen würde, hätten wir Wardania längst hinter uns gelassen und befänden uns nördlich der See von Runia. Damit hätten wir mehr als dreihundert Meilen zurückgelegt, und das in

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