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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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die Show anzuheizen, um richtig abheben zu können, nehmen sie dann ein paar Drinks, bevor sie auf die Bühne gehen. Manchmal auch zu viele. Unddann . . .« Teddy legte einen Finger an das eine Nasenloch und schniefte.
    Harry nickte. Die Geschichte kam ihm bekannt vor.
    »Sie entdecken das Pulver, das sie im Gegensatz zum Alkohol aufmuntert, und das, wie man sagt, noch dazu schlank macht. Und schließlich müssen sie immer mehr nehmen, um den Kick zu kriegen, den sie jeden Abend für eine maximale Leistung brauchen, bis sie es dann ständig nehmen müssen, um überhaupt noch ihre Show abziehen zu können. Zu guter Letzt ist die Wirkung dann nicht mehr zu übersehen, und sie merken, daß sie die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, verlieren und beginnen, das grölende, besoffene Publikum zu hassen. Bis sie dann irgendwann eines Abends einfach von der Bühne spazieren. Wütend und in Tränen aufgelöst. Sie streiten sich mit den Managern, nehmen eine Woche Ferien und kommen zurück. Aber es gelingt ihnen nie mehr, das gleiche Feeling zu entwickeln wie früher und dem Unterbewußtsein genug Nahrung zu geben, um die Bewegungen wie früher richtig zu timen. Der Saal wird immer leerer, und irgendwann ist es dann Zeit für die Straße und neue Aufgaben.«
    Ja, Teddy wußte, wie der Hase lief. Aber das lag alles noch in ferner Zukunft. Jetzt galt es, die Kuh zu melken, die gerade mit großen Kuhaugen und prallem Euter auf der Bühne stand und – allem Anschein nach – sehr glücklich war.
    »Du glaubst gar nicht, wer alles hierherkommt, um unsere neuen Talente zu begutachten«, lachte Teddy und wischte seinen Jackettkragen ab. »Ein paar von denen kommen aus deiner Branche, und das sind nicht gerade die, die mit den Füßen auf dem Boden bleiben, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ein bißchen Striptease kann wohl nicht schaden.«
    »Schaden und schaden«, sagte Teddy langsam. »Aber, solange sie hinterher für ihre Schäden aufkommen, schadet die eine oder andere Schramme wohl nichts, glaube ich.«
    »Wie meinst du das?«»Ach, gar nichts«, erwiderte Teddy, »genug davon – was führt dich in diese Gefilde, Konstabel?«
    »Zwei Dinge. Das Mädchen, das im Centennial Park gefunden worden ist, scheint nicht gerade so ein Unschuldslamm gewesen zu sein, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte. Die Blutproben haben ergeben, daß sie mit Amphetaminen vollgepumpt war, und genauere Untersuchungen ließen dann eine Verbindung hierher erkennen. Ja, wir wissen inzwischen, daß sie, bevor sie verschwand, hier oben auf der Bühne gestanden hatte.«
    »Barbara, ja. Eine tragische Geschichte, nicht wahr?« Teddy versuchte ein trauriges Gesicht zu machen. »Nicht gerade ein großes Strippertalent, aber wirklich ein nettes Mädchen. Habt ihr etwas herausgefunden?«
    »Wir haben gehofft, daß du uns da weiterhelfen kannst, Mongabi!«
    Teddy fuhr sich nervös mit der Hand durch seine geschniegelten schwarzen Haare.
    »Sorry, Konstabel. Sie gehörte nicht zu meinem Stall. Rede am besten mit Sammy, der taucht sicher heute abend noch auf.«
    Ein Paar gewaltige, satinbespannte Brüste schoben sich für einen Augenblick zwischen sie, bevor sie wieder verschwanden und ein farbenfroher Drink vor Harry auf dem Tisch stand.
    »Du hast gesagt, du seist wegen zwei Sachen hier, Konstabel. Um was geht es bei der zweiten?«
    »Ach das. Eine reine Privatangelegenheit, Mongabi. Ich frage mich, ob du meinen Freund dort drüben schon einmal gesehen hast?« Harry zeigte zur Bar hinüber. Eine große, dunkle Gestalt in einem Smoking winkte ihnen zu. Teddy schüttelte den Kopf.
    »Bist du ganz sicher, Mongabi? Er ist ziemlich bekannt. In nicht allzu ferner Zukunft wird er australischer Boxchampion sein.«
    Es entstand eine Pause. Teddy Mongabis Blick wurde unruhig.
    »Was willst du damit . . . sagen?«
    »Im Schwergewicht, natürlich.« Harry fand zwischen Sonnenschirmen und Zitronenscheiben einen Strohhalm in seinem Fruchtsaftcocktail und saugte drauflos.
    Teddy lächelte angestrengt.
    »Hör mal, Konstabel, täusche ich mich, oder haben wir uns noch gerade recht amüsant unterhalten.«
    »Natürlich haben wir das«, sagte Harry und lächelte. »Aber man kann sich nicht immer nur amüsieren, nicht wahr? Und jetzt ist die Schmusestunde vorbei.«
    »Ich glaube, auch ich habe das neulich nicht sonderlich amüsant gefunden. Es tut mir leid. Auch wenn du deinen Teil der Schuld auf dich nehmen mußt. Als du heute abend hierherkamst und dich da an den Tisch

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