Der Fledermausmann
gesetzt hast, habe ich das als Zeichen verstanden, die ganze Sache zu begraben. Ich glaube, wir können uns in vielen Dingen einig werden. Weißt du, wir reden doch die gleiche Sprache, du und ich, Konstabel.«
Eine Sekunde lang setzte die Discomusik plötzlich aus. Teddy hielt inne. Mit lautem Schlürfen verschwanden die letzten Fruchtsaftreste aus Harrys Glas in seinem Strohhalm.
Teddy schluckte.
»Zum Beispiel weiß ich, daß Melissa heute abend noch nichts weiter vorhat.« Er blickte Harry flehend an.
»Danke, Mongabi, ein netter Gedanke. Aber gerade jetzt habe ich leider keine Zeit. Ich muß mit dieser Sache erst fertig sein und dann verschwinden.«
Er zog einen schwarzen Polizei-Gummiknüppel mit Handgriff aus seiner Jacke.
»Wir haben es so verdammt eilig, daß ich nicht einmal weiß, ob es mir gelingt, dir richtig die Lampe auszublasen«, sagte Harry.
»Was zum Teu . . .«
Harry stand auf.
»Ich hoffe, daß Geoff und Ivan heute abend Dienst haben. Mein Freund hat sich so darauf gefreut, ihre Bekanntschaft zu machen.«
Teddy versuchte, von seinem Stuhl aufzustehen.
»Schließ die Augen«, sagte Harry und schlug zu.
»Uh?«
»Hallo, spreche ich mit Evans?«
»Vielleicht, wer will das wissen?«
»Hei, ich bin Birgitta, die schwedische Freundin von Inger, du weißt schon. Wir haben uns ein paarmal im Albury gesehen. Ich habe lange helle, leicht rötliche Haare. Erinnerst du dich?«
»Ja, natürlich erinnere ich mich. Birgitta, nicht wahr? Wie geht's? Wo hast du diese Nummer her?«
»Es geht so. Ein bißchen auf und ab, wie es einem so geht. You know. Ein bißchen neben der Spur wegen der Sache mit Inger und so. Aber da hast du ja sicher genug mit zu tun, und ich will dich nicht quälen. Die Nummer habe ich von Inges für den Fall, daß wir sie in Nimbin erreichen müßten.«
»Ach so.«
. . .
»Äh, die Sache ist die, daß du etwas hast, von dem ich etwas brauchen könnte, Evans.«
»Ach ja?«
»So Sachen.«
»Schon klar. Sorry, daß ich dich enttäuschen muß, aber ich bezweifle, daß ich habe, was du brauchst. Hör mal . . . äh, Birgitta . . .«
»Du verstehst nicht, ich muß dich treffen!«
»Immer mit der Ruhe. Was du brauchst, kannst du auch bei Hunderten von anderen Menschen bekommen, und das hier ist eine offene Telefonleitung, ich würde deshalb vorschlagen, daß du nicht sagst, was du nicht mußt. Es tut mir leid, daß ich dir nicht helfen kann.«
»Was ich brauche, fängt mit ›M‹ an, nicht mit ›H‹. Und das hast nur du!«
»Blödsinn.«
»Ich weiß, daß es noch ein paar wenige andere gibt, aber ich hab zu keinem von denen Vertrauen. Ich kaufe gleich für mehrere Leute. Ich brauche viel, und ich bezahle gut.«
»Ich habe gerade einiges zu tun, Birgitta. Ruf mich hier nie wieder an, ja?«
»Warte! Ich kann . . . ich weiß ein paar Sachen. Ich weiß, wie du es gern hast.«
»Gern hast . . .?«
»Wie du es . . . magst. Wonach du auf der Suche bist.«
. . .
»Moment mal.«
. . .
. . .
»Sorry, aber ich mußte gerade jemanden hinausbefördern. Das ist ein ständiges Gequengel hier. Was, glaubst du, mag ich, Birgitta?«
»Das kann ich nicht am Telefon sagen, aber . . . Aber ich habe blonde Haare, und ich . . . ich mag das auch.«
»Ach du Scheiße! Freundinnen! Ihr verblüfft mich immer wieder. Ich habe wirklich geglaubt, daß Inger bei diesem Thema die Klappe halten würde.«
»Wann kann ich dich treffen, Evans? Es eilt!«
. . .
»Ich komme morgen nach Sydney, aber vielleicht sollte ich einen früheren Flug nehmen . . .«
»Ja!«
»Hm.«
»Wann können wir . . .«
»Psst, Birgitta, ich denke nach.«
. . .
»Gut, Birgitta, hör mir zu. Geh morgen abend gegen acht Uhr die Darlinghurst Road runter. Bei Hungry John auf derlinken Seite bleibst du stehen und hältst nach einem schwarzen Holden mit getönten Scheiben Ausschau. Wenn der nicht bis halb neun da ist, kannst du wieder gehen. Und achte darauf, daß ich deine Haare sehen kann.«
»Das letzte Mal? Nun, Kristin rief mich plötzlich eines Abends an. Ich glaube, sie hatte getrunken. Sie hat mich wegen irgend etwas ausgeschimpft. Ich weiß nicht mehr, worum es ging. Weil ich ihr Leben zerstört hatte, wahrscheinlich. Sie hatte die Angewohnheit zu glauben, daß die Menschen, die sie umgaben, immer all das, was sie so schön geplant hatte, kaputtmachten.«
»Das ist so bei kleinen Mädchen, die in ihrer Jugend zu oft alleine mit ihren Puppen gespielt haben, weißt du«, fügte Birgitta
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