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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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sehen, und die aktuellen Schlagzeilen erschienen.
    Jane starrte gebannt auf den Apparat. Das Neueste von der Dounreay-Krise. Die Evakuierung verläuft ordnungsgemäß. Bis jetzt noch kein Grund für einen Alarm. Fragestunde im Unterhaus. So also ging Harvey mit der Sache um. Wie furchtbar einfallslos von ihm. Dann bemerkte sie das gedämpfte Murmeln der Roboterstimme in dem schwarzen Kasten, die dazu aufforderte, die Welt zu kaufen. Kauft Stammaktien. Kauft Gold. Kauft Pfandbriefe. Kauft kurzfristige Staatsanleihen. Kauft Brauereiaktien, Industrieaktien, Chemieaktien, Aktien der Kommunikations- und Unterhaltungsindustrie. Selbst Investmentpapiere. Kauft, kauft, kauft.
    Jane bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Sie hob die Fernbedienung auf, wünschte sich etwas und warf sie an die Wand. Sie empfing die Regionalnachrichten. So macht man das also.
    Wie sie feststellen konnte, kletterten die Aktienkurse in ungeahnte Höhen. Der Financial-Times-Index erreicht den höchsten Stand aller Zeiten. Dow-Jones-Index schnellt durch Panikkäufe in die Höhe. Der Hang Seng hängt in der Schwebe. Was geht denn da eigentlich vor? fragte sich Jane.
    Der Decoder war diesmal keine große Hilfe: er wiederholte nur immer wieder den Befehl, alles zu kaufen, was nicht niet- und nagelfest war. Kauft zaristische Regierungsanleihen. Kauft fünf Prozent Darlehensaktien der Südseegesellschaft ohne Sicherheiten. Der Decoder schien wirklich langsam durchzudrehen. Jane zuckte die Achseln und suchte ein Radio.
    Schließlich fand sie ein tragbares Gerät in der Küche und schaltete Radio Three ein.
    »Wegen der Dounreay-Krise entschuldigen wir uns für die wiederholten Unterbrechungen des laufenden Programms«, sagte ein Stimme. »In der Zwischenzeit fahren wir mit unserem improvisierten Gilbert-und-Sullivan-Medley fort. Als nächstes hören Sie ›Three Little Maids From School‹ aus der Operette The Mikado. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1956.«
    Die Stimme im Decoder schwoll zu einem hysterischen Kreischen an, beschwor die Welt, in Gottes Namen DeLorean-25-Pence-Stammaktien zu kaufen, und das Gerät explodierte. Jane schüttelte mehrere Male ungläubig den Kopf, schaltete das Radio und den Fernseher aus und ging in die Küche, um sich eine Tasse Tee zu kochen.
     
    Dem Kater ging es von Grund auf beschissen. Es war heiß, es gab keine Mäuse, und ständig fielen ihm große Betonbrocken auf den Kopf. Aber immerhin war es ihm gelungen, von diesen Verrückten mit den komischen Namen wegzukommen.
    In jener unbeschreiblich grazilen Art, die Katzen an sich haben, machte der Kater einen Buckel, streckte sich, ließ die Krallen spielen und spazierte geräuschlos umher. Ein Kater allein auf der Pirsch. Ein vier Jahrhunderte währendes Leben hatte ihn eine Art blinden Optimismus gelehrt. Obwohl seine Erfolgschancen gering waren, hätte es dort irgendwo Mäuse oder gar Vögel geben können, vielleicht sogar einen verwesenden Hühnerkadaver. In diesem Raum zum Beispiel.
    Dort befand sich ein Tisch, und auf dem Tisch stand ein viereckiges weißes Ding, das der Kater nicht als Computerkonsole erkannte. Hergestellt aus den neuesten Materialien des Weltraumzeitalters, war die Konsole bis jetzt noch nicht geschmolzen. Sie war dafür konzipiert, so extremen Temperaturen zu widerstehen, daß selbst Diamanten schon längst verkohlt wären. Das war auch notwendig, denn hierbei handelte es sich nicht um einen herkömmlichen Videospiele-Computer, sondern um die Hauptschaltzentrale der gesamten Anlage. Alles, was noch in der Lage war, in diesem Inferno zu arbeiten, wurde von hier aus gesteuert.
    Aber das konnte der Kater nicht wissen. Für ihn sah es wie ein gemütlicher Schlafplatz aus, an dem man sich behaglich zusammenrollen konnte. Mit einem gefühlvollen kurzen Hopser sprang er auf den Tisch und spazierte zur Mitte der Konsole, wobei er mit seinen samtweichen Pfoten jedesmal leicht auf die vielen beschrifteten Tasten trat. Schließlich legte er sich hin, drehte sich noch dreimal um und schlief ein.
     
    »Sebastian!« schrie Vanderdecker. »Da drüben! Links von dir!«
    Sebastian schaute sich um und sah die kleine brennende Fläche, die seinem Kapitän offensichtlich Sorgen bereitete. Er trampelte darauf herum, bis die Flammen erloschen waren.
    Seit Stunden waren sie jetzt schon dabei und kamen nicht sehr gut voran. Es war ein riesiger Gebäudekomplex, von dem der größte Teil in Flammen stand, und es dauert eine Weile, ein solches Feuer mit bloßen Händen und

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