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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Filetiermesser umklammert hielt. Und jetzt wussten es alle, jetzt wusste es der ganze Saal. Alle starrten stumm zur Bühne. Selbst die Polizisten, die gerade eingetroffen waren, standen wie versteinert da und wagten sich nicht zu rühren, und vorn auf der Bühne standen der Cowboy, die Hoboes und der Steelgitarrist wie gelähmt, als wär plötzlich die Zeit stehen geblieben. Und dann! Dann versuchte der Steelgitarrist wegzulaufen! Aber der Cowboy war schneller. Als der Steelgitarrist in Panik auf die Vorhänge zurannte, machte der Cowboy einen Satz auf ihn zu, packte ihn und riss ihn an seinem legendären Pferdeschwanz zurück. Der Steelgitarrist stürzte, er schrie und flehte, strampelte und wehrte sich, doch der Cowboy schleifte ihn zur Mitte der Bühne. Jetzt erhob sich ein allgemeiner Tumult, alle schrien durcheinander, am lautesten die Schlampe; die Mitglieder des Veranstaltungskomitees brüllten, und die Bobbys rannten zur Bühne, blieben aber wie angewurzelt stehen, als der Cowboy das Messer hob. Der ganze Saal verstummte; der ganze Saal, bis auf den völlig verängstigten Steelgitarristen, der hilflos wimmernd auf der Bühne lag. Die eiserne Faust des Cowboys hielt ihn am Schopf, das Filetiermesser schwebte über ihm und konnte jeden Augenblick herabstoßen.
    In diesem Moment sah der Cowboy ins Publikum; er ließ seinen Blick über die Zuschauer schweifen, bis er Patsy entdeckte. Und dann sagte er: ›So, Patsy, jetzt wirst du gleich eine Überraschung erleben!‹ Und mit trauriger Stimme fuhr er fort, während er mühsam die Tränen zurückdrängte: ›Du hast mich nie geliebt, Patsy. Du hast nicht mal unsern Duke geliebt! Und dieser Hund, Patsy, dieser Hund hat dich vergöttert! So wie ich! Aber wir haben beide unsere Zeit verschwendet, Patsy. Es war reine Zeitvergeudung, dass wir so gut zu dir waren, ich und Duke. Weil du noch nie jemanden lieb gehabt hast, der gut zu dir war, Patsy. Dir hat es immer nur gefallen, wenn jemand böse und gemein zu dir war, stimmt’s?‹
    Jetzt machte der Cowboy eine Pause und betrachtete die flehenden Augen, das gequälte Gesicht seiner zitternden Frau. ›Ich kann auch gemein sein!‹, sagte er, während er langsam das Filetiermesser hob. ›Ich kann so böse und gemein sein, wie du es brauchst, Patsy! Es ist ganz leicht‹, sagte er, während aller Augen auf die funkelnde Goldklinge des Filetiermessers gerichtet waren, das sich jetzt wie das Fallbeil einer Guillotine hob und dann reglos über dem Hals des Steelgitarristen schwebte.
    ›Du möchtest, dass ich gemein bin?‹, fragte der Cowboy. ›Na gut, Patsy. Ich tu dir den Gefallen. Wie wär es damit?‹
    Das Große Goldene Filetiermesser sauste auf den Nacken seines Opfers runter. Und mit einem einzigen rasiermesserscharfen Schnitt trennte es den Pferdeschwanz vom Kopf des Steelgitarristen ab!
    Eine Sekunde schien es, als könnten die Leute nicht recht fassen, was passiert war. Dann hörte man irgendwen sagen: ›Scheiße! Ab jetzt heißt er nicht mehr der,Cowboy‘. Ab jetzt heißt er,der Apache‘!‹
    Und wie auf ein Stichwort hin brach jetzt eine Art Pandämonium los. Der Cowboy schwenkte in wildem Triumph den abgetrennten Pferdeschwanz über dem Kopf und schrie Patsy zu, ob sie ihn jetzt liebe, nachdem sie gesehen habe, zu welcher Gemeinheit er fähig sei? Aber der Cowboy erhielt keine Antwort, weil sich jetzt die restlichen Hebden Bridge Hoboes auf ihn warfen und ihn zu Boden rissen und der Steelgitarrist brutal auf ihn eintrat, während er dauernd den Stumpf an seinem Hinterkopf befingerte und den Cowboy anbrüllte, für diese Verstümmelung werde er ihn umbringen. Die Bobbys gaben sich alle Mühe, zur Bühne zu kommen, wurden aber immer wieder abgedrängt, weil jetzt überall in der Menge lautstarke Auseinandersetzungen und Schlägereien ausgebrochen waren. Der Konzertveranstalter und die anwesenden Mitglieder des Veranstaltungskomitees rannten durch den Saal und baten um Ruhe. Und mitten in diesem Tohuwabohu gelang es Deak und mir, auf die Bühne zu steigen und einige der Hoboes vom Cowboy wegzuzerren, der sich trotz seiner früheren taubenhaften Sanftmut tapfer seiner Haut wehrte. Als Deak und ich dem Cowboy beisprangen, kam es bald zu einer Art Patt; wir standen auf einer Seite der Bühne, die Hebden Bridge Hoboes auf der andern. Und da kam sie heraufstolziert, die Schlampe mit ihrem Strapsgürtel und ihrer tief dekolletierten Busenpracht. Und der Cowboy, Gott schütze ihn, dieser sanftmütige Cowboy dachte,

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