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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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Boden birgt weit mehr Unfallmöglichkeiten als in der Luft. Oben ist zumindest das Risiko, mit anderen zusammenzustoßen, äußerst gering.
    Petitsantôs’ Freunde haben Orangenblütentee für ihn bestellt.
    Wasserballett  Monsieur Pedro Guimarães schiebt die Ärmel hoch und wirft sich in die eisigen Fluten der Seine. Mit kraftvollen Zügen schwimmt er zu der rasch sinkenden Kiste, die Petitsantôs mit in die Tiefe zieht. Die Kiste ist die Nr. 18, ein ausgefallenes Wasserflugzeug mit U-Boot-Ambitionen. Petitsantôs kommt mit dem Leben davon.
    Maschine auf Abwegen  Die Flügel sind fast durchsichtig, das Flugzeug sieht wie ein harmloses Insekt aus. Der Antoinette-Motor fängt an zu brummen, wodurch die Ähnlichkeit noch größer wird. Und die Nr. 19 hebt ab, steigt zehn Meter hoch und stürzt ab. In den Trümmern liegt blutend und bewusstlos Petitsantôs. Die Mechaniker kommen ihm zu Hilfe und bringen den Verletzten ins Krankenhaus. Als er wieder zur Besinnung kommt, hat Petitsantôs das eindeutige Gefühl, dass der Unfall auf die Fünfzig-Francs-Scheine zurückzuführen ist, die er in der Tasche hatte.
    Winterschlaf  In der Abgeschiedenheit seines Ateliers untersucht Alberto unermüdlich seine Verletzungen, als könne er es nicht glauben, dass er einen so schweren Unfall erlitten hat. Aber es ist nicht zu leugnen, dass die Nr. 19 versagt und eines seiner aufwendigsten Projekte zunichtegemacht hat. Seine erste Reaktion ist, alles aufzugeben. Er hat die Hausangestellten angewiesen, sämtliche Prototypen aus dem Atelier zu entfernen, und die Entwürfe eigenhändig in einen großen Zinkkoffer gepackt.
    Ein immer schwierigerer Freund  Eine Woche lang hat Alberto keinen Fuß vor die Haustür gesetzt. Er schläft und isst im Atelier, sein hauptsächlicher Zeitvertreib besteht darin, sich über die Dienstboten zu erregen. Er scheint immer tiefer in eine Depression zu sinken, aus der es kein Zurück gibt. In den ersten drei Tagen hat nicht einmal Antônio Prado ihm ein Wort entlocken können. Pedro Guimarães ist zweimal da gewesen und gegangen, ohne mit seinem Freund gesprochen zu haben, weil Alberto sich schlafend gestellt hat. Mademoiselle Penteado ist es gelungen, mit ihm Tee zu trinken und eine seichte Unterhaltung zu führen, aber ihre Einladung, ein paar Wochen in Berlin zu verbringen, hat Alberto abgelehnt. Der alte Sem, der jeden Tag vorbeikommt und sich nach seinem Freund erkundigt, drängt darauf, dass er wenigstens ordentlich isst. Der Butler hat ihm mitgeteilt, dass sein Herr keinen Appetit habe und wieder die schreckliche brasilianische Angewohnheit aufgenommen hat, nach den Mahlzeiten Kaffee zu trinken.
    Der Busenfreund  Im Jahre 1907 hätten wir fast den Kontakt zueinander abgebrochen, erinnerte sich Sem später. Alberto war übertrieben exzentrisch. Er schloss sich in seinem Atelier ein und empfing keinen Menschen. Wenn er herauskam, spielte er stundenlang Karten, ohne ein Wort zu reden. Dann verschwand er aus Paris. Niemand konnte mir sagen, wohin er gefahren war, bis ich herausfand, wo er sich aufhielt. Er war in Nizza und trug mit dem Grafen Lambert Wettrennen per Wasserfahrrad aus. Während er sich vergnügte, waren die anderen aktiv und machten die Luftfahrt zu einer Industrie. Alberto verlor in diesem Jahr kostbare Zeit und hat sich nie mehr davon erholt.
    Der Lauf der Geschichte  Pirquet entdeckte eine Methode, die Tuberkulose zu diagnostizieren, und versetzt den schwindsüchtigen Dichtern einen tödlichen Schlag. Gabriel Voisin, der nichts von einem Schwindsüchtigen hat, beginnt mit der Produktion des Voisin-Doppeldeckers und nimmt Aufträge aus Österreich, Italien, Russland, Schweden und Argentinien an.
    Voisin beginnt das Jahr 1908 als erfolgreicher Unternehmer.
    Eine überraschende Begegnung  Petitsantôs lebt auch im Jahr 1908 weiter von seinen Zinseinkünften.
    Rivalisierende Demonstrantengruppen stoßen direkt vor dem Eingang zur Metrostation Étoile zusammen. Von seinem Fenster aus beobachtet Alberto den Tumult. Bald darauf kommt Polizei zu Pferd und zu Fuß. Der Tumult weitet sich aus, und einige Demonstranten laufen durch den Arc de Triomphe in Richtung Rue Washington, um einer Verhaftung zu entgehen. Die Polizei lässt nicht locker und verfolgt die Demonstranten. Ein Fuhrwerk wird mitten auf der Straße umgekippt, es hagelt Steine auf die Polizisten. Unter den Demonstranten, die der Polizei zu entkommen versuchen, bemerkt Alberto ein bekanntes Gesicht. Er läuft hinunter an

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