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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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jemanden, wir haben auch welche. Die Namen tun nichts zur Sache. Schon gar nicht in einer Angelegenheit wie dieser.«
    »Und wenn ich trotzdem Meldung machen würde?«
    »Meldung? Wohin? Wenn Sie sich unbedingt lächerlich machen wollen, bitte, tun Sie’s. Wir werden Sie nicht daran hindern, in ihr eigenes Unglück zu rennen. Sie wären nämlich innerhalb allerkürzester Zeit Ihren Posten los, und ich garantiere Ihnen, Sie werden nirgends wieder eine Anstellung im Polizeidienst finden. Und ich bezweifle, ob Sie die Eignung für einen andern Beruf mitbringen . . . Aber warum geben wir uns mit der Vergangenheit lange ab, lassen Sie uns einfach für jetzt eine Lösung finden!« Martin Vandenberg, dessen Brüder sich bis jetzt im Hintergrund gehalten und kein Wort gesagt hatten, setzte sich auf die Schreibtischkante und wippte mit dem rechten Bein. Sarah hatte recht gehabt, Martin war der Herrscher in der Familie. Eiskalt, clever und absolut undurchschaubar. Brackmann hätte zu gern hinter seine hohe Stirn geschaut, um zusehen, welche Mechanismen da in Gang gesetzt worden waren.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Brackmann, einen gütlichen Vorschlag. Sie halten den Mund, denn Sie wissen, wenn Sie das nicht tun, könnte es zwar unter Umständen etwas unangenehm für uns werden, doch nicht auch nur einen Hauch so unangenehm wie für Sie. Bedenken Sie das! Andererseits würden wir uns für Ihr Schweigen erkenntlich zeigen. Höllerich, das war ein sehr bedauerlicher Unglücksfall, aber es war Notwehr. Und wenn Sie ehrlich sind, Sie haben doch absolut nichts in der Hand, um das Gegenteil zu beweisen. Nun, Brackmann, wie stehen Sie zu meinem Vorschlag?«
    »Und wie soll Ihre
Erkenntlichkeit
aussehen?« fragte Brackmann spöttisch.
    »Nun, ein Mann in Ihrer Position verdient beileibe nicht genug, um sich auch Herzenswünsche erfüllen zu können. Wir würden Ihnen ein wenig unter die Arme greifen. Sie sozusagen nachträglich, wenn auch mit sechsjähriger Verspätung, recht herzlich in Waldstein willkommen heißen.«
    »Was ist mit Sarah und Csilla?«
    »Wir erwarten, daß sie bald wieder hier wohnen.«
    Ein Schnellzug raste durch Brackmanns Kopf. Er hatte den Kampf verloren, und wenn er es recht bedachte, es war von Anfang an kein richtiger Kampf gewesen. Maria Olsens hehre Absicht, die Sache noch einmal aufzurollen, ehrte sie, doch ein Scheitern war vorprogrammiert. Und er war derjenige, der hier auf der Strecke blieb, er ganz allein. Dennoch wollte er einen letzten zaghaften Versuch wagen, wenigstens Csilla und Sarah zu retten.
    »Also, Herr Vandenberg, falls ich überhaupt einverstanden wäre, dann mit einer Einschränkung – Sarah und Csilla bleiben frei. Sie geben mir das schriftlich und lassen es notariell von Ihrem Anwalt, Herrn Obert, beglaubigen.«
    Martin Vandenberg stand auf, stellte sein Glas auf den Tisch, beugte sich dicht zu Brackmann nach unten, Brackmann spürte seinen Atem, sah, wie er die Augenbrauen hochzog; er spürte fast körperlich die Bedrohung, die von Martin ausging. »Herr Brackmann«, sagte er und schüttelte leicht den Kopf, »wir spielen hier nicht entweder oder. Zumindest bestimmen nicht Sie die Regeln. Sie brauchen uns den Aufenthaltsort der beiden nicht zu sagen, es genügt, wenn Sie ihn aufschreiben. Ich verspreche Ihnen, es wird den Damen nichts geschehen«, sagte er mit sanftem Nachdruck. Plötzlich wurde seine Stimme härter: »Selbstverständlich will ich den Originalbrief! Es wäre nicht gut, wenn er in falsche Hände geriete. Lassen wir Höllerich in Frieden ruhen. Wir haben bereits einen Scheck in Höhe von einhunderttausend Mark ausstellen lassen, den Sie nur zu quittieren brauchen. Wenn Sie dies tun, können Sie dieses Haus verlassen und so lange Polizist in Waldstein bleiben, wie Sie sich nichts Gravierendes zuschulden kommen lassen. Was halten Sie von meinem Vorschlag?«
    »Ich wußte, Sie würden versuchen, mich zu kaufen . . .«
    »Kaufen, kaufen, kaufen! Brackmann, in dieser Welt ist die Macht des Geldes nicht zu unterschätzen! Irgendwann einmal mag es eine Zeit gegeben haben, in der man Menschen vielleicht nicht kaufen konnte. Diese Zeiten sind seit einer Ewigkeit vorbei. Sie existieren nicht mehr. Außerdem kaufen wir Sie nicht! Wir zeigen uns erkenntlich, das ist alles. Eine Gratifikation für sechs Jahre treue Dienste für Waldstein. Ich sehe nichts Verwerfliches daran.« Er hielt kurz inne, fuhr sich mit einer Hand übers Kinn und meinte dann: »Ach ja, da fällt mir

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