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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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ich mich nicht irre, ist das in ganz Amerika so.«
    »Wie bitte?« staunte Danny. »Wann soll das denn gewesen sein?«
    »Nun … ehm … das ist bestimmt schon gut ein Jahr oder so her, als wir das letztemal da waren«, stammelte Antonius verlegen. »Gab’s das Gesetz denn nicht mehr, als Sie da waren?«
    »Nein«, entgegnete Danny. »Nein, das gab’s ganz bestimmt nicht mehr.«
    »Jedenfalls rückte der Landurlaub langsam näher«, fuhr Antonius fort. »Wir waren alle so trocken wie der Boden von ’nem Papageienkäfig, und wo bringt uns der Käpt’n wohl hin, he? Nach diesem verdammten Neu Amsterdam, bloß damit er da in ’ner Bibliothek irgendwas über Alchimie nachschlagen kann. Wir waren überhaupt nicht begeistert, das kann ich Ihnen sagen. Ich meine, wie hätten Sie reagiert?«
    Danny erschauderte leicht. Wenn er sich stark anstrengte, gelänge es ihm vielleicht, das gerade Gehörte, in einen dunklen, verschwiegenen Winkel seines Gehirns zu drängen. Dort könnte es das Unterbewußtsein verstecken und mit einer Schutzschicht aus Perlmutt überziehen, bis es seine beunruhigende Wirkung ein wenig verloren hätte. »Ich wäre fuchsteufelswild geworden«, antwortete er schließlich mit wenig Überzeugung.
    »Das sind wir auch«, fuhr Antonius fort. »Geschimpft wie die Rohrspatzen haben wir, allesamt. Und dann war da noch dieses eine Mal, als wir alle zur Osterinsel mußten, um den Halleyschen Kometen zu beobachten. Das hätte alles was mit Alchimie zu tun, hat er gesagt. Irgendwas mit Magnetismus. Auf der Osterinsel gibt es nichts, absolut nichts zu trinken. Nur Wasser. Der Käpt’n ist allerdings völlig verrückt auf den Halleyschen Kometen. Den läßt er sich nie entgehen.«
    Das Wort ›nie‹ ist ein Problem, dachte Danny. Da kann man machen, was man will, darauf wird die Perlmuttschicht niemals haftenbleiben.
    »Tatsächlich?«
    »Und ob. Besessen nenne ich so etwas«, sagte Antonius angewidert. »Ich meine, Kometen sind ja in Ordnung, aber wenn man einen gesehen hat, hat man alle gesehen. Schließlich ist der Halleysche Komet auch nur ein Komet. Aber wenn man den Käpt’n so reden hört, muß man glauben, das ist wie Freibier und Weihnachten zusammen. Jedesmal wenn dieser Komet auftaucht, kann man mit dem Käpt’n kein Sterbenswörtchen mehr reden. Ich meine, es sei denn, man will von ihm unbedingt eins auf die Mütze kriegen. Ich hab weiß Gott nichts dagegen, wenn jemand ein Hobby hat, aber man kann es auch wirklich übertreiben.«
    Danny warf aus den Augenwinkeln heraus einen kurzen Blick auf Sebastian, um dort vielleicht einen neuen Anhaltspunkt zu bekommen – schließlich war es gut möglich, daß es sich bei Antonius um den einzigen Irren auf diesem Schiff handelte und die anderen alle geistig wenigstens einigermaßen auf dem Damm waren –, aber Sebastian blickte nur gelangweilt drein.
    »Was haben Sie da eben alles über Alchimie erzählt, und ist das wirklich ein Hobby Ihres Käpt’ns?« erkundigte sich Danny bei Antonius.
    »O ja, er nimmt das sogar sehr ernst«, antwortete Antonius. »Interessieren Sie sich denn auch dafür?«
    »Ja«, log Danny. »Ich bin zwar kein richtiger Experte auf diesem Gebiet, aber ich …«
    »Ach ja? Dann ist es ja schade, daß Sie den Käpt’n verpaßt haben«, entgegnete Antonius. »Aber wissen Sie was? Sie könnten sich mit dem alten Cornelius unterhalten. Der ist zwar nicht so alchimieverrückt wie der Käpt’n, aber bei dem eigentlichen Zusammenbrauen von dem Zeugs hilft er ihm immer. Wenn Sie wollen, könnte er Ihnen den Schmelztiegel und den ganzen Kram zeigen.«
    Wie sich herausstellte, war Cornelius nur allzu glücklich, dem Besucher den Schmelztiegel zeigen zu dürfen, zumal ihm als einzige Alternative eine Partie Schach mit Antonius drohte, und er ging zum Kanonendeck am Heck voran. Aber anstelle von Kanonen befand sich dort vor einem Schott, an dem fünf oder sechs Regale hingen, ein großes Steinbecken, unter dem eine Art Ofen angebracht war. In der einen Hälfte der Regale standen kleine dunkle Gefäße mit von Hand beschrifteten Etiketten in Latein, während die andere Hälfte Bücher enthielt. Einige Bücher sahen sehr alt aus, aber die meisten waren neue Taschenbücher in Hochglanz, und als Danny einen Blick auf die Buchrücken warf, stellte er fest, daß es sich um naturwissenschaftliche Lehrbücher handelte. Da er im Unterricht der naturwissenschaftlichen Fächer immer nur mit offenen Augen davon geträumt hatte, den Korruptionsskandal

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