Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
noch ein, Ihr Dienst für Waldstein ist überhaupt etwas ganz Besonderes. Ein Mann mit einer solchen Krankheit – oder sagt man dazu Behinderung? –, und dann noch bei der Polizei! Alle Achtung . . . Sie haben damals verschwiegen, daß Sie – depressiv – sind.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Brackmann schoß hoch, das Gesicht glutrot angelaufen.
    »Beruhigen Sie sich, Brackmann. Ich, das heißt wir finden, ein Mann, der unter Depressionen leidet und dennoch in der Lage ist, ein solch schweres Amt auszuüben, hat es verdient, angemessen behandelt zu werden. Bestimmt trägt Ihre Krankheit auch ein wenig Schuld am Tod von Nathanael. Man kann sicherlich, wenn man unter Depressionen leidet, nicht immer klar denken. Habe ich recht? Ist es nicht so, daß man bisweilen meint, in ein schwarzes Loch zu fallen oder zu ersticken oder einfach tot umzufallen? Haben Sie oft Angst? . . . Nun, Sie brauchen nicht darauf zu antworten, ich kenne die Symptome von Csilla. Machen Sie Urlaub, Brackmann, von mir aus sechs oder acht Wochen am Stück, Schmidt wird solange Ihre Position einnehmen. Sie wissen ja, eine Anstellung im Polizeidienst bekommt ein seelisch labiler Mensch nirgendwo anders. Auch wenn dabei mal ein Lapsus wie Nathans Tod vorkommt. Doch uns liegt nichts an viel Wind. Wir betrachten Nathans Tod als einen Unfall. Einen tragischen, grausamen Unfall. Wir geben Ihnen keine Schuld.«
    Auch wenn es ein leichtes wäre, dies zu tun! Ein guter Anwalt könnte Ihnen leicht einen Strick drehen!
dachte Brackmann die Gedanken von Martin Vandenberg weiter.
    Das war also der Schwachpunkt, von dem Engler gesprochen hatte. Seine Depressionen. Seine psychische Verfassung. Nathans Tod. Und die Verbindung, die man zwischen beidem herstellen konnte. Wie hatte er nur so blind sein können zu glauben, es gäbe keine Schwachstelle in seinem Leben?! Engler hatte recht, jeder Mensch hatte eine. Und wenn es eine verdammte Krankheit war, für die er nichts konnte.
    »Woher wissen Sie das mit meinen . . .?«
    »Depressionen«, Martin Vandenberg lachte spöttisch auf.
    Er legte die Stirn in Falten und grinste Brackmann mit diabolischer Häme an. »Vor uns bleibt nichts verborgen. Damit sollten Sie sich vertraut machen, um so besser wird unsere zukünftige Zusammenarbeit sein. Ihr Leiden war uns von Anfang an nicht unbekannt. Aber wie Sie sehen, haben wir trotzdem auf Sie gebaut.«
    »Sie haben mich ausspioniert, mein Leben durchforstet?«
    »Nein, wir haben lediglich Erkundigungen über Sie eingeholt. Das Amt des Leiters einer Polizeidienststelle ist eine Vertrauensstellung, bedenken Sie das.«
    »Ich habe verstanden«, sagte Brackmann und setzte sich wieder. »Gestatten Sie mir bitte noch eine andere Frage; wenn Höllerich hier auf Ihrem Grund und Boden erschossen wurde, wieso wußte dann Frau Olsen davon? War sie dabei?«
    Martin Vandenberg schaute zur Uhr und meinte kühl: »Herr Brackmann, unsere Zeit ist sehr knapp bemessen. Ich glaube, wir haben alles Wesentliche besprochen. Gönnen Sie sich ein paar freie Tage. Unser Gespräch ist beendet.«
    »Nur noch eine Frage bitte: Warum mußte Höllerich wirklich sterben? Doch nicht, weil er Ihre Nichte heiraten wollte?!«
    »Es gibt nichts mehr zu besprechen!«
    »Ich möchte aber wissen, für welches Schweigen ich honoriert werde!«
    »Hören Sie gut zu, Brackmann! Höllerich war ein lästiger Mensch – wie Sie! Ohne Anstand und Manieren! Er wußte nicht, wann ein Spiel beendet ist! Er hätte ein ruhiges Leben führen können, doch er zog es vor, Unruhe und Unfrieden zu stiften! Er hatte nur eines im Sinn – Waldstein zu vernichten, denn er wollte uns vernichten! Und Sie wissen so gut wie ich, daß Waldstein und die Vandenbergs zusammengehören wie siamesische Zwillinge! Das war der Grund für sein vorzeitiges Ableben! . . . Und jetzt unterschreibenSie die Quittung! Dr. Obert wartet draußen und wird Ihre Unterschrift notariell beglaubigen. Ich gehe davon aus, daß die Angelegenheit damit ein für allemal aus der Welt geschafft ist. Zwei Männer werden Sie dann nach Hause oder in Ihr Büro begleiten, wo Sie Ihnen den Brief von Frau Olsen aushändigen werden. Gute Nacht, Herr Brackmann!«
    Brackmann stand auf und fing an zu lachen. »Sie gehen ganz auf Nummer Sicher, was?«
    »Wer das nicht tut, riskiert sein Leben. Die meisten Menschen sind käuflich, wir nicht. Wir kaufen! Und Sie sollten Gott danken, daß wir auch Sie
nur
gekauft haben.«
    »Wer sagt Ihnen, daß ich nicht das LKA oder gar das

Weitere Kostenlose Bücher