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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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all sein Glück.
Er dacht' an ihre schöne Gestalt,
So blühend und gesund,
An ihres Blickes Liebesgewalt
Und ihren süßen Mund.
Wie sie geküßt ihn und gedrückt
An ihre wogende Brust,
In alle Himmel ihn entrückt
In unaussprechlicher Lust.
Und Lieb' und Lust drei Jahre lang,
Drei Jahr mit ihr allein!
Und nun? – vorbei! das Meer verschlang
Seines Lebens Sonnenschein.
So saß er bleich und kummerschwer,
Hielt Heiko auf dem Schoß
Und ließ den Knaben nimmermehr
Aus seinen Armen los.
Von der geliebten Todten war
Dies Pfand, sie nahm's ihm nicht,
Wehmüthig schaut' er immerdar
In sein lieb Kindergesicht.
Denn Ingeborgs Züge fand er dort,
Die blauen Augen, den Mund,
Im Kinde lebte weiter fort
Der Beiden Herzensbund.
Wenn Heiko nach der Mutter frug,
Wies er zum Himmel empor;
Was er in seiner Seele trug,
War nicht für Kindesohr.
Und Keinem auf der weiten Welt
Konnt' er es anvertrauen,
War ganz allein auf sich gestellt
In seines Schmerzes Grau'n.
Verzweifelt rang er innerlich,
Des Trauerns nimmer satt,
Und härmte sich und grämte sich,
Ward siech und todesmatt.
    Schon eine Woche war verstrichen,
Seit Edzard einsam sich verschloß,
Und über Bord die Tage schlichen,
Wie Welle hinter Welle floß.
Die See war grau, der Himmel dunkel,
Es spiegelte sich Nachts im Meer
Kein Stern mit freundlichem Gefunkel,
Der Wind sprang unstät hin und her.
Durch Raa'n und Masten zog ein Dröhnen,
Im Tauwerk knarrt' und surrt' es dumpf,
Wie Seufzen klang es oder Stöhnen,
Es zitterte des Schiffes Rumpf.
Der Mannschaft schienen's böse Zeichen;
Zwar that ein Jeder seine Pflicht
Im Dienst, dem täglich immer gleichen,
Doch mit verdrießlichem Gesicht.
Sie wußten jetzt, zu welchem Zwecke
Sie kreuzen mußten hier am Cap,
Doch manch ein Auge sah vom Decke
Mißtrauisch zur Kajüt' hinab.
Da ließ bei dem, der lang gelitten,
Der erste Offizier an Bord
Um eine Unterredung bitten
Zu freiem und vertrautem Wort.
»Herr Kapitän,« sprach er, »entgegen
Dem streng erlassenen Gebot,
Euch nicht zu stören, scheint verwegen
Mein Schritt und ohne rechte Noth.
Doch trieb es mich zu Euch hernieder,
Ich kann den Wunsch nicht länger still'n:
Kap'tän, nehmt das Kommando wieder
Um Eurer eignen Ruhe will'n!
Euch kommen andere Gedanken,
Wenn Euch die frische Luft umweht
Und Ihr auf den gewohnten Planken
Als unsres Schiffes Führer steht.
Wir Alle theilen Eure Schmerzen,
Die Mannschaft ehrt Eu'r tiefes Leid,
Doch Alle bitten Euch von Herzen,
Daß Ihr der Unsre wieder seid.
Zeigt Euch an Deck! laßt Euch beschwören!
Sprecht, kommandirt, was auch es sei,
Damit sie Eure Stimme hören!
Schafft Euch von Gram die Seele frei!«
Edzard reicht' ihm die Hand und sagte:
»Ich dank' Euch, Herr! Ihr meint es gut,
Allein so gern ich's selber wagte,
Noch fehlt mir dazu Sinn und Muth.
Drum habt Geduld, bis wir gefunden
Den, den ich suche Tag und Nacht!
Dann wird die Kraft mir schnell gesunden;
So lange kreuzt und gebet Acht!«
»Wie Ihr befehlt, Kap'tän! ich stehe
Für Alles ein, so gut ich kann,
Und wenn ich Hollands Flagge sehe,
So meld' ich's,« sprach der ernste Mann.
»Noch Eins! wenn Ihr mir Zutraun schenket,
Gebt Heiko mir auf kurze Frist!«
»Nehmt ihn,« sprach Edzard, »doch bedenket,
Daß er mein Ein und Alles ist!«
Der Offizier ging mit dem Knaben,
Und Edzard blieb nun ganz allein,
Von Schmerz erdrückt, in Leid vergraben
Und mit des Wartens Höllenpein.
    Wo bleibt van Straten? die Frage schwirrte
Durch Edzards Kopf schon lang genug,
Von einer Vermuthung zur andern irrte
Sein grübelnder Gedankenzug.
Die Zeit war um, die unvergessen
Ihm ewig blieb, still stand die Uhr,
Die Lieb' und Glück ihm abgemessen,
Schwur aber hielt gebunden den Schwur.
Wortbrüchig van Straten? nicht zur Stelle,
Wo ihm sein Weib entgegenkam?
War dazu jedes Seglers Schnelle
Nicht noch zu langsam ihm und lahm?
Sollt' er jetzt ihrer nicht mehr begehren?
Ein Weib wie Ingeborg verschmähn,
Statt sie zu suchen auf allen Meeren,
In allen Zonen nach ihr zu spähn?
Schämt' er sich etwa, sie wiederzusehen,
Die er verrathen hat und verspielt?
Scheut' er sich, dem gegenüber zu stehen,
Der Ingeborg liebend in Armen hielt?
Oder war er, der Todtgesagte,
Nun wirklich todt?! – sich an die Stirn
Griff Edzard, den Gedanken wagte
Nicht auszudenken sein brennendes Hirn.
Was? dann wär' Ingborg umsonst – –? vor Grausen
Sträubte sich ihm auf dem Haupte das Haar, –
Nein! nein!! er fühlt' ein Sausen und Brausen, –
Das führte zum Wahnsinn, wär's wahr, wär's wahr!
Wild sprang er auf; – »Wenn

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