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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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irgendwo hängen geblieben, denn obwohl ich heftig mit Armen und Beinen strampelte, kam ich einfach nicht vom Fleck. Ich zerrte an meinem Pullover, ich zerrte an meiner Hose, da ich mich aber offenbar nirgends verheddert hatte, wollte ich noch energischer weiterschwimmen. Aber ich kam dem Netten Jungen einfach nicht näher. Und dann geschah etwas Schreckliches: Der Nette Junge drehte sich langsam um und sah mir direkt in die Augen. Erst lächelte er. Doch dann hob er die Hand, winkte mir langsam zu und – glitt davon! Er verschwand, und es sah aus, als würde er ins dunkle Wasser zurückkehren und mit ihm verschmelzen. Und das konnte ich nicht ertragen, ich konnte nicht glauben, dass ich ihm so nahe gewesen war, nur um ihn gleich wieder zu verlieren. Und ich öffnete den Mund, wollte rufen, wollte schreien, damit er wusste, dass ich da war und dass er wieder nach oben durfte und für immer frei sein würde. Aber je lauter ich schreien wollte, desto mehr von dem dunklen Wasser strömte mir in den Mund, in die Nase hinauf, in meinen Bauch und meinen Kopf und dort rauschte und dröhnte es, und meine Arme und Beine wurden ganz schlaff und schwabbelig und fühlten sich an wie Gelee. Und das Letzte, was ich von dem Netten Jungen sah, war, dass er mühelos wie ein silberner Fisch davonglitt und irgendwo in dem Wasser des Kanals verschwand.
    An das, was danach passierte, kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich war mir vage bewusst, dass ich wieder an der frischen Luft war, dass irgendwo ein Blaulicht blinkte und ich zuerst über den Boden geschleift und dann getragen wurde und dass dann irgendwas schwer auf meinen Rücken drückte und meinen Brustkorb zu Boden presste. Ich hörte Wortfetzen, hektische, aufgeregte Stimmen. Und als Nächstes wachte ich auf, sah weiße Lampen über mir und merkte an dem typischen Geruch, dass ich im Krankenhaus lag. Jemand in Uniform blickte auf mich nieder, schüttelte lächelnd den Kopf und sagte, ich hätte verdammtes Glück gehabt, dass sie genau in jenem Moment über die Brücke gekommen seien.
    Er war sehr nett zu mir, der Polizist. Er sagte, ich könne ihn Dave nennen. »Und mein Kumpel hier«, fügte er hinzu, »heißt Eric.«
    Ich drehte den Kopf und sah Eric an. Seine Uniform war klitschnass. Er nickte mir zu und sagte: »Genau, ich war der, der dich rausgefischt hat. Na, das gibt jetzt erst mal’ne Taschengeldsperre. Du wirst mir wohl eine neue Uniform kaufen müssen, Raymond.«
    Aber er lächelte mich dabei an; beide lächelten mich an und ich wusste, dass es nur ein Witz war. Ich wollte ihnen alles erzählen, aber meine Stimme klang ganz heiser und mein Hals fühlte sich an wie ein Reibeisen und deshalb musste Eric Dave fragen, was ich gerade gesagt hätte. Dave runzelte die Stirn und meinte: »Ich weiß nicht recht; irgendwas über den falschen Jungen?«
    Ich nickte und versuchte ihnen zu erklären, dass sie den Falschen Jungen aus dem Kanal gerettet hätten. Aber anscheinend verstanden sie mich nicht, Eric fragte: »Hat man dich in der Schule gehänselt, Raymond?«
    Ich schüttelte den Kopf. Und dann kam die Krankenschwester und sagte den beiden, im Schwesternzimmer stünde ein Tee für sie bereit.
    Dave fuhr mir mit der Hand durchs Haar und Eric zwinkerte mir zu. Und beide sagten, ich sei bestimmt bald wieder okay, und verabschiedeten sich. Eric und Dave waren wirklich nett zu mir an jenem Abend. Alle waren nett zu mir.
    Die Schwester schaute mich an und sagte lächelnd: »Raymond, hallo, Raymond! Schau mal, wer dich besuchen kommt, Raymond! Schau mal, wer da ist.«
    Und da stand meine Mam und schaute mit tieftrauriger Miene auf mich herab. Und sie brachte nichts heraus als immer nur: »Ach Junge! Mein Junge, mein Junge!«
    Und ich wollte nicht, dass sie sich aufregte und sich Sorgen machte. Ich wollte sie ein bisschen aufheitern. Und obwohl mir der Hals wehtat, stieß ich hervor: »Schon gut … es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen … Mrs. Marks!«
    Sie sah aus, als hätte ich sie ins Gesicht geschlagen. Aber ich wiederholte noch einmal: »Nein, alles in Ordnung … kein Grund zur Sorge. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, jedenfalls nicht um mich … ich bin nämlich gar nicht Ihr Sohn. Ihr Sohn ist noch im Kanal, Mrs. Marks. Und ich bin bloß … der Falsche Junge!«
    Ich versuchte sie anzulächeln, aber offenbar hatte ich sie überhaupt nicht aufgeheitert, denn sie legte die Hand vor den Mund, taumelte zurück und lehnte sich an die Wand. Ich hörte, wie

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