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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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gar aufgefangen,
Es wär' ihm durch Mark und Bein gegangen.
Ihr Busen hebt sich, träumerisch leis
Raunt sie: »Was ich von Liebe weiß
Und ihrem Glück, das ich nie gekannt,
Ist Eins nur, das mich löst und bannt:
Ganz aufgehn in des Andern Wesen,
Ihm jeden Wunsch von den Augen lesen
Und denken, wenn sein Wille geschicht:
Was thäte wahre Liebe nicht?!«
Da streift ihr Blick von ungefähr
Den Spiegel überm Tische quer;
Schnell vor sich selber wird sie roth
Und lächelt doch: »Zum Aufgebot
Des Herzens mit dem Herzen braucht
Es keines Ja, die Seele haucht
Tief in die andere hinein
Wortlos und wunschlos: ich bin Dein!«
    Da ist er! und im Sturme fliegt
Sie ihm entgegen und drängt und schmiegt
Sich zitternd an ihn, der sie umfängt,
Daß sie in seinen Armen hängt.
Blauauge blickt in Blauaug' hinein,
Blond kräuselt mit Blond sich leis und fein,
Und Lippe lang auf Lippe ruht,
Löschend und wieder entfachend die Gluth,
Die ihnen Sinn und Verstand benommen,
Bis daß sie endlich zu Athem kommen,
»Hast Du gewartet schon lange Zeit?«
»Ach, eine halbe Ewigkeit!«
»Sagst Du nun wieder zu mir: geh fort!?«
Sie drückt ihn an sich, sie sagt kein Wort.
Er bleibt und bleibt; der Tag verrinnt,
Der an dem Glück der Liebenden spinnt.
Die Dämmrung fällt, der Abend sinkt,
Doch Ingborgs Auge schimmert und blinkt
Gleich einem Stern in dunkler Nacht.
Es wirkt und knüpft der Liebe Macht
Aus Unschuld und aus Sehnen und Bangen,
Aus Leidenschaft und heißem Verlangen
Ihr heimlich Netz, das beid' umstrickt,
Und als dann Edzard, nicht weggeschickt,
Heimging zu seines Schiffes Borden,
War Ingeborg sein Weib geworden.

VI.
In der kleinsten Hütte.

    Noch eh' des grimmen Winters Härte
Der Schifffahrt nahm Verdienst und Lohn
Und starres Eis die Häfen sperrte,
War Ingeborg mit Edzard schon
Weit weg von Amsterdam gezogen
Nach einem einsam stillen Land,
Allwo der Nordsee graue Wogen
Benagten Dünenhang und Strand.
Das Eiland Sylt war's; dahin lenkte
Niemals ein Segler seinen Kiel,
Nie war das halb ins Meer Versenkte
Noch eines Fremden Reiseziel.
Der Seehund und der Tümmler hatten
Das Wasser und der Wind den Sand,
Die Luft die Möv' in Pacht, die Watten
Umspülten braunes Heideland.
Bescheiden und zufrieden hauste
Ein spärlich Völkchen dort, nur bang,
Wenn wild der Sturm aus Westen brauste,
Ob nicht noch mehr die Fluth verschlang.
Hier lebten von den Alltagsorgen
Ingborg und Edzard frank und frei,
Vor jedem Späherblick geborgen,
Denn Niemand suchte hier die Zwei.
Und was sie ganz besonders freute, –
Heimatlich war, was sie umschlang,
Denn friesisch waren Land und Leute,
Friesisch der Sprache trauter Klang.
In Rantum war's, kein Dorf zu nennen,
Ein paar Gehöfte nur am Moor
Und, um sie von der See zu trennen,
Die hohen Dünen dicht davor.
Da war es, wo sie Obdach fanden
Und dank des Zufalls Schick und Gunst
Ein kleines Haus für sich erstanden,
Schlicht, ohne Prunk und ohne Kunst.
Aus braunem Backstein aufgemauert,
Gedeckt mit dickem Binsendach,
Hatt' es Jahrzehnte überdauert
In jedes Wetters Ungemach.
Klein waren auch die Fensterlücken,
Die Eingangsthür so niedrig gar,
Daß sich beinahe mußte bücken
Das schöne, große Menschenpaar.
Doch war's behaglich, blank und sauber
In seinen Wänden, schmuck und frisch,
Des Glückes und der Liebe Zauber
Saß in dem Nest als Wirth am Tisch.
    Kaum waren sie mit Ingborgs Habe,
Soviel sie davon mit sich nahm,
Hier eingezogen, als im Trabe
Vom Festland her der Winter kam.
Die Flocken wirbelten und tanzten,
Das seichte Wattenmeer gefror,
Schneeweiß und immer höher schanzten
Die Dünen ihren Wall empor.
Das Friesenhäuschen auf der Heide,
Wohl ausgerüstet und versehn,
Stand nun in seinem Winterkleide,
So still, als wollt' es schlafen gehn.
Das Dach beschneit, die Thür verriegelt,
Die Fensterscheiben übereist,
Von außen öde, wie versiegelt
Und auch der Weg verweht, vergleist.
Wenn nicht aus seinem Schornstein stiege
Aufkräuselnd leichter, blauer Rauch,
Man glaubte, daß es ledig liege
Ohne lebend'gen Wesens Hauch.
Und Abends blinkt' ein trauter Schimmer,
Der Lampe röthlich heller Schein,
Sanft durch die Fenster aus dem Zimmer
Gleichwie des Hauses Aeugelein.
Da brachten sie die kurzen Tage,
Die langen Nächte hin in Ruh,
Und schlossen gegen Pein und Plage
Die Thüre fest von innen zu.
Doch bald auch mit den Nachbarn knüpften
Sie Umgang an, zu denen oft
Sie Abends nun hinüberschlüpften
Und umgekehrt, und wie gehofft,
Entspann zum Trost für beide Theile
Sich wahre Freundschaft und

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