Der Fledermausmann
hinzu.
»Vielleicht, aber ich weiß es, wie gesagt, selber nicht so genau. Ich war wohl auch nicht mehr ganz nüchtern.«
Harry stützte sich auf seinen Ellbogen im Sand auf und blickte über das Meer. Die Wellen stiegen hoch, wurden an der Spitze weiß, und der Schaum blieb einen Augenblick lang in der Luft hängen, bevor er glitzernd wie Sonnenstrahlen in zerbrochenem Glas auf die Klippen des Bondi Beach hinabstürzte.
»Aber ich habe sie danach noch einmal wiedergesehen. Sie hat mich nach dem Unglück im Krankenhaus besucht. Als ich die Augen aufschlug und sie blaß, ja fast durchsichtig neben meinem Bett sitzen sah, glaubte ich erst zu träumen. Sie war genauso schön wie damals, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte.«
Birgitta kniff ihm in die Seite.
»Übertreibe ich?« fragte Harry.
»Nein, nein, erzähl weiter.« Sie lag auf dem Bauch und kicherte.
»Was soll das? Ich hätte eigentlich erwartet, daß du ein bißchen eifersüchtig wirst, wenn ich so von meiner früherenFlamme erzähle, weißt du das denn nicht? Hä? Es scheint dir ja immer besser zu gefallen, je detaillierter ich über meine romantische Vergangenheit spreche.«
Birgitta blinzelte ihn über den Rand der Sonnenbrille an.
»Ich freue mich, festzustellen, daß mein Macho-Bulle anscheinend doch ein Gefühlsleben gehabt hat. Auch wenn dieses Stadium mittlerweile vorbei ist.«
»Vorbei? Und wie nennst du das hier dann?«
Sie lachte:
»Das hier ist die reife, gut abgeklärte Ferienromanze mit dem nötigen Abstand, damit es nicht zu eng wird, die aber gerade genug Sex mit sich bringt, daß sich der ganze Aufwand auch lohnt.«
Harry schüttelte den Kopf.
»Das stimmt nicht, Birgitta, und das weißt du.«
»Ja, ja, ist schon gut, Harry. Es ist jetzt gut, ja. Ich habe nur eine etwas verdrehte Zeit hinter mir, weißt du? Erzähl weiter. Wenn die Details zu leidenschaftlich werden, sage ich Bescheid. Außerdem werde ich dir das alles heimzahlen, wenn ich dir danach von meinem Ex-Geliebten erzähle.«
Sie drückte sich mit zufriedener Miene in den warmen Sand.
»Meine Ex-Geliebten, meine ich.«
Harry wischte den Sand von ihrem weißen Rücken.
»Bist du sicher, daß du keinen Sonnenbrand bekommst? Diese Sonne hier und deine Haut . . .«
»Sie waren es, der mich eingeschmiert hat, Mr. Hole.«
»Ich frage mich nur, ob der Sonnenschutzfaktor wirklich hoch genug ist. Okay, vergiß es. Ich will nur nicht, daß du hier verbrennst.«
Harry warf noch einen Blick auf ihre lichtempfindliche Haut.
»Reg dich ab, Papa, und erzähl weiter.«
Der Ventilator lief nicht.
»Scheiße, der ist doch nagelneu!« regte sich Wadkins auf und schlug auf die rückseitige Verkleidung, wobei er den Schalter hin und her knipste. Es nützte nichts. Es war bloß ein stummes Stück Aluminium und tote Elektronik.
McCormack brummte.
»Vergiß es, Larry. Sag Laura, daß sie einen neuen besorgen soll. Heute ist der D-Day, und wir haben wichtigere Dinge zu erledigen. Larry?«
Wadkins schob den Ventilator irritiert zur Seite.
»Alles ist bereit, Sir. Wir werden drei Autos in der Gegend haben. Birgitta Enquist wird einen Sender und ein Mikrophon bei sich tragen, so daß wir jederzeit wissen, wo sie ist und wir alles hören und so die jeweilige Situation einschätzen können. Unser Plan sieht vor, daß sie ihn mit in ihre Wohnung nimmt, wo sich Holy, Lebie und ich selbst aufhalten werden, vermutlich im Schlafzimmerschrank, auf dem Balkon und auf dem Flur draußen vor der Wohnung. Sollte etwas im Auto passieren oder sie doch zu einem anderen Ort fahren, folgen ihnen die drei Wagen.«
»Taktik?«
Yong schob sich seine Brille zurecht.
»Ihre Aufgabe ist es, ihn dazu zu bringen, etwas über die Morde zu sagen, Sir. Sie wird ihn unter Druck setzen, indem sie ihm sagt, daß sie ihn, nach allem, was Inger ihr über seine Sexualpraktiken erzählt hat, bei der Polizei anzeigen wird. Wenn er sich sicher ist, daß sie nicht verschwinden kann, wird er vielleicht seinen Schleier lüften.«
»Wie lange warten wir, bis wir hineingehen?«
»Bis wir handfeste Beweise haben. Im schlimmsten Fall aber, bis er handgreiflich wird.«
»Risiko?«
»Das ist natürlich nicht ganz ohne Risiko, aber so schnell kann man einen Menschen auch nicht erwürgen. Wir werden die ganze Zeit über so nah dabei sein, daß wir innerhalb von Sekunden eingreifen können.«
»Was, wenn er eine Waffe hat?« Yong zuckte mit den Schultern.
»Nach allem, was wir wissen, wäre das sehr ungewöhnlich
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