Der Fledermausmann
auf die Jagd, und Ouyouboolooey schlich ihm nach. An einem Lagerfeuer saß ein Reisender. Er konnte nicht einmal mehr mit den Augen zwinkern, da hatte Mungoongali schon mit einem gewaltigen, gutgezielten Schlag seinen Schädel zerschmettert. Dann schleppte die Echse ihn auf dem Rücken zurück zu ihrem Lager, wo sie ihre Gifttasche aus dem Maul nahm und begann, das frische Menschenfleisch zu verzehren. Rasch wie ein Blitz sprang Ouyouboolooey herbei, riß die Gifttasche an sich und verschwand in den Büschen. Mungoongali rannte ihr nach, aber er konnte die kleine Schlange nicht finden. Die anderen Tiere berieten noch immer, als Ouyouboolooey zurückkam.
›Seht her‹, schrie sie und riß ihr Maul auf, so daß alle die Gifttasche sehen konnten. Alle Tiere scharten sich um die kleine Schlange und gratulierten ihr dazu, sie vor Mungoongali bewahrt zu haben. Als die anderen nach Hause gegangen waren, ging das Känguruh zu Ouyouboolooey und sagte, daß sie jetzt das Gift in den Fluß spucken solle, so daß sie alle für immer gut schlafen könnten. Doch Ouyouboolooey antwortete, indem sie zubiß, woraufhin das Känguruh gelähmt zu Boden fiel.
›Ihr habt mich immer alle verachtet, jetzt bin ich einmal an der Reihe‹, sagte Ouyouboolooey zu dem toten Känguruh. ›Solange ich dieses Gift habe, werdet ihr euch mir nicht mehr nähern können. Keines der anderen Tiere wird erfahren, daß ich noch im Besitz des Giftes bin. Sie werden glauben, daß ich, Ouyouboolooey, ihr Retter und Beschützer bin, während ichmich in aller Ruhe an jedem einzelnen werde rächen können.‹ Mit diesen Worten schob sie das Känguruh in den Fluß, in dem es verschwand. Sie selbst schlängelte sich wieder unter die Büsche. Und dort findest du sie noch heute. In den Büschen.«
Toowoomba trank die Luft aus seinem leeren Glas und stand auf.
»Es ist spät geworden.«
Auch Harry stand auf. »Danke für die Geschichte, Toowoomba. Ich werde bald abreisen, also für den Fall, daß ich dich nicht mehr sehe, viel Glück für die Meisterschaft. Und für deine Zukunftspläne.«
Er fragte sich selbst, wann er es endlich lernen würde, als Toowoomba seinen Händedruck erwiderte. Seine Hand fühlte sich wie ein Stück mürbes Fleisch an.
»Ich hoffe, du findest heraus, was die Gläser unscharf macht«, sagte Toowoomba. Er war bereits gegangen, als Harry verstand, wie er das meinte.
10 Das Seeungeheuer,
Mr. Bean und ein Patient
D er Wachmann gab Birgitta eine Taschenlampe.
»Du weißt, wo du mich finden kannst, Birgitta. Paß auf, daß ihr nicht aufgefressen werdet«, sagte er und hinkte lächelnd zurück in sein kleines Aufsichtsbüro.
Birgitta und Harry gingen in beinahe völliger Finsternis durch die langen, geschwungenen Korridore des gewaltigen Aquariums in Sydney. Es war fast zwei Uhr in der Nacht, aber Ben, der Wachmann, hatte sie hereingelassen.
Eine beiläufige Frage von Harry, warum denn alle Lichter ausgeschaltet seien, hatte zu einem längeren Vortrag des betagten Wächters geführt.
»Natürlich spart das Strom, aber darum geht es eigentlich nicht – das Wichtigste ist, daß die Fische wissen, daß es Nacht ist. Glaube ich jedenfalls. Früher haben wir das Licht ganz normal ausgeschaltet, und man konnte den Schock hören, wenn es ganz plötzlich vollkommen dunkel war. Es ging wie ein Rauschen durch das ganze Aquarium, das Geräusch Hunderter von Fischen, die in plötzlicher Aufregung ein Versteck suchten oder in blinder Panik einfach davonzuschwimmen versuchten.«
Ben senkte seine Stimme dramatisch und zeichnete die Zickzackbewegung der Fische mit seinen Händen nach.
»Es platschte und schwappte noch ein paar Minuten danach. Und einige Fischarten, die Makrelen zum Beispiel, verhielten sich vollkommen verrückt, wenn das Licht gelöscht wurde. Sie klatschten mit voller Wucht an die Scheibe, so daß manche von ihnen starben. Deshalb haben wir uns dann Dimmer angeschafft, die das Licht parallel zum schwächer werdenden Tageslicht langsam dämpfen, um die Nacht zu imitieren. Danach gab es unter den Fischen auch weniger Krankheiten. Das Licht zeigt dem Körper an, wann es Tag und wann esNacht ist, und ich persönlich glaube, daß die Fische einen natürlichen Tagesrhythmus brauchen, um nicht zu sehr unter Streß zu stehen. Sie haben genau wie wir eine biologische Uhr, und daran sollte man nicht herumfingern. Ich weiß, daß es unter den Fischzüchtern, zum Beispiel denen, die unten auf Tasmanien Barramundis großziehen,
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