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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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jetzt aber fünfundzwanzig Minuten her.«
    »Ich dachte, ihr hättet gesagt, daß sie die ganze Zeit über unter Aufsicht ist?«
    »Vom Treffpunkt an, ja. Warum sollte jemand . . .«
    »Und das Mikrophon? Sie war doch richtig angeschlossen, als sie losging.«
    »Sie haben den Kontakt verloren. Erst haben sie alles gehört, und dann war der Kontakt plötzlich weg. Nicht ein Laut.«
    »Haben wir eine Karte? Welchen Weg ist sie gegangen?« Er sprach schnell und leise. Lebie nahm den Stadtplan aus seiner Tasche und reichte ihn Harry.
    »Welche Straße sollte sie nehmen?« fragte Lebie über Funk.
    »Die einfachste Route, die Victoria Street hinunter.«
    »Hier, ich hab's«, sagte Harry. »An der Ecke Oxford Street in die Victoria Street, vorbei am St. Vincent Hospital und am Green Park und hinunter zur Kreuzung, wo die Darlinghurst Road anfängt. Von da aus sind es nur noch zweihundert Meter bis zum Hungry John. Das ist doch total einfach!«
    Wadkins nahm das Funkgerät.
    »Smith, schick zwei Wagen die Victoria Street hinunter, um dieses Mädchen zu finden. Und sag den Leuten, die im Albury waren, daß sie behilflich sein sollen. Ein Wagen bleibt für den Fall, daß sie doch noch auftaucht, am Hungry John stehen. Beeilt euch und macht so wenig Aufruhr wie eben möglich. Und meldet euch, wenn ihr wißt, wo sie ist !«
    Wadkins schmiß das Funkgerät in die Ecke. »Scheiße, Scheiße! Was, zum Teufel, passiert hier eigentlich? Hatte sie einen Unfall? Ist sie überfallen worden – oder vergewaltigt, Scheiße noch mal!«
    Lebie und Harry schauten sich an.
    »Kann White zufällig die Victoria Street entlanggefahren sein, sie gesehen und ins Auto gebeten haben?« überlegte Lebie. »Er hat sie ja früher schon einmal gesehen, im Albury. Vielleicht hat er sie wiedererkannt.«
    »Der Sender !« rief Harry plötzlich. »Der Sender muß doch noch arbeiten!«
    »Bravo, Bravo! Hier ist Wadkins. Empfangt ihr Signale vondem Sender? Ja? Aus Richtung des Albury? Dann kann sie noch nicht weit weg sein. Los, beeilt euch! Gut. Ende.«
    Die drei Männer blieben still nebeneinander sitzen. Lebie schaute verstohlen zu Harry hinüber.
    »Frag nach, ob Evans Whites Auto aufgetaucht ist«, sagte Harry.
    »Bravo, bitte melden. Lebie hier. Was ist mit dem schwarzen Holden? Hat den jemand gesehen?«
    »Negativ.«
    Wadkins sprang auf und begann leise fluchend hin und her zu laufen. Harry hatte, seit er den Raum betreten hatte, in der Hocke gesessen und bemerkte erst jetzt, daß seine Oberschenkel zitterten.
    Es knackte wieder im Empfänger.
    »Charlie, hier ist Bravo, bitte melden.«
    Lebie drückte den Empfangsknopf.
    »Charlie hier, Bravo, laß hören!«
    »Stoltz hier. Wir haben ihre Tasche mit dem Sender und dem Mikrophon im Green Park gefunden. Das Mädchen ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »In der Tasche?« rief Harry. »Das sollte ihr doch auf den Körper geklebt werden?«
    Wadkins zögerte betroffen.
    »Das habe ich wohl vergessen zu sagen, aber wir haben uns gefragt, was passieren würde, wenn er ihr . . . näherkommen würde . . . äh, sie anfaßt und, ach, du weißt schon, anmachen würde. Miß Enquist war auch der Meinung, daß es sicherer sei, die Ausrüstung in der Tasche zu haben.«
    Harry hatte sich bereits die Jacke angezogen.
    »Wohin willst du?« fragte Wadkins.
    »Er hat auf sie gewartet«, sagte Harry. »Vielleicht ist er ihr vom Albury aus nachgegangen. Sie konnte nicht einmal schreien. Vermutlich hat er wieder ein Tuch mit Diethyläther benutzt. Wie bei Otto Rechtnagel.«
    »Auf offener Straße?« fragte Lebie skeptisch.
    »Nee. Im Park. Ich fahr da jetzt hin. Ich kenne da wen.«
     
    Joseph versuchte krampfhaft, die Augen aufzureißen. Er war so voll, daß Harry am liebsten geheult hätte.
    »Ich, ich dachte, die hätten geknutscht, Harry.«
    »Das hast du jetzt schon viermal gesagt, Joseph. Wie sah er aus? Wohin sind sie gegangen? Hatten sie ein Auto?«
    »Wir, Mikke und ich, haben unsere Kommentare abgelassen, als er sie hier an uns vorbeischleppte, daß sie ja noch voller sei als wir und so weiter. Ich glaube, Mikke hat sie richtig ein bißchen beneidet. Hihihi. Willst du Mikke nicht guten Tag sagen? Er ist aus Finnland.«
    Mikke lag auf der anderen Bank und hatte sich für diesen Abend bereits verabschiedet.
    »Schau mich an, Joseph. Schau mich an! Ich muß sie finden! Verstehst du? Der Typ ist wahrscheinlich ein Mörder!«
    »Ich versuche es ja, Harry. Ich versuche mich ja zu erinnern. Scheiße, ich will dir ja

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