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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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sei es aus Mangel an echten Zutaten, sei es wegen des vehementen Widerstandes des Herrn Grafen, eines Mannes mit empfindlichem Magen, der gegen solch barbarische Gaumenfreuden revoltiert.
    Die Prinzessin jedoch tut sich daran gütlich, so oft sie kann. Eine echte Feijoada ist fast wie eine Rückkehr zu der feuchten Wärme eines Nachmittags in Rio.
    Einer liebenswürdigen Geste des Marquês de Sapucaí sind die schwarzen Bohnen zu verdanken, sie stammen aus der jüngsten Ernte auf seinem Besitz im Norden von Rio. Ein Besuch der Viscondessa de Garanhuns hat vor Kurzem für die Schweinsöhrchen und -schwänzchen gesorgt, auf die der geladene Gast begehrliche Blicke wirft. Die Schinkenwurst kommt von der Fazenda des Marquês de Abrantes und das Trockenfleisch von der Fazenda des Barão da Torre. Der Minaskohl, auf Eis frisch gehalten, ist ein Geschenk des Erzbischofs von Mariana.
    Der Nachtisch ist also gesichert, und dieser bewirkt immer den jähen Rückzug des Grafen: Minas-Käse mit Guavengelee. Das bräunliche Guavengelee, mit brüchiger Kruste und tadellos gesüßt, ist eines der Mitbringsel von Dona Emiliana Maria Carolina Francisca de Rezende e Passos, der Gräfin D’Arcos; den Käse hat gerade der Gast mitgebracht. Den Abschluss soll ein eigens von den Nonnen in Olinda hergestellter Jenipapo-Likör bilden, ein Geschenk von Ehrwürden Kardinal-Primas von Brasilien bei seinem letzten Europa-Besuch.
    Die Würze der fernen Heimat  Meine Heimat kennt keine Bitternussbäume, in denen die Grasmücke singt.
    Noch Ebereschen mit gelben Beeren oder kätzchenbehangene Birken.
    Sie kennt auch weder rotblättrigen Zuckerahorn noch Pekanbäume oder weiß blühende Weiden.
    Die Drosseln, die hier zwitschern, zwitschern nicht so wie dort.
    Hier wissen die Wälder zu schweigen.
    Hier sterben die Wälder vor Überdruss.
    Der unbeirrbare Nostalgiker  Wieder ein Santos-Dumont-Luftschiff unterwegs.
    Es ist 33 Meter lang und sechs Meter breit. 360 Kubikmeter Volumen und ein Buchat-Motor mit vier Zylindern und 16 Pferdestärken.
    Es ist die Nr. 6. Gebaut, um den Prix Deutsch zu gewinnen.
    Der Jockey der Lüfte  Petitsantôs fliegt mit Vorliebe in Longchamp, wenn Pferderennen stattfinden. Die Wettenden protestieren gegen die fliegende Zigarre, die knatternd am Himmel vorbeizieht, die Pferde scheu macht und Außenseiter gewinnen lässt.
    Die Rennbahnleitung verbietet dem Verrückten, an Renntagen über die Bahn zu fliegen. Die Rennbahn von Longchamp erhebt als erste Institution der Welt Anspruch auf ihren eigenen Luftraum.
    Antepasto  Petitsantôs begibt sich zum Mittagessen ins Les Cascades. Per Luftschiff.
    Auf dem Rückweg stürzt die Nr. 6, wie vom Schicksal vorherbestimmt, mitten in einer Golfpartie im Park der Rothschilds ab.
    Alphonse verliert die Partie und ein paar Pfund an einen Schweizer Bankier.
    Goursat verfällt auf die dumme Idee, darüber zu spotten.
    Petitsantôs verkriecht sich deprimiert zu Hause.
    Oktober  Am 19. verlässt er seinen Bau und gewinnt den Prix Deutsch.
    Innerhalb einer halben Stunde steigt er auf, fliegt um den Eiffelturm herum und kehrt zum Hangar in Saint-Cloud zurück. Die Leute im Aéro Club reagieren auf seinen Erfolg mit gemischten Gefühlen, während Goursat wie wild an die wichtigsten Zeitungen der Welt telegrafiert.
    Thomas Edison   »AN SANTOS DUMONT STOP PIONIER DER LUFT STOP MEINE HOCHACHTUNG THOMAS EDISON«
    Guglielmo Marconi   »GRUSS AN PIONIER SANTOS DUMONT STOP MARCONI«
    Die Presse an der Front  Wie fühlt man sich als Gewinner des Prix Deutsch?
    Belohnt.
    Haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie mit dem Geld machen werden?
    Ich werde es an die Armen verteilen.
    An die Armen?
    Ja, an arbeitslose Arbeiter.
    Das ganze Geld?
    Die eine Hälfte bekommen meine Mitarbeiter, die andere Hälfte Arbeitslose. Wussten Sie, dass es in Paris Arbeiter gibt, die keine Stelle haben?
    Und in Brasilien, gibt’s da keine?
    Ich befinde mich aber in Frankreich.
    Meinungsverschiedenheit im Aéro Club  Deutsch de la Meurthe möchte den Preis sofort überreichen.
    Archdeacon sucht Ausflüchte.
    Seiner Meinung nach hat der Luftfahrer bei der Landung Zeit verloren, weil er über das Ziel hinausgeflogen ist.
    Petitsantôs ist gekränkt und will sich aus dem Verband zurückziehen.
    Die Pariser Arbeitslosen umstellen den Aéro Club und drohen, alles kurz und klein zu schlagen. Die Polizei greift ein, und die Mitglieder der Wissenschaftlichen Kommission beschließen, den Preis zu

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