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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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belächelte oder beschimpfte ihn als Streber, nur ab und zu kam einer, der tat, als wäre er sein Freund, in Wirklichkeit wollte er nur die Hausaufgaben abschreiben; er hatte die Tricks längst durchschaut. Er war ein Außenseiter, der gierig die Erzählungen der anderen in sich aufsog, wenn sie erzählten, wie sie es gemacht hatten und wie oft. Er hatte keine Freunde, hatte nie welche gehabt. Die andern tolerierten seine Anwesenheit, mehr aber nicht. Mädchen spielten in seinem Leben keine Rolle, er wußte, daß sein Anblick Mädchen nicht gerade vor Verzückung in Ohnmacht fallen ließ, doch er sagte sich, es gab andere Jungs, die auch nicht viel besser aussahen und doch hübsche Freundinnen hatten. Er hatte sie an diesem Märztag vorbeigehen sehen, ihre wunderschönen Beine bewundert, das Gesicht, den Busen, hatte sich gefragt, ob ihre Haare wohl überall so blond waren. Er hatte ihr nachgesehen, bis die Tür hinter ihr ins Schloß gefallen war, und in seiner Phantasie war er einfach mitgegangen, hatte sie aufs Bett geworfen, ihr die Kleider vom Leib gerissen, es mit ihr getrieben.
    Er war aus seinen Träumen gerissen worden, als über ihm ein Fenster geöffnet wurde. Sie hatte sich kurz herausgebeugt, er hatte sie gesehen, ohne von ihr bemerkt zu werden. Er hatte nach oben geschaut, sich zur Seite gedreht, da war das Fenster, und da war der Baum, hoch, mächtig und unförmig, aber nicht unbezwingbar. Beim Blick auf die dicken, knorrigen, mit Blättern üppig behangenen Äste sah er eine Möglichkeit, seinen Träumen und Gelüsten weitere Nahrung zu verschaffen.
    Er hatte es gleich am ersten Abend probiert, gewartet, bis Dunkelheit sich über den Ort legte, und tatsächlich einenAst erreicht, der in beinahe gerader Linie zu ihrem Fenster verlief. Ihre Wohnung war erleuchtet, sie schrieb einen Brief. Zarte Finger, die den Stift schnell und geschmeidig über das Papier gleiten ließen, Haare, die in sanftem Schwung über ihre Schultern fielen. Nach etwa einer Stunde war sie fertig, hatte den Brief gefaltet und in den Umschlag geschoben, mit ihrer Zunge den Kleberand benetzt, den Umschlag geschlossen. Sie hatte das Licht am Schreibtisch gelöscht, dafür die im Wohnzimmerschrank eingebauten Neonröhren angeschaltet, an der Stereoanlage hantiert, die neben einer Zimmerpalme stand, ein Buch aus dem weißen Bücherregal geholt und sich auf die Couch fallen lassen, die Füße auf die Seitenlehne gelegt. Welch wundervolle Beine; in Gedanken strich er mit seinen Fingern über sie.
    Sie hatte lange gelesen, er war immer ungeduldiger geworden, er hatte schon fast aufgeben und seinen Baumplatz enttäuscht verlassen wollen, als sie das tat, weswegen er überhaupt hochgeklettert war. Sie war aufgestanden, hatte das Buch auf den Tisch gelegt und ihr Kleid ausgezogen, darunter trug sie nur einen BH und einen Slip. Sie hatte eine Figur wie sonst nur die Mädchen und Frauen im
Playboy
oder
Penthouse
oder
Hustler,
Magazine, die er immer heimlich verschlang und dabei masturbierte. Für einige Momente war sie seinem Blickfeld entschwunden, doch als sie zurückkehrte, trug sie nicht einmal mehr den BH und den Slip. Sie war überall blond, ihr Busen größer, als unter dem weitgeschnittenen Kleid zu erwarten, und wohlgeformt. Sein Mund war trocken geworden, seine Muskeln und sein Rücken angespannt. Er hatte sie einige Minuten lang beobachtet, während sie nackt durch das Zimmer gelaufen war, sich etwas zu trinken eingeschenkt und ausgetrunken hatte. Er hatte das Wippen ihrer Brüste genossen, jede Rundung ihres Körper hatte sich in seinGedächtnis eingemeißelt. In seinen Lenden ein beinahe schmerzhaftes Ziehen, jedoch nicht unangenehm. Schließlich ein kräftiges Ziehen im Rücken, das Pumpen zwischen seinen Beinen, die warme, klebrige Flüssigkeit, die in seine Unterhose und über seine Schenkel gelaufen war, der unbändige Wunsch, es mit ihr zu treiben. Ab da wollte er das so oft wie möglich machen, so oft wie möglich dieses ganz spezielle Gefühl erleben.
    Er kam wieder und wieder, unbeobachtet, unbemerkt. Allmählich kannte er ihren Körper, war er vertraut mit ihren Bewegungen, ihrem Lachen, das er so oft sah, wenn sie telefonierte – mit wem sie wohl sprach? –, kannte er ihre Kleidung. Von Tag zu Tag wurde sie begehrenswerter für ihn, mit jedem Tag wuchs in ihm das Verlangen, sie zu spüren, ihren Körper an sich zu pressen, ihren Atem auf seiner Haut, sie zu besitzen. Von Bildern wußte er, wie man es machte und vor

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