Der fliegende Holländer
wir auf die Insel kamen,
Wo man mich nur Frau Truelsen nennt.«
»So laß sie, Liebste, bei dem Glauben,
Du hießest so mit allem Fug;
Nichts kann Dir Ehr' und Achtung rauben,
Und das sei Dir und mir genug.«
»Könnt' es ganz heimlich nicht geschehen,
Daß es der Pfarrer nur erführ'?
Wie glücklich würd' ich mit Dir gehen
Den Heimweg von der Kirchenthür!«
»Unmöglich, Liebste! nicht zu stillen
Ist Dein Begehr, ergieb Dich drein!
Zumeist um Deiner Ehre willen
Muß unser Bund Geheimniß sein.«
»Die erste Bitte, die ich wage,
Edzard! und die verweist Du mir!
Wie schwer ich an dem Makel trage,
Nicht mehr verhehlen kann ich's Dir.«
Er schwieg, so laut das Herz ihm klopfte,
Und hielt sie fester noch im Arm,
Aus ihren Augen aber tropfte
Auf seine Hand es feucht und warm.
So blieb's dabei, und niemals wieder
Erwähnte sie's mit einem Wort,
Wie mit sanft fächelndem Gefieder
Scheucht' ihr das Glück die Sorgen fort.
Edzard trug Ingeborg auf Händen,
Sie aber schuf für ihn und sich
In ihren traulichen vier Wänden
Ein frohes Tischleindeckedich,
So friedumhegt, so frühlingssonnig,
Als wirkt' an diesem rauhen Strand
Ein Märchenzauber, liebeswonnig,
Der nur für diese Zwei bestand.
Wie unter einem Dach sie schliefen,
So tranken sie aus einem Glas,
Was in des Einen Herzenstiefen
Sich heimlich regte, rieth und las
Der Andre ohne lang Betrachten
So gut, als hätt' er scharf gefragt,
Sie sahn sich schelmisch an und lachten
Und wußten alles ungesagt.
Wenn er, um seines Amts zu walten,
Oft lange fern von Hause blieb,
War auch für sie daheim kein Halten,
Daß sie's im Frei'n zu singen trieb.
Einsame Stunden, ihr schleichet so träge,
Daß ich des Herzens verlangende Schläge
Nimmer im Busen mehr bändigen kann
Nach dem geliebten, dem trautesten Mann.
Schafft mir den Einen,
Rasche Minuten,
Bringet ihn meinen
Sehnenden Gluthen!
Nicht ohn' ihn mehr weiß ich zu leben,
Seele und Seligkeit will ich ihm geben.
Seh' ich ihn schreiten, hör' ich ihn kommen,
Sind mir vor Freuden die Sinne benommen;
Blickt er mich an und winkt er mir zu,
Ist es geschehen um Fassung und Ruh.
Schnell ihm entgegen
Muß ich dann springen,
Herzen und hegen,
Heiß ihn umschlingen;
Hab' ihm so Vieles und Liebes zu sagen,
Muß doch im Glücke verstummen und zagen.
Dann um mich her hab' ich alles vergessen,
Kann nur noch Eines im Herzen ermessen:
Daß ich ihn liebe, daß er mich auch liebt,
Wie es auf Erden kein Lieben mehr giebt.
Heilige Treue
Fest zu bewahren,
Immer aufs Neue
Sie zu erfahren,
Besser, als Wort und Gelübde verstände,
Sagen wir's uns mit dem Drucke der Hände.
Edzard sprach einst: »Du liebevolle,
Du immer heitre Herzensfrau,
Ist Dir der Schiffer auf der Scholle
Nicht oft zu bärenhaft und rauh?«
Mit einem Blick, so süß und innig,
Sah lächelnd sie zu ihm empor,
Umarmte zärtlich ihn, und minnig
Sprach sie erröthend ihm ins Ohr:
»Mein Edzard! bin ich nicht Dein eigen
Mit dem, was an und in mir ist?
Und soll ich Dir nicht liebend zeigen,
Daß Du mein Mann und Meister bist?
Du sollst nur meine Sonnenseite
Und niemals auch die Schatten sehn,
Mit denen ich geheim oft streite,
Und die vor Dir in Nichts zergehn.
Du mußt mich nun einmal im Leben
Ertragen, wie ich eben bin,
Hab' ich Dir sonst auch nichts zu geben,
Als nur mein Selbst, doch das nimm hin!
Für Dich nur leb' ich, Dir gehör' ich,
Was Dich erfreut, das freut auch mich,
Und immer, immer wieder schwör' ich:
Nicht athmen mag ich ohne Dich!«
»O Du mit Deinem Goldgemüthe,«
Rief er in hellen Freuden aus,
»Mit Deiner Huld und Herzensgüte,
Mein Pudelköpfchen, blond und kraus!
Ich möchte Dich nicht anders haben,
Als wie Du bist, so frohgemuth,
Mit Deines Geistes reichen Gaben,
Mit Deiner Liebe tiefer Gluth.«
Und selig hielt er sie umfangen,
Jedoch behutsam und gemach,
Und die gesprochnen Worte klangen
In ihrem Liede fröhlich nach.
Was ist Liebesglück? o sage,
Sag' es, wenn Du's weißt!
Was ist's, das mit gleichem Schlage
Herz zu Herzen reißt?
Ist es Blick in Blicke tauchen
Bis zum tiefsten Grund?
Ist es Flüsterworte hauchen
Froh von Mund zu Mund?
Ist es Kuß um Küsse tauschen?
Ist's mit Aug' und Ohr
Jeder leisen Regung lauschen,
Die sich ringt empor?
Ist es alle Sehnsucht stillen,
Die durch Träume schwebt?
Ist's erfüllen Wunsch und Willen,
Der das Herz durchbebt?
Ach, aus tausend süßen Bronnen,
Rieselnd Tag und Nacht,
Strömt der Quell der Liebeswonnen,
Der uns trunken macht.
Doch das wahre Glück, das echte,
Eines ist es nur,
Anders war es nicht das
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