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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Quallen, dachte sie, die haben keine Knochen, kommen aber trotzdem zurecht. Also müßte ich das wohl auch schaffen, glaube ich. Das ist zwar lästig, aber das läßt sich nun mal nicht ändern. Morgen früh fängt die Arbeit wieder an, und damit ist dein Urlaub dann zu Ende.
    Als sie auf das Haus zuging, eilte der Hubschrauberpilot zu ihr herüber und drückte ihr etwas in die Hand.
    »Hier«, keuchte er. »Das ist für Sie. Der andere Mann, der so furchtbar gestunken hat, hat mich gebeten, Ihnen das zu geben. Ich hab zwar keine Ahnung, was es damit auf sich hat, aber der Professor da drüben war geradezu versessen darauf, das Ding in die Finger zu kriegen. Ein Glück, daß ich den Hubschrauber geflogen hab, sonst hätte er womöglich noch versucht, mir das Ding abzuknöpfen.«
    Jane starrte die zerschlissene braune Brieftasche an, die sie vom Piloten in die Hand gedrückt bekommen hatte. Sie erkannte sie wieder und spürte in ihren Eingeweiden ein Ziehen und Würgen, das alle möglichen Nerven- und Muskelschäden hervorrief. Dennoch brachte sie es fertig, sich beim Piloten zu bedanken.
    Die Police! Na klar, jetzt erinnerte sie sich wieder. Er hatte doch gewollt, daß sie die Police nahm und sicher für ihn aufbewahrte. Na ja, aber wem nützte das jetzt noch was? Jane öffnete die Brieftasche und entdeckte das harte gefaltete Blatt Pergamentpapier, und auf einmal fiel ihr das Atmen sehr schwer. Unter der Lampe des Vordachs faltete sie das Blatt auseinander und sah es sich an, wobei ihr Blick auf den Kasten auf der Rückseite fiel. Sie las ihren eigenen Namen und darunter Vanderdeckers Unterschrift, und das reichte vollkommen, um ihr den Rest zu geben. Seltsamerweise genügte das aber nicht, sie davon abzuhalten, dem Hubschrauberpiloten hinterherzulaufen und mit ihm darüber zu sprechen.
    Im Haus telefonierte gerade der Professor mit vollem Mund, denn er hatte ihn sich bis zum Rand mit Nußplätzchen vollgestopft. Er war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen. Unmengen von Leuten wollten benachrichtigt, Regierungen informiert und Evakuierungen abgeblasen werden, all solche Dinge eben. Aber jetzt mußte er sich wieder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, die sonst bald nur noch ein einziges heilloses Durcheinander sein würden.
    Er hörte die Tür zuschlagen und legte den Hörer auf, wobei er vom Minister am anderen Ende der Leitung einfach keine Notiz nahm; der konnte schließlich warten, Miß Doland aber nicht. Es war unbedingt notwendig, daß sie sich sofort einmal in aller Ruhe miteinander unterhielten.
    »Miß Doland!« rief der Professor. »Sind Sie es?«
    »Ja«, bestätigte Jane und betrat kurz darauf den Raum. »Ich nehme an, Sie wollen mit mir sprechen. Oh, Sie haben ja noch eine Pistole, wie schön für Sie. Ich will nur noch eben schnell meinen Salat fertigmachen.«
    Sie übersah den Lauf des 38er Colts, der drohend auf sie gerichtet war, ging in die Küche und machte ihren Salat mit einem Dressing an. Nach ein paar Happen merkte sie, daß sie nicht mehr allein war.
    »Wären Sie vielleicht so freundlich, Ihre Pistole auf was anderes zu richten?« bat sie. »Es ist furchtbar unhöflich, Leute beim Essen mit Mord zu drohen.«
    »Miß Doland«, erwiderte der Professor, »diesmal mein ich’s leider ernst. Wenn Sie mir nicht sofort die Versicherungspolice geben, bleibt mir nichts anderes übrig, als Sie zu erschießen.« Er spannte den Hahn der Pistole und wartete auf eine Reaktion. Doch die einzige Antwort, die er erhielt, war das Knacken eines zerbissenen Radieschens.
    »Das täte ich nicht, wenn ich Sie wäre«, sagte Jane schließlich.
    »Tut mir leid, aber meine Geduld ist wirklich am Ende, Miß Doland«, drohte der Professor mit grimmiger Miene. »Diesmal werde ich …«
    »Sie verstehen überhaupt nicht, worum es geht«, unterbrach ihn Jane, wobei sie eine halb abgenagte Keule auf ihn richtete. »Wenn Sie mich erschießen, kostet Sie das einen ganz schönen Batzen Geld.«
    »Was?«
    »Ist doch logisch«, fuhr Jane fort und öffnete ein Glas rote Bete. »Also, ich bin zwar – Gott bewahre – keine Rechtsanwältin, aber ich glaube, wenn ich sterbe, ist die Versicherungsprämie Teil meines Nachlasses. Soweit alles klar? Gut. Da ich jedoch keinen letzten Willen aufgesetzt habe, geht nach meinem Tod mein gesamtes Vermögen auf meine nächsten Verwandten über, und das sind wahrscheinlich meine Eltern. Wenn Sie die auch töten, erben wiederum deren Eltern mein Vermögen. Ich habe eine große

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