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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lange Klinge, die nur schwach zu erkennen war, weil sie von bis zum Griff reichenden Feuerlohen umtost wurde. Uriel war der Beherrscher des Feuers, das reinigen und vernichten konnte. Diese Tatsache bewies er uns, denn das Feuer zerstörte ihn nicht, es beschützte ihn und würde ihm gehorchen.
    Er besaß auch ein Gesicht. Die einzelnen Züge waren nicht so genau zu erkennen, da die Flammen nicht nur Licht abgaben, sondern auch dunklere Schattenmuster. Sie und die Helligkeit überschwemmten abwechselnd die Gestalt des Engels, der seine langen Schritte weder steigerte noch verzögerte.
    Es fiel mir schwer, mich von dem Anblick zu lösen, aber ich musste Sheila eine Frage stellen. »Spürst du etwas?«
    »Nein.«
    »Dann hast du keinen Kontakt?«
    »Noch nicht.«
    Das war schlecht, und so schaute ich weiter zu, wie Uriel näher kam. Er besaß mein Kreuz und ich wollte es bei ihm sehen. Sosehr ich aber schaute und forschte, mein Kruzifix entdeckte ich nicht bei ihm.
    »Wir müssen weg!« flüsterte Sheila plötzlich. »Ich spüre, dass er keinen Halt machen will. Er steht unter einem anderen Einfluss. Er ist nicht mehr der, der er einmal war…«
    »Wer dann?« fragte ich.
    »Luzifer!« hauchte Sheila. »Das Feuer kann reinigen und zerstören. Diesmal wird es zerstören, weil der Teufel es so will…«
    Uriel hob sein Schwert. Noch in der Bewegung erklang seine Stimme. Sie durchdrang die dicken Mauern, als wären sie überhaupt nicht vorhanden, und sie schallte mir in den Ohren wie dumpfes Posaunenschmettern.
    »Ich weiß, dass du da bist, John Sinclair! Ich sehe dich bereits, und ich bin gekommen, um dich zu holen. Ich will dich, John Sinclair…«
    Jedes einzelne Wort vernahm ich überdeutlich. Plötzlich verspürte ich die gleiche Furcht, wie sie auch der Rabbi gehabt hatte, und es fiel mir schwer, die Angst wieder zurückzudrängen. Dabei musste ich an etwas denken. »Sheila!« flüsterte ich, »du kennst ihn. Du hast mit ihm gesprochen. Er hat sich mit dir in Verbindung gesetzt. Ist es Uriel, der zu mir sprach? Ist es seine Stimme gewesen?«
    »Nein, John.«
    »Wessen dann?«
    »Er!« stöhnte Sheila. »Er, der Böse. Dieses verdammte Schwein.« Es brach plötzlich aus ihr hervor. Sie spürte die Macht des Bösen, wankte zurück, und wäre nicht Bill da gewesen, der sie hätte abstützen können, Sheila wäre wohl gefallen.
    Ich wusste, dass Sheila von Luzifer gesprochen hatte. Also hatte er die Kontrolle übernommen.
    »Vorsicht John!« Wenn Suko so sprach, war Gefahr im Anmarsch. Er sprang auch schon zurück, ich tat es ihm nach und hatte richtig reagiert, denn vor uns zitterten plötzlich die beiden hohen Sprossenfenster, bevor das Glas dem äußeren Druck nicht mehr standhalten konnte und nach innen geblasen wurde. Uns entgegen. Wir sahen die zahlreichen Splitter, die noch auf dem Weg zu uns zusammenschmolzen.
    Dann kamen die Flammen. Plötzlich waren sie im Raum. Lang, gierig und grausam. Ohne den beißenden Rauch abzugeben, bewiesen sie uns, dass dieses Feuer nicht von der normalen Welt stammte, sondern aus den tiefsten Schlünden der Hölle.
    Und Uriel regierte es. Er schwebte innerhalb der Brunst höher, so dass er ebenfalls durch die zerstörten Scheiben in den Raum treten konnte. Wir hörten das Schreien des Rabbi. Er konnte nicht mehr, für ihn war der Weltuntergang da. An der Tür stand er zitternd, schrie dem Engel Worte entgegen, die wir nicht verstanden und von Uriel ignoriert wurden. Es war furchtbar.
    Ich sah in das zuckende Meer aus Feuer, schaute dabei auch auf die Gestalt des Engels und glaubte, das flammende Schwert schon über meinem Kopf schweben zu sehen. Es musste fallen, es musste einfach. Da griff Sheila ein. Sie hatte ihre erste Angst überwunden, sich von Bill gelöst und war auch an mir vorbeigehuscht. Vor dem Engel blieb sie stehen, der nicht zuschlug, sondern in der Bewegung verharrte.
    »Ich bin es, Sheila! Du hast mich gerufen, du bist mir im Traum erschienen, um mich um Hilfe anzuflehen. Ich werde dir diese Hilfe geben. Ich gebe dir mein Leben, wenn du die anderen schonst. Du bist mein Retter gewesen, jetzt werde ich deiner sein…«
    »Sheila!« Bill hatte die Worte seiner Frau ebenfalls verstanden und auch begriffen, was sie vorhatte. Auf keinen Fall durfte er so etwas zulassen. Er warf sich vor und wollte Sheila zurückziehen.
    Suko war schneller. Bevor der Reporter noch den zweiten Schritt machen konnte, hatte der Chinese schon zugegriffen, ihn gepackt und herumgeschleudert,

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