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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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obwohl Vanderdecker das wegen der Gasmaske nicht sehen konnte. »Spielen Sie hier doch nicht den Unschuldigen. Wir wissen ganz genau, was Sie geladen haben.«
    »Was ich geladen hab?« fragte Vanderdecker. »Reden Sie ruhig weiter, da kommen Sie nie drauf.«
    »Äußerst gesundheitsschädlichen und giftigen Chemiemüll«, kam die Antwort im Chor. Vanderdecker schüttelte den Kopf.
    »Nein, da irren Sie sich gewaltig«, widersprach er. »Das heißt, wir haben ein paar Dosen Bier an Bord, die wir uns beim letztenmal in Bridport im Supermarkt gekauft haben. ›Im Dutzend billiger‹, der Spruch ist schon ganz richtig. Oh, tut mir leid, ich neige dazu, vom Thema abzuweichen«, entschuldigte er sich, da er eine gewisse Feindseligkeit bemerkte. »Sie wollten ja raten, was wir geladen haben.«
    »Wenn dieses Schiff keinen Giftmüll an Bord hat, wie erklären Sie sich dann diesen Gestank?« fragte Jo in herablassendem Ton.
    Vanderdecker zuckte die Achseln und wandte sich an den Ersten Maat. »Also gut, wer von euch hat vergessen, Seife einzukaufen?«
    »Sehr komisch«, zischte Martha. »Wir wissen, daß Sie den Dreck an Bord haben, und werden unsere Handschellen nicht eher aufschließen, bis Sie abdrehen und wieder dahin zurückfahren, wo Sie hergekommen sind.«
    »Ich versichere Ihnen, es ist gibt nicht mal ein Fingerhutvoll Giftmüll an Bord«, gelobte Vanderdecker feierlich. »Wenn Sie wollen, können Sie ja selbst nachsehen.«
    Martha lachte. »Damit wir uns losketten, wie? Das hätten Sie wohl gern!«
    Vanderdecker runzelte verärgert die Stirn. »Hören Sie mal«, raunzte er die beiden Schwestern der Mutter Erde an, »wenn Sie glauben, der Anblick von zwei an eine Reling geketteten Weibern in Taucheranzügen und Gasmasken würde auf mich einen besonderen Reiz ausüben, dann sitzen Sie auf dem falschen Dampfer. Versuchen Sie’s doch mal in Amsterdam. Wenn Sie so verdammt neugierig sind, daß Sie unbedingt nach auslaufenden Ölfässern herumschnüffeln müssen, dann seien Sie meine Gäste. Ansonsten entschuldigen Sie mich bitte. Ich hab schließlich ein Schiff zu führen.«
    Doch die beiden Frauen blieben standhaft und blickten ihn böse an. In diesem Moment machte ihn Sebastian auf vier weitere Boote aufmerksam, die von der Erdenkrieger herüberkamen.
    Die Ankunft dieser Boote entspannte die Lage, die andernfalls vielleicht in größte Langeweile ausgeartet wäre. Als das Kaperkommando schließlich jeden Zentimeter der Verdomde durchsucht hatte, wobei die Schiffsvorräte mit Geigerzählern inkommodiert und Lackmuspapierstreifen in das Bierfaß gesteckt worden waren, mußte man zugeben, daß das Schiff mindestens so sauber wie die Erdenkrieger selbst war. Trotzdem roch es immer noch übel.
    »Takt ist offenbar nicht Ihre starke Seite«, bemerkte Vanderdecker in deutscher Sprache gegenüber seinem Kollegen von der Erdenkrieger. »Ich gebe ja zu, daß wir nicht gerade nach Lavendel und Rosenwasser riechen, aber wir befinden uns eben schon lange auf See.«
    »Aber das Schiff ist so merkwürdig«, hielt ihm der Deutsche entgegen. »Warum segeln Sie ausgerechnet mit einer Galeone?«
    »Lebendige Archäologie«, erläuterte Vanderdecker. »Wir rekonstruieren Magellans Weltumseglung.« Als er das gesagt hatte, nahm Vanderdecker einen verdutzten Laut hinter seinem Rücken wahr. Er stammte vom Ersten Maat.
    »Ach, das machen wir hier also!« stieß Antonius erstaunt hervor. »Ich hab mich schon allmählich gewundert, was das Ganze soll.«
    Das Lächeln tauchte wieder auf Vanderdeckers Gesicht auf; im Laufe der Jahrhunderte hatte es ganz eigene Züge angenommen, und der Übergang vom ernsten Ausdruck zum Lächeln verlief stets sanft und mühelos.
    »Du hast recht, Antonius«, sagte er. »Ich erklär dir das später mal.«
    »Und wer war dieser Magellan, Käpt’n?«
    »Später!« Nur für den Bruchteil einer Sekunde war das Lächeln verschwunden, dann kehrte es übergangslos zurück. »Wir wollen uns auf diese Weise für den Regenwald einsetzen«, erklärte er dem Deutschen, für den diese Äußerung erstaunlicherweise einen Sinn ergab.
    »Ach so«, entgegnete der Kapitän der Erdenkrieger. »Das ist sehr gut. Tut mir leid, daß wir Sie belästigt haben.«
    »Keine Ursache«, antwortete Vanderdecker. »Ich meine, schließlich stehen wir auf derselben Seite, stimmt’s? Wir sind sozusagen alle Grüne.«
    Der deutsche Kapitän nickte begeistert, wodurch der Verbindungsschlauch der Gasmaske dumpf gegen seinen muskulösen Bauch

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