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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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lernte schnell dazu. »Aber nur dann, wenn es wirklich nötig ist.«
    »Ich verstehe«, sagte der Erste Maat und fügte hinzu: »Warum?«
    »Weil …«, begann der Professor und griff in die Tasche, um ein anderes Taschentuch hervorzuholen. Unglücklicherweise war da keins mehr; es war auch keine Tasche mehr da. Tatsächlich haftete an der ganzen Gesellschaft nicht mal mehr ein einziger Stoffaden; es waren nur noch aufgeheizte, unverwundbare nackte Körper da.
    »Ziemlich stickig hier drinnen, findet ihr nicht? Können wir nicht mal ein Fenster aufmachen?« bat Wilhelmus.
    »Auf keinen Fall. Das wäre ziemlich unklug«, widersprach Vanderdecker. »Hören Sie mal, Professor, sollten wir nicht langsam mal etwas unternehmen, anstatt hier nur so herumzulaufen?«
    »Wenn Sie nur noch ein wenig Geduld mit mir haben«, sagte der Professor, »dann hoffe ich, schon bald in der Lage zu sein, das Ausmaß des uns gegenüberstehenden Problems genauer beurteilen zu können.«
    Ein großes gezacktes Stück Mauerwerk löste sich vom Dach und schlug genau dort auf, wo Sebastian gestanden hätte, wenn Vanderdecker ihn nicht kurzerhand beiseite gerissen hätte. Sebastian knurrte mürrisch und murmelte ein paar Verwünschungen vor sich hin.
    »Also los!« sagte der Fliegende Holländer bestimmt. Tief im Innern spürte er, daß er allmählich wütend wurde. Das letztemal, daß er wütend gewesen war, lag viele Jahre zurück, als er dank einer Reihe von Unfällen und Zufällen mitten in die Schlacht von Trafalgar geraten war. Die Franzosen standen damals kurz vor dem Sieg, als eine Kanonenkugel aus den französischen Reihen das letzte Faß Bier auf der Verdomde zerschlug. Wegen der darauffolgenden Ereignisse fühlte sich der Fliegende Holländer bis heute schuldig, und der Anblick der Nelsonsäule bereitete ihm immer wieder leichtes Unbehagen.
    »Wo gehen Sie denn hin?« wollte Montalban wissen.
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, winkte Vanderdecker ab. »Wenn Sie mir nur kurz Ihre Katze leihen, können Sie gehen und gemütlich eine Tasse Tee oder sonst was trinken. Cornelius, Sebastian, ihr folgt mir. Der Rest bleibt hier.«
    Montalban übergab Vanderdecker den Kater, der leise knurrte, und sah hilflos mit an, wie der Fliegende Holländer durch eine Stahltür stakste, deren Existenz im nachhinein nicht eindeutig bestätigt werden kann; die Tür schloß sich nämlich und flog einen Augenblick später mitsamt dem dahinterliegenden Raum in die Luft.
    »Nicht jetzt, Sebastian!« brüllte eine Stimme inmitten der Flammen.
    »Du meine Güte!« stöhnte der Professor. »Er hätte dort wirklich nicht hineingehen sollen.«
    Die anderen Besatzungsmitglieder versuchten, durch die Wolke aus Rauch, Flammen und Schutt hindurchzusehen, aber sie war vollkommen undurchlässig. Sie hörten lediglich das laute Knallen und Poltern herunterfallender Trümmerstücke.
    »Antonius, Johannes, Wilhelmus, Pieter, Dirk, Jan. Christian! Hier herüber, so schnell ihr könnt!« erfolgte ein donnerndes Kommando. »Cornelius, schnapp dir die Katze!«
    Montalban blieb inmitten einer brennenden Halle allein zurück. Es gefiel ihm nicht besonders. Das herabfallende Mauerwerk und das ganze andere Zeug gingen an die Nerven, und außerdem hatte er seit fünf Stunden keinen Rosinenkuchen mehr gegessen.
    »Wartet auf mich!« rief er.
     
    Jane hatte sich mit dem Videotext der BBC noch nie richtig anfreunden können, aber seit er musikalisch untermalt wurde, haßte sie ihn regelrecht. Es war nicht nur die Art, wie das verdammte Ding ›That’s Entertainment‹ auf der elektronischen Orgel piepste, während es die letzten Opfer des Erdbebens in Mexiko auflistete; es war noch nicht einmal die eselsgleiche Hartnäckigkeit, mit der es einem ständig ein Rezept für Coq au vin mitteilte, wenn man die Wettervorhersage sehen wollte – es waren die kleinen Zahlen oben auf dem Bildschirm, die bei Jane fast einen Schreikrampf hervorriefen. Sie war allein in dem Haus des Professors, und da es in unmittelbarer Nähe keine Nachbarn gab, die sie hätte stören können, schrie sie.
    Dann riß sie sich wieder zusammen und drückte einige Knöpfe auf der Fernbedienung. Zurück zum Index. Ja. Fein. Bleib dran, Jane. Aha. Neueste Nachrichten – Tafel 351. Geben Sie 351 ein. Mach ich. Unser Tagesrezept: Tournedos à la Rossini. Neiiiiiiin!
    Versuch’s mal auf dem anderen Kanal, sagte eine vorwitzige Stimme in Janes Kopf. Das Programm wird zwar genauso schlecht sein, aber das Kochrezept

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