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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Ziel war es, diese Inseln zu erobern, uns Runi auszurotten und die Menschen, die auf unseren Schutzvertrauten, zu versklaven. Es hätte ihm gelingen können, wäre da nicht Meravane gewesen, ein Hexentalent unter den blauen Sklaven, die er selbst mitgebracht hatte. Sie hat ihr Volk zum Aufstand bewegt und sich uns angeschlossen. Der Krieg hatte seinen Höhepunkt noch nicht erreicht, als sie etliche von uns vor Wassurams Kriegszauber rettete und das schwarze Stahlschiff sprengte, auf dem sich Wassurams Kampfartefakte und seine Helfershelfer befanden! Dabei kam sie selbst ums Leben.«
    »Dafür hat sie unsere Kräfte benutzt, und die giftige Magie des Artefaktschiffes, die bei der Sprengung frei wurde, hat noch viele von uns das Leben gekostet«, warf ein älterer Runi ein, der trotz aller Fähigkeiten seines Volkes immer noch von Narben gezeichnet war, in denen sich Reste jenes Giftes befanden.
    »Das ist kein Grund, Meravane undankbar zu sein! Das schwarze Schiff hatte bereits Kurs auf unsere Heimat genommen und hätte sie ebenso zerstört wie Talrunia. Also stehen wir tief in der Schuld jener blauen Hexe. Doch anstatt diese zu begleichen, habt ihr ihre Nachfahrin entführt und in ewiger Dunkelheit eingesperrt.«
    Diese Anklage traf hart, denn etlichen Runi, die die Schrecken jenes großen Krieges tief in sich verborgen hatten, um nicht immer wieder daran erinnert zu werden, wurde nun klar, dass Merala die Urenkelin jener Meravane war, die ihnen das Leben gerettet hatte.
    Sianderilneh, die ihre Wut bisher in sich hineingefressen hatte, zerstörte nun die Bilder mit einem Gedankenblitz und stieß Hekerenandil zurück.
    »Was soll das Gerede von alten Zeiten? Unser Volk hat nicht mehr die Kraft, in den Krieg zu ziehen. Wir müssen hier auf Runia bleiben und unsere Magie für den entscheidenden Schlag sammeln. Wenn der, der jetzt auf Gurrland herrscht, es wagt, Runia anzugreifen, müssen wir vorbereitet sein. Uns jetzt zu verzetteln wäre unser Untergang.«
    Der Beifall, den sie für ihre Worte erhielt, war weitaus größer als die Zustimmung zu Hekerenandils Mahnung. Daher wandte diesesich zutiefst verletzt an die Königin. »Menanderah, bitte habe du ein Einsehen. Wenn wir die Menschen schon nicht unterstützen, dann sollten wir sie wenigstens nicht behindern. Also lasst die Hexe und den Magier frei.«
    »Damit die beiden unsere Schande erkennen und in die Welt hinaustragen?«, fuhr Sianderilneh auf.
    »Es ist genau diese Schande, die uns dazu bringen sollte, für die Menschen einzustehen!«, antwortete Hekerenandil gelassen. »Ihr wisst, von was ich spreche. Ihr kennt den, der jetzt auf dem Feuerthron sitzt und die Inseln der Menschen mit Krieg und Verderben überzieht.«
    Betretenes Schweigen war ihre Antwort. Die Königin sank auf die Knie und bedeckte ihre Augen, während Sianderilneh so aussah, als wolle sie nicht nur Hekerenandil, sondern die gesamte Welt erwürgen. Die Cousine der Königin mäßigte ihren Zorn, bis er nicht mehr ihre Worte verzerrte, und trat so vor die Königin, als wolle sie Menanderah schützen.
    »Der Kummer um unsere Schande sitzt tief in uns allen. Doch wir sind zu wenige, um uns noch an den Kämpfen der Menschen beteiligen zu können. Ich sage es noch einmal: Wir müssen hier auf Runia bleiben und unsere Kräfte bündeln, so dass wir ihn, den wir alle kennen, mit einem Schlag besiegen können. Dann erst wird es uns möglich sein, die Menschen zu befreien, so wie wir es vor tausend Jahren getan haben. Oder wollt ihr euch vor diese kurzlebigen und kurzsichtigen Leute stellen und ihnen sagen, es sei unsere Schuld, dass der Feind erneut über sie gekommen ist? Sie würden alle Achtung vor uns verlieren und Forderungen an uns stellen, die wir erfüllen müssten, um unser Gesicht zu wahren!
    Sollen wir, die wir den Göttern so viel näher stehen, vor unverständigen Wesen im Staub kriechen, die bereits wieder vergehen, wenn unsere Kinder die ersten selbstständigen Schritte tun? Nein, sage ich! Wir retten sie auf die Weise, die wir beschlossen haben, und bewahren uns so ihre Ehrfurcht vor uns.«
    Die aufbrandende Zustimmung spiegelte sich in Sianderilnehs Augen als Triumph.
    Nun sprang Menanderah ihrer Cousine bei. »Sianderilneh hat recht. Unsere Schande darf niemals offenbar werden. Wir werden die Menschen nach dem Sieg über den Feind befreien und ihnen helfen, ihre Städte wieder aufzubauen. Was die Hexe Merala und diesen Magier betrifft: Sie dürfen nicht zurückkehren, denn meine Vision

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