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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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traurig ist und die Niederlage des anderen Luftfahrers bedauert.
    Irgendetwas ist schiefgelaufen.
    Alberto antwortet nicht, Archdeacon nähert sich im Mors mit dem verletzten Blériot. Er hat nur ein paar Schürfwunden, und seine Kleidung ist zerrissen. Alberto läuft dem Auto entgegen. Bei Albertos Anblick winkt Blériot und streckt einen Daumen hoch.
    Mir fehlt nichts, Alberto.
    Sind Sie denn nicht verletzt?
    Ach, Unsinn. Ich habe gerade gemerkt, dass es vielleicht praktischer gewesen wäre, mit einem Konzertflügel zu fliegen …
    Alle lachen.
    Gott sei Dank, dass er nicht verletzt ist.
    Alberto, wenn Sie es jetzt versuchen wollen.
    Alberto schaut auf die Uhr, es ist halb fünf Uhr nachmittags. Der Tag ist ruhig, ein sanfter Wind weht an diesem herbstlichen Spätnachmittag.
    Ich versuche es …
    Petitsantôs versucht es!
    Alberto steigt ein und stellt sich in die Gondel seiner 14-Bis. Der Motor fängt an zu ächzen, dann knattert er laut. Fotografen und Kameraleute machen ihre Kameras bereit, Archdeacon setzt sich in seinen Mors und wartet auf den Start.
    Als die 14-Bis startet, scheinen alle sich vor Aufregung auf die Zehenspitzen zu stellen. Die 14-Bis rollt über das feuchte Gras, der Mors hinterher. Die leuchtend weiße Silhouette des Flugzeugs wirkt jetzt noch leichter.
    Das Flugzeug hebt ab, die Menge bricht in staunende Rufe aus.
    Schnell gewinnt die 14-Bis an Höhe und erreicht vier Meter.
    Alberto in seiner Gondel vollführt beim Steuern des Flugzeugs einen behänden, sehr wohl durchdachten Tanz. Er schaut hinunter und sieht, dass die erregte Menge binnen Kurzem das ganze Flugfeld vereinnahmt hat. Der Mors weicht den über das Gras laufenden Menschen aus. Mit einem präzisen Kommando lässt er das Flugzeug eine Kurve beschreiben, die 14-Bis schaukelt ihre Flügel sanft von einer Seite zur anderen, dann fliegt er zurück, in die Richtung, wo sich weniger Menschen auf dem Feld befinden.
    Die Menge sieht das Manöver des Flugzeugs und läuft zurück, doch die 14-Bis hat schon zur Landung angesetzt. Sanft nähert sie sich dem Erdboden, bis sie recht holperig aufsetzt, wobei ihr abermals die Räder abgerissen werden. Aber die Landung verläuft ansonsten ohne Zwischenfälle. Die 14-Bis kommt ein paar Meter vor einer dichten, kahlen Baumgruppe zum Stehen. Die Sonne geht schon fast unter. Archdeacon nähert sich in seinem Mors, er fährt der fröhlich heranstürmenden Menge voraus.
    220 Meter! Er ist 220 Meter geflogen …
    Inmitten der Menge Voisin und Blériot, die ihn mit Beifall und Rufen feiern.
    Er hat es geschafft, 220 Meter …
    Alberto spürt einen Kloß in der Kehle, er ist bewegt, aber keiner soll ihm seinen Zustand anmerken. Er schämt sich, Emotionen zu zeigen. Er muss immer der Harte, der Sachliche sein, nie ein Mensch mit Gefühlen. Rasch wischt er sich die Augen ab, in denen die Tränen stehen, und lächelt wie Petitsantôs.
    Rings um ihn lassen seine Freunde ihrem Jubel freien Lauf. Zu dieser Stunde arbeiten in vielen Ländern Hunderte einsamer Irrer an der Erfindung eines Flugzeugs. Petitsantôs ist ein großartiger Repräsentant dieser Gattung von Irren.
    Schon bald wird Petitsantôs von Reportern umringt.
    Eine Erklärung für die »Illustrated London News«!
    … das Flugzeug zu lenken, damit ist die halbe Schlacht gewonnen. Das genau ist der Bereich, auf den sich meine Überlegungen konzentrieren …
    Und was für ein Gefühl empfindet man beim Fliegen?
    Was soll ich dazu sagen? Ich habe meine Lehre für den Beruf der Vögel noch nicht abgeschlossen.
    Métier d’Oiseau  Hauptmann Ferber hat den ganzen Tag lang die Redaktionen der Pariser Zeitungen und Illustrierten besucht. Er trägt einen von Octave Chanute unterzeichneten Artikel bei sich, in dem der Professor behauptet, dass in Kill Devil Hill, südlich von Kitty Hawk, die Gebrüder Wright in Anwesenheit von fünf Landarbeitern in einem Schwerer-als-Luft geflogen seien. Man schreibt das Jahr 1903.

Teil IV
Die Demoiselle des Dumont-Daidalos
oder Der Sieg des Dr. Bacamarte

1907 bis 1932

»Der Satz, das Flugzeug lässt die Welt schrumpfen und das Mikroskop vergrößert sie, stammt nicht von Chesterton.«
Paul Morand
    Spitzentechnologie I  Gelegentlich verschmilzt Brasilien mit einer Person. Auf den schwedischen Fußballplätzen wurde ein Neger aus Minas zu Brasilien. Selbst ein Kellner aus Hanoi wusste seitdem, wer Pelé ist. Und weil er von Pelé wusste, meinte er, auch über Brasilien Bescheid zu wissen. Vor Pelé verkörperte

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