Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
Vom Netzwerk:
Bushäuschen. Und ich erzählte ihnen, erzählte allen Leuten in der Schlange vor uns, dass wir uns jetzt auf den Weg machten, ich und meine Freunde, auf den Weg nach London. Inzwischen stand ich ganz vorn, und alle Leute vor mir waren schon im Bus. Und ich wollte gerade den Fuß aufs Trittbrett setzen. Aber da spürte ich, wie jemand mich von hinten umschlang, und konnte mich nicht mehr bewegen. Der Fahrer schaute zu uns runter und fragte: »Na los! Steigt ihr jetzt ein oder was?«
    Und da sah ich, dass Twinky neben mir langsam den Kopf schüttelte. Und ich wurde hochgehoben und zum Bushäuschen zurückgetragen, während sich zischend die Türen schlossen und der Bus anfuhr, und ich konnte konnte konnte nicht mehr mit dem Plappern Plappern Plappern aufhören und sagte meinen Freundenmeinenfreunden, dass wir jetzt den Bus verpasst hätten BusverpasstBusverpasst! Und so wie Twinky mich ansah und Norman mich festhielt und sich bei mir entschuldigte, wusste wusstewusstewusste wusste ich es. Ich weinte ich weinteweinteweinte weil ich es wusstewusstewusstewusste ichwusstewusste es. Ich würde nicht fahren.
    Twinky sagte: »Fliege, du weißt, dass wir dich lieb haben. Aber wir müssen dich jetzt nach Hause bringen. Nicht nach London, Fliege. Wir müssen dich heimbringen, zu deiner Mam.«
    Und Norman, dem die Tränen übers Gesicht liefen, sagte: »Scheiße, Fliege, du musst uns vertrauen. Ich und Twink, wir hätten wahnsinnig gern, dass du mit uns nach London kommst. Aber Fliege, so kannst du nirgends hin, nicht in diesem Zustand. Scheiße, Fliege, du solltest dich mal hören; ehrlich gesagt: Du bist total durchgeknallt!«
    Und ich wusste es auch. Ich wusste, dass ich wirklich total durchgeknallt war. Ich wusste, dass ich nirgends hinkonnte.
    Twinky hielt jetzt meine Hand. »Schaffst du das, Fliege?«, fragte er. »Glaubst du, du schaffst es, Norman und mir zu vertrauen?«
    Ich nickte. Und unter Tränen sagte ich zu Twinky: »Du weißt du weißt du weißt, dass ich euch vertraue. Ich ververtraue traue dir und Norman mehr, als ich jejejejeje sonst irgendirgendjemand vertraut hab.«
    Da lockerte Norman seinen Griff.
    Und Twinky sagte: »Na komm, mein Schatz, jetzt bringen wir dich erst mal heim zu deiner Mam.«
    Die Sache ist die, Morrissey, dass meine Mam keine Wahl hatte. Sie sagte, sie würde alles in Bewegung setzen, damit ich möglichst schnell dort rauskäme. Aber erst mal müsse ich zurück. Sie nahm mich in den Arm. Und sie sagte mir noch einmal, zum hundertsten Mal, wie Leid es ihr tue und wie dumm, furchtbar dumm es von ihr gewesen sei, sich mit Wilson einzulassen. Meine Mam sagte, sie bezweifle, dass ich je in Swintonfield gelandet wär, wenn Wilson sich nicht eingemischt hätte. Aber trotzdem mache sie sich auch selber Vorwürfe; sie mache sich Vorwürfe, weil sie verzweifelt gewesen sei, wegen mir und wegen der Vorstellung, nicht verheiratet zu sein und vielleicht bis an ihr Lebensende allein zu bleiben. Und weil sie so verzweifelt gewesen war, hatte sie dazu auch noch die Dummheit begangen, sich einwickeln zu lassen von einem abscheulichen Besserwisser, der sich in alles einmischte und sich offenbar am Unglück anderer Menschen mästete.
    Meine Mam entschuldigte sich sogar bei Twinky und Norman. Sie schäme sich, sagte sie. Sie habe sich von Wilson gegen Norman und Twinky aufhetzen lassen, ohne sie zu kennen, und das, obwohl sie zwei so nette Jungen seien und mir die ganze Zeit so gute Freunde gewesen seien.
    Jetzt musste ich wieder weinen. Als meine Mam das sagte und als ich merkte, dass sie meine Freunde mochte, musste ich wieder weinen; ich brach einfach mitten im Gelächter in Tränen aus.
    Und meine Mam erklärte mir, warum sie mich unbedingt zurückbringen musste. »Schau, Raymond«, sagte sie, »sogar deine Freunde sehen, dass es dir nicht gut geht, stimmt’s, ihr beiden?«
    Twinky und Norman nickten. Aber meine Mam hätte mir eigentlich gar nichts erklären müssen. Sie hätte eigentlich gar nicht sagen müssen, dass es ihr Leid tat, denn ich merkte selber, dass es mir nicht gut ging; im einen Moment weinte ich und im nächsten plapperte ich vor mich hin und lachte wie nicht gescheit über Dinge, die eigentlich gar nicht lustig waren. Ich weinte um meine Oma, und gleich darauf erzählte ich meiner Mam, Twinky und Norman lachend von dem großen schwarzen Bus und dem Meister des Elends, der gekommen war, um meine Oma abzuholen, aber er würde sie nicht mit in den Himmel nehmen, weil der Himmel für meine

Weitere Kostenlose Bücher