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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zuckende Rot, das gleichzeitig auch Schatten zeigte, die in langen Streifen waagerecht in die Wolken stießen, war der Vorbote des Feuers.
    »Und es wird Feuer vom Himmel regnen, damit es die Erde vernichtet!« hörten wir den Rabbi flüstern. »Dann öffnen sich die Gräber. Die Toten kehren zurück, um die Macht über die Lebenden zu nehmen. Es ist das Ende, das Ende…«
    Ich drehte mich um. »Hören Sie auf, bitte!« forderte ich.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, Mr. Sinclair, wenn Sie zu den Gerechten gehören. Doch wehe, Sie haben auf der anderen Seite gestanden. Die ewige Verdammnis wird Ihnen sicher sein. Die ewige Verdammnis…«
    Ich konzentrierte mich auf den Feuerschein am Himmel. Er loderte in seiner vollen Breite. Der Sturm toste auch weiterhin, gewaltige Windböen rüttelten an den Bäumen, und sie waren es, die das Feuer immer näher brachten.
    Starr schauten Sheila, Suko und ich nach draußen. Nichts spiegelte sich in unseren Gesichtern wider. Wir suchten den Flammenengel, der sich noch im Hintergrund hielt.
    »Er kommt!« flüsterte Sheila. »Ich spüre es immer deutlicher, dass er sich auf dem Weg befindet…«
    Im nächsten Augenblick erlebten wir die ersten schrecklichen Folgen. Etwas rollte heran, es war gewaltig, es war schlimm, und es bestand aus einer riesigen feurigen Lohe. Wie ein Raubtier fiel es über die kahlen Bäume im Park her und zündete sie im Nu an.
    Obwohl das Geäst nass und feucht war, konnte es sich dem Feuer nicht entgegenstemmen. Vor unseren Augen glühten die Stämme, Äste und Zweige auf, bevor sie zu lodernden Flammenarmen wurden und im nächsten Augenblick verbrannten. Dabei flammten sie nicht ab, wie man es hätte erwarten können, nein, die Bäume schmolzen weg. Sie glühten nur mehr für die Dauer einiger Sekunden auf, um danach zusammenzufallen und regelrecht zu zersprühen. Ein Phänomen, für das ich keine Erklärung wusste, es aber auf die große Hitze schob. Vor unseren Augen tobte eine gewaltige Feuersbrunst, die alles, was sich ihr in den Weg stellen wollte, vernichten würde. Wir hörten den Flammensturm, das Brausen und Heulen, die Macht und die Gewalt, mit der das Feuer herangetragen wurde, uns blendete, so dass wir nur mehr das Zucken, Tanzen und Wischen der langen Feuerzungen erkennen konnten.
    Es kostete uns starke Überwindung, am Fenster stehen zu bleiben, und ich musste wieder an die Worte des Rabbi denken, der von dem Ende der Welt gesprochen hatte. Fast kam es mir so vor, wenn ich in die Feuerhölle schaute. Schlimmer konnte ein Weltuntergang auch nicht sein.
    Das Feuer musste eine so große Hitze besitzen, dass es auch die Mauern würde schmelzen können. Es geschah nicht. Statt dessen stoppten die Flammen vor dem Gebäude, sie hatten nur mehr die Gewächse im Garten vernichtet und schienen darauf zu lauern, was wir taten. Wir verhielten uns ruhig…
    »Irgend etwas stimmt da nicht!« flüsterte mir Suko zu. »Weshalb werden wir nicht verschmort? Uriel und sein Feuer haben doch sonst keine Rücksicht genommen.«
    »Ich weiß es nicht.«
    Plötzlich meldete sich Sheila. Wir hörten ihre leise Stimme, und ihre bestimmt gesprochenen Worte. »Er ist da!« flüsterte sie. »Verdammt, er ist angekommen. Uriel befindet sich in den Flammen. Er wird uns holen… uns holen…« Ihre Stimme versiegte.
    Hinter uns betete der Rabbi flüsternd. Bill kam herbei. Er blieb dicht bei seiner Frau stehen und legte ihr beide Hände auf die. Schultern. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Nur sein Blick war starr auf die Scheibe gerichtet. Hatte Sheila recht?
    Ja, denn auch wir bekamen den Flammenengel zu sehen. Als wären da plötzlich riesige Hände am Werk, so wurde die unruhige Feuerwand geteilt, damit eine Gasse entstehen konnte. Eine Flammengasse, denn nur kniehoch über dem Boden loderten die Feuerfinger. Und durch diese Gasse schritt eine Gestalt. Uriel, der Flammenengel!
    Ich hatte ihn zwar schon einmal gesehen, als er mir mein Kreuz nahm, doch jetzt sah ich ihn deutlicher. Rechts und links von ihm züngelten die Feuerwände. Sie waren die Begleiter auf seinem Weg zu uns. Scharf abgegrenzt kamen mir die Flammen vor, da wir die Umrisse des Engels nahezu überdeutlich sehen konnten.
    Es war eine Gestalt wie aus dem Märchen. So groß wie der Eiserne, vielleicht sogar noch größer. Zwei Flügel besaß er ebenfalls, doch das interessierte mich weniger. Mein Blick war auf den Gegenstand gefallen, den er in der rechten Hand trug. Sein Flammenschwert!
    Eine

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