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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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sie käme zu ihm und er habe sie mit seiner bösen Tat zurückerobert. ›Schau, Patsy‹, sagte er, ›ich kann so böse und gemein sein, wie du es brauchst. Und er‹, er wies mit einem Nicken auf den Steelgitarristen, ›schau ihn dir an! Jetzt siehst du, was er in Wirklichkeit ist, Patsy; ein sanftes kleines Pferdchen, das nicht mal mehr einen Schwanz besitzt!‹
    Sie starrte den Cowboy an und fuhr sich mit der Zunge über die kirschroten Lippen. Der Steelgitarrist rief ihr von der anderen Bühnenseite zu: ›Patsy … komm schon, Pats… wir gehen!‹ Aber sie achtete nicht auf ihn. Mit starrem Blick, wackelnden Hüften und wogendem Busen stöckelte sie über die Bühne. Sie blieb dicht vor dem Cowboy stehen, presste ihre Brüste an ihn, warf den Kopf in den Nacken und starrte ihm ins Gesicht. Und der Cowboy sah sie an, mit dem frohen Gesichtausdruck eines Mannes, dessen gebrochenes Herz gleich wieder zusammenheilen wird. Und er umarmte sie und sagte: ›Patsy … Patsy! Unser Duke wird heute Abend ganz aus dem Häuschen sein, wenn er sieht, dass du wieder da bist!‹
    Aber sie entwand sich seinem Griff, kräuselte angewidert die Lippen und sagte mit blitzenden Augen: ›Glaubst du wirklich, dass ich zu dir zurückkomme? Glaubst du vielleicht, bloß weil du ihm ein paar Haare abgeschnitten hast, hat sich mein Hengst in ein kleines Pony verwandelt? Weißt du was, Cowboy? Du kannst mich am Arsch lecken! Du glaubst, du hättest ihm seinen Schwanz geraubt? Dann lass dir Folgendes gesagt sein: Er ist jetzt vielleicht ein bisschen kurz geschoren. Aber meinem Hengst … wächst bald ein neuer Schwanz! Dafür werde ich sorgen. Du weißt doch, was nötig ist, Cowboy? Du weißt doch, was nötig ist, damit einem Hengst ein schöner Schwanz wächst? Das Reiten! Dass er geritten wird! Und ich … oh, ich werde meinen Hengst reiten; ich werde ihn reiten, immer wieder reiten, meinen wunderschönen Hengst! Und dann hat er bald einen dicken, starken Schwanz! Von so einem Schwanz kann einer wie du nicht mal träumen!‹
    Mit diesen Worten wandte sie sich ab und stöckelte wieder über die Bühne zurück. Und als ich den Cowboy ansah, merkte ich, dass das Licht aus seinen Augen gewichen war. Und ich wusste, er war ein gebrochener Mann.
    Ein paar junge Bobbys waren auf der Bühne und näherten sich dem Cowboy ziemlich vorsichtig, weil er immer noch das Filetiermesser in der Hand hielt. Aber sie hatten nichts mehr von ihm zu befürchten. Sein Kampfgeist war für immer erloschen. Ich nahm ihm das Goldene Filetiermesser ab, wand es ihm sanft aus den Fingern und gab es den Bobbys, die den Cowboy durch die Saaltüren des Metzger- und Architektenklubs abführten.«
    Sowerby Slim, Cindy-Charlene und Deak, der Drummer, schwiegen jetzt in Gedanken versunken. Und vielleicht hatte sie der Bericht zu sehr erschöpft, um auch noch den Rest der Geschichte zu erzählen. Oder vielleicht scheuten sie die Erinnerung an das, was dann mit dem Cowboy passiert war.
    Deshalb half ich ihnen weiter und sagte: »Und danach hat er seine Stimme verloren, nicht wahr?«
    Sie starrten mich verblüfft an, als hätten sie mich vergessen gehabt. Cindy-Charlene fragte argwöhnisch: »Woher weißt du denn das? Wie kannst du das wissen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung«, sagte ich. »Hab einfach geraten.«
    Cindy-Charlene nickte. Und da wusste ich es, Morrissey, da wusste ich es ganz sicher.
    »Wie?«, fragte ich. »Wie ist es passiert?«
    Die Dewsbury Desperadoes sahen sich an. Und dann erzählten sie mir, was an jenem Abend nach der Verhaftung des Cowboys passiert war. Bevor sie den Cowboy zur Polizeistation brachten, kam noch einmal ein Polizist in den Klub zurück und sagte, der Cowboy habe nach seiner Gitarre verlangt.
    »Und wir hatten ja keine Ahnung«, fuhr Cindy-Charlene fort. »Wir waren nur froh, dass die Bobbys ihm erlaubten, sie mitzunehmen. Wir wussten ja, dass es vielleicht ein kleiner Trost für ihn war, wenn er seine geliebte Gitarre bei sich hatte.«
    »Wir haben es einfach nicht kapiert«, sagte Slim. »Ich hatte zwar gesehen, dass er ein gebrochener Mann war, aber wie tödlich sie ihn verwundet hatte, das wusste ich nicht. Wir gaben dem Bobby die Gitarre, und dann brachten sie ihn weg.«
    »Eigentlich«, sagte Cindy-Charlene, »hätten sie nicht zulassen dürfen, dass er die Gitarre mit in die Zelle nahm. Aber da der Cowboy wieder wie früher war, friedfertig und sanft, und da der wachhabende Sergeant ganz gern mal einen Countrysong

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