Der Fliegende Holländer
Chris!«
Chris bestätigte, er könne ihn ausgezeichnet hören.
»Was, zum Teufel, soll ich mit der Nahaufnahme von der Möwe anfangen, die ich da von dir kriege, Chris? Wir drehen hier doch keinen Beitrag für ›Fauna und Flora unserer Heimat‹!«
Nicht ganz unbegründet erkundigte sich Chris, was er denn sonst filmen solle.
Danny wußte darauf zwar keine Antwort, hatte aber plötzlich eine göttliche Eingebung und brüllte: »Chris, jetzt benutz doch mal einfach deinen Verstand! Verdammt noch mal! Das hier ist doch wohl ’ne Segelregatta, oder was?« Er schaltete schnell auf eine andere Frequenz, damit Chris erst gar nicht widersprechen konnte.
»Terry! Was machst du da eigentlich für einen Scheiß?« schrie er den nächsten Kameramann über Funk an, wobei er dieses fabelhafte, neu entdeckte Patentrezept in vollen Zügen genoß. »Das hier ist doch wohl ’ne Segelregatta, oder was? Jetzt benutz doch mal einfach deinen Verstand. Los, ich will ein paar anständige Bilder sehen!« Klick. »Derek, darf ich dich vielleicht daran erinnern, daß wir hier ’ne Segelregatta drehen sollen?« So einfach war das.
Da durchfuhr ihn auf einmal ein furchtbarer Gedanke. Vielleicht sollte das doch keine Segelregatta sein, jedenfalls bis jetzt noch nicht. Er setzte den Kopfhörer ab, lehnte sich zurück und wandte sich an den Mann von der Brauerei – der Sponsorin dieser Veranstaltung –, der mehr darüber zu wissen schien als alle anderen. »Entschuldigen Sie«, fragte Danny, »sind die Boote schon gestartet?«
Der Mitarbeiter der Brauerei schüttelte den Kopf. »Erst in fünf Minuten«, erklärte er. »Die sind alle noch auf der Suche nach der besten Startposition.«
»Nun ja …« Danny preßte die Fingernägel gegen die Handfläche. »Was gibt es denn heute für ein Startsignal?«
»Die feuern eine Kanone ab«, klärte ihn der Mann auf. »Von der großen weißen Jacht.«
»Ich verstehe«, entgegnete Danny. »Welche große weiße Jacht denn?«
Der Mann zuckte die Achseln. »Das Startschiff natürlich. Nebenbei, sollten Sie da nicht lieber auch eine Kamera draufhalten?«
Danny warf einen verzweifelten Blick auf die Monitore. Keine große weiße Jacht. »Hab ich da denn keine drauf?« fragte er.
»Nein.«
Danny griff hektisch nach dem Kopfhörer, setzte ihn auf und schrie: »Terry! Hör sofort auf rumzublödeln, und nimm das Startschiff ins Visier! Hast du noch nicht gemerkt, daß die in fünf Minuten starten?« Schnell wie eine Klapperschlange schaltete er nun zwischen den Funkfrequenzen hin und her. Wie durch ein Wunder erschien eine große weiße Jacht auf einem der Monitore. Es funktionierte!
Danny drehte sich um und lächelte den Mann von der Brauerei an. »Amateure!«
Der Mann sah ihm zwar in die Augen, entgegnete aber nichts.
»Chris!« funkte Danny schon wieder. »Ich kann die Möwe sehr gut sehen. Jetzt hör endlich auf damit … ach, du dickes Ei! Was ist denn das?«
Auf einem der Monitore war das außergewöhnlichste Schiff zu sehen, das Danny je zu Gesicht bekommen hatte. Es handelte sich dabei nicht einfach um irgendeinen Nachbau eines Teeklippers oder einer zu groß geratenen Jacht, sondern um eine riesige Galeone, die wie ein Piratenschiff oder etwas Ähnliches aussah, das aus den Zeiten der spanischen Armada übriggeblieben war. Jedenfalls war es wirklich ein äußerst ungewöhnlicher Anblick.
»Phil!« brüllte Danny. »Fahr ran, das will ich größer haben. Was ist das?«
Phil tat wie befohlen, und Danny erkannte kleine Männchen in komischen Kostümen, die Strickleitern hoch- und runterkletterten. Das Schiff sah aus, als ob es in ziemlich schlechtem Zustand war. Die Segel waren zerfetzt, und einige der holzbalkenähnlichen Dinger, an denen eigentlich die Segel hängen sollten, waren abgebrochen oder baumelten bedenklich von halb durchgescheuerten Seilen herab. Die hatten doch nicht etwa vor, damit an der Wettfahrt teilzunehmen?
Danny merkte, daß sich jemand neben ihn gesetzt hatte. Es war der Mann von der Brauerei. Er starrte auf den Monitor.
»Sehr merkwürdig«, staunte er. »Ich kann mich nicht daran erinnern, das Schiff auf der Startliste gesehen zu haben.«
Danny starrte ebenfalls auf den Schirm. Dieser sehr alt aussehende Windjammer übte eine magnetische Anziehungskraft aus. Er versuchte sich daran zu erinnern, ob in diesem Jahr irgendwelche Filmgesellschaften vorhatten, Säbelraßlerparodien herauszubringen, und nun die Regatta zum Platzen bringen wollten, um auf diese Weise
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