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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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mir noch etwas zu sagen?«
    Harry schüttelte den Kopf.
    Otto Rechtnagels Wohnung lag in Surrey Hills, passend auf halbem Weg zwischen dem Albury und Inger Holters Wohnung in Glebe. Eine unbeschreiblich fette Frau versperrte ihnen den Treppenaufgang, als sie ankamen.
    »Ich habe den Wagen gesehen. Sind Sie von der Polizei?« kreischte sie mit hoher, kläffender Stimme und fuhr dann, ohne auf eine Antwort zu warten, fort: »Sie hören den Hund ja selber. So geht das nun schon den ganzen Tag heute.«
    Hinter der Tür mit Otto Rechtnagels Nummer hörten sie ein heiseres Bellen.
    »Es ist schrecklich, was mit Herrn Rechtnagel geschehen ist, aber jetzt müssen Sie wirklich seinen Hund mitnehmen. Der bellt in einem fort und treibt noch alle hier zum Wahnsinn. Es sollte überhaupt verboten sein, hier Hunde zu halten. Wenn Sie nichts unternehmen, müssen wir . . . ach, ja, Sie wissen schon, was ich meine.«
    Die Frau himmelte mit den Augen und breitete ihre fleischigen Arme aus. Es roch sofort nach saurem Schweiß und dem unausweichlichen, kompensierenden Parfüm.
    Harry verabscheute das monströse Frauenzimmer bereits von ganzem Herzen.
    »Hunde wissen«, sagte Lebie, strich mit zwei Fingern über das Treppengeländer und schaute dann mißbilligend auf seinen Zeigefinger, als sei er gekommen, um die Reinlichkeit zu überprüfen.
    »Wie meinen Sie das, junger Mann?« fragte der Fleischberg, stemmte die Arme in die Seite und machte nicht den Anschein, sich bewegen zu wollen.
    »Er weiß, daß sein Herrchen tot ist, gute Frau«, sagte Harry. »Er trauert.«
    »Trauert?« Sie schaute ihn mißtrauisch an. »Ein Köter? Was für ein Unsinn.«
    »Was würden Sie denn tun, wenn jemand die Arme und Beine von Ihrem Herrchen abgetrennt hätte?« Lebie schaute sie direkt an. Sie blieb mit offenem Mund stehen.
    »Und den Schwanz?« ergänzte Harry. Er vermutete, daß dick auch in Australien ein Begriff war.
    »Wenn Sie denn ein Herrchen haben.« Lebie musterte sie von ihrem feisten Kopf bis zu den Zehen.
    Nachdem der Fleischberg das Feld geräumt hatte, holten sie die verschiedenen Schlüssel heraus, die sie in der Garderobe in Ottos Hosentasche gefunden hatten. Aus dem Bellen dort drinnen war mittlerweile ein Knurren geworden, Otto Rechtnagels Hund hörte wohl, daß sich Fremde näherten.
    Der Bullterrier stand breitbeinig und kampfbereit im Flur, als die Tür aufging. Lebie und Harry blieben stehen und schauten den komischen weißen Hund an, wie um zu zeigen, daß er jetzt die Initiative ergreifen mußte. Das Knurren verwandelte sich in ein kraftloses Bellen, bevor er das Projekt ganz aufgab und sich ins Wohnzimmer trollte. Harry ging ihm nach.
    Das Tageslicht flutete durch zwei große Fenster in das Wohnzimmer, das im Vergleich zu dem einfachen Standard überreich möbliert war: Ein gediegenes rotes Sofa voller großer bunter Kissen, riesige Malereien an den Wänden und ein flacher, aber monumentaler grüner Glastisch. In den Ecken des Raumes standen zwei Porzellanleoparden.
    Auf dem Tisch lag ein Lampenschirm, der dort nicht hätte liegen sollen.
    Der Hund hatte sich mit der Nase in einem nassen Fleck mitten im Wohnzimmer postiert. Über dem nassen Fleck hingen zwei Männerschuhe in der Luft. Es roch nach Pisse und Exkrementen. Harry folgte der Socke das Bein hinauf und sah die schwarze Haut zwischen Strumpf und Hose. Er ließ den Blick weiter die Hose emporgleiten, sah die große Faust, die leblos herabhing, und mußte seinen Blick an dem weißen Hemd emporzwingen. Nicht, weil er nicht schon einmal einen erhängten Mann gesehen, sondern weil er die Schuhe wiedererkannt hatte.
    Der Kopf war zu der einen Schulter gekippt, und das Ende der Leitung baumelte mit einer grauen Glühbirne vor derBrust. Das Leitungskabel war an einem kräftigen Haken in der Decke befestigt – vielleicht hatte da früher einmal ein Kronleuchter gehangen – und war dreimal um Andrews Hals geschlungen, dessen Kopf beinahe an die Decke stieß. Ein verträumter, gebrochener Blick starrte ins Leere, und eine blauschwarze Zunge hing aus dem Mund, als wolle er dem Tod die Zunge herausstrecken. Oder dem Leben. Neben dem Wohnzimmertisch lag ein umgestürzter Stuhl.
    »Scheiße noch mal«, fauchte Harry, »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Er ließ sich kraftlos in einen Stuhl fallen. Lebie kam herein und schrie leise auf.
    »Hol ein Messer«, sagte Harry. »Und ruf einen Krankenwagen oder was immer ihr in einer solchen Situation ruft.«
    Von dort, wo Harry saß,

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