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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Knotenstöcke. »Sie… Sie reden, als hätten Sie alles schon erlebt…«
    »Das haben wir auch.«
    »Ich kann Ihnen nicht glauben.«
    Eine Antwort bekam er von mir nicht. Ich ging zum Fenster, denn dort hielt sich auch Suko auf. Bill hatte sich zu seiner Frau gesellt, beschützend einen Arm um sie gelegt und sprach beruhigend auf sie ein. Sheila war blass geworden. Sie wusste mehr als wir, das sah ich ihr an. Wahrscheinlich wollte sie nichts sagen, um uns nicht noch mehr zu beunruhigen. Aber ihre Träume mussten schlimm gewesen sein. Vor dem zweiten großen Fenster verhielt ich meinen Schritt und schaute hinaus in den Garten. Noch lag er friedlich da…
    »Ob sich Sheila getäuscht hat?« fragte Suko.
    Ich verzog die Lippen. »Es wäre schön, aber ich kann es nicht glauben. Uriel muss etwas tun.«
    »Oder Luzifer.«
    »Möglich.«
    Wir redeten von dem obersten Höllenherrscher, als wäre es die normalste Sache der Welt, aber das war es nicht. Nur würde sich Asmodis, sein Erster Diener, wahrscheinlich nicht mit den Erzengeln abgeben. Zudem schaffte der Teufel es nicht, gegen die Macht des Kreuzes anzukommen, und das war gut so. Aber Luzifer?
    »Woran denkst du, John?« fragte mich Suko.
    »Vergessen wir es.« Der Park lag ruhig vor meinem Blick. Für mich war es eine trügerische Ruhe, die ihn eingebettet hielt. Ich schielte zum Himmel hoch und suchte dort den berühmten roten Schein, der ein Feuer ankündigt. Nichts war zu sehen. Hatte sich Sheila doch geirrt? Ich wäre darüber sehr erfreut gewesen, obwohl ich an einen Irrtum noch immer nicht glauben wollte.
    »Es kommt Wind auf, John…«
    Sukos Worte hatten meine Gedanken unterbrochen. Als ich ihn von der Seite her anschaute, hatte sein Gesicht einen harten Zug angenommen. Zudem zeigte seine Stirn ein Faltenmuster.
    »Das kann wetterbedingt sein.«
    »Muss aber nicht«, meinte Suko. Ich enthielt mich eines weiteren Kommentars und schaute in den Garten hinein, wo das lose Blattwerk von den kurzen, heftigen Böen in die Höhe geschaufelt wurde. Der Wind schien den Rasen reinigen zu wollen. Wir sahen die fauligen Blätter durch die Luft torkeln. Sogar unsere Höhe erreichten sie, flatterten gegen die Scheibe und blieben dort kleben. Der Sturm wurde stärker, rauschte in den Kronen der Bäume, rüttelte an den Zweigen und Ästen, drückte und peitschte sie. Gleichzeitig verdunkelte sich der Himmel noch stärker. Es lag nicht allein am Grau der Wolken, die den Himmel bedeckten, hinzu kam das andere, die gefährliche und gleichzeitig unnatürliche Dunkelheit, die allmählich über den Himmel kroch und ihm das Licht nahm.
    »Das ist nicht natürlich«, sagte Suko und fügte eine Frage hinzu. »Ob wir die anderen in Sicherheit bringen sollten?«
    »Zu spät.«
    Hinter uns hörten wir den Rabbi. »Ja«, sagte er, »so fängt es an. Das sind die Vorboten des Verhängnisses. Der Himmel wird uns strafen, die Hölle wird lachen. Wir haben gesündigt, wir haben…«
    »Hören Sie doch auf!« fuhr Bill den Rabbi an. »Wir müssen uns jetzt etwas einfallen lassen.«
    Der Ansicht war ich auch, drehte mich um, während Suko weiter beobachtete und wandte mich an Sheila. »Du bist von uns praktisch die Bezugsperson«, erklärte ich. »Wie wäre es, wenn du einmal versuchtest, Einfluss auf den Engel zu nehmen.«
    Sheilas Augen zuckten. »Wenn er kommt…«
    »Er wird erscheinen. Ich spüre es. Zudem hat er noch mein Kreuz, das ich wiederhaben will. Versuche irgend etwas, aber stoppe ihn, Sheila. Wenn es jemand schafft, dann bist du es.«
    »Ich weiß nicht…«
    Bill wusste ebenfalls, was die Glocke geschlagen hatte. Deshalb nahm er seine Frau und schob sie nicht nur in meine Richtung, sondern auch auf die beiden Fenster zu. Vor der Scheibe wischte in diesem Augenblick etwas Schwarzes her. Es war ein Ast, wie uns Suko sagte. »Der Sturm reißt die Bäume auseinander«, flüsterte er noch.
    Ich warf wieder einen Blick nach draußen. Jetzt hatte er sich zum Orkan gesteigert und tobte um die Mauern. Sein Heulen wurde selbst durch das dicke Gestein nur unzureichend gedämpft, und er schlug in Intervallen vor die Scheiben und toste um die Erker. Sogar starke Äste bogen sich dem Boden entgegen, als wollten sie sich vor den Gewalten verneigen. Der Sturm war die erste Gefahr. Die zweite erschien ebenfalls. Zur gleichen Zeit erkannten wir hoch über den Bäumen die Rötung des Himmels. Für mich war es keine natürliche Farbe, wie sie bei einem Sonnenauf-oder Untergang entsteht. Dieses

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