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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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nicht: Soll ich mich traun?
    Doch die Schrebergärten waren ganz leer und da stieg Paulette übern Zaun.
    Paulette war sehr brav, nicht wie andere Kinder, die manchmal die Blumen ausrissen
    Kartoffeln klauten, die Töpfe zerschlugen und dann noch die Fenster einschmissen.
    Paulette, die ja nur ihren Weg abkürzte, hielt sich vorschriftsgemäß auf dem Pfad,
    Als plötzlich aus einer der Schreberhütten der Mann mit der Mistgabel trat.
    Paulette erstarrte. Er glotzte sie an und plötzlich brüllte er laut
    Von Vandalen, die hätten ihm neulich bei Nacht Salat und Radieschen geklaut!
    »Dich krieg ich! Komm nur«, sagte drohend der Mann und Paulette lief in Panik los,
    Und der schimpfende Mann verfolgte Paulette und er war so bedrohlich und groß!
    Durch Kartoffelbeete trampelte sie, sie rannte durch Lauch und Salat,
    Sie jagte gehetzt auf die Dornhecke zu und lief zickzack durch jungen Spinat,
    Und mit stampfenden Stiefeln kam hinter ihr drein der furchtbar bedrohliche Mann,
    Und sie spürte voll Scham, dass ihr zwischen den Beinen das Wasser hinunterrann.
    Paulette drängte sich rasch in die Hecke hinein und die Dornen zerfetzten ihr Kleid,
    Sie war blutig zerkratzt, doch sie merkte es kaum, denn der Mann war schon nicht mehr weit!
    Lachend sah er Paulette im Dornengewirr mit den Armen verzweifelt rudern,
    Und da streckte er einfach die Hand nach ihr aus: »Na komm her, du kleines Luder!«
    Sie saß in der Falle, sie weinte und schrie, er solle sie gehen lassen!
    Doch er griff mit den knorrigen Fingern nach ihr und bekam sie am Fuß zu fassen!
    Sie zwängte sich schreiend durch das Gewirr, in dem sich ihr Kleidchen verfing,
    Und zerrte und drängte und strampelte wild, bis ihr Riemchen vom Schuh abging.
    Und dann purzelte sie aus dem Dornenstrauch hinaus ins Sonnenlicht -
    Der Mann hatte eine Sandale von ihr, doch sie , sie hatte er nicht!
    Paulette rannte schnell auf die Bahngleise zu, durch die Nesseln den Bahndamm hinauf,
    Und der Mann von der Hütte schrie hinter ihr her: »Ha, dich krieg ich! Verlass dich drauf!«

    Paulette Patterson rannte, ihr tat alles weh, doch sie stolperte wie gehetzt,
    Die Sandale war weg, und ihr Höschen war nass und ihr Kleidchen war völlig zerfetzt.
    Schnell zurück, in den Park, daran konnte sie jetzt dieser grässliche Mann nicht mehr hindern,
    Schnell zum Park, zu den Schaukeln, zum Sand zurück, und den Müttern mit kleinen Kindern.
    Doch sie schaffte es nicht in den Park, zu den Schaukeln, zum Sand, wo die Mütter sind,
    Mrs. McGann, die das Mädchen gut kannte, sie war bis halb fünf dort mit ihrem Kind.
    Und sie hatte Paulette ganz bestimmt nicht gesehen, oh, das konnte sie sicher verneinen,
    Wenn Paulette nämlich manchmal zum Spielplatz kam, dann spielte sie stets mit dem Kleinen.
    Doch an jenem so heißen Hochsommertag – sie würden ihn nie vergessen -
    Hatte keine der Mütter Paulette gesehen, sie war sicher nicht da gewesen.
    Überhitzt und todmüde merkte Paulette, sie hatte sich völlig verlaufen -
    Und sie blieb auf dem flirrenden Schlackenweg stehen, um sich einen Moment zu verschnaufen.
    Sie riss sich zusammen, das Weinen, die Angst – es schnürte die Kehle ihr zu,
    Denn selbst wenn sie jetzt doch noch nach Hause fand, fehlte ihr die Sandale, der Schuh!
    Und ihr Kleid war zerrissen, und viel schlimmer als das: ihre Unterhose war nass!
    Und bei diesem Thema verstand ihre Mam, wie sie wusste, erst recht keinen Spaß.
    »Wenn du einmal nur noch in die Hose machst, dann schaff ich dich selber fort!
    Ich bring dich ins Krankenhaus in die Stadt und lass dich für immer dort!«
    Ihre Mam würde sagen: »Was fällt dir denn ein, dich dort einfach so rumzutreiben!«
    Und die Beete zertrampeln! Statt auf Daddy zu warten und folgsam zu Hause zu bleiben!
    Ihre Mam würde »Sei nicht so aufsässig!« schrein und ihr wütend den Hintern versohlen.
    »Und jetzt los, Marsch ins Bett! Und das nächste Mal tu gefälligst, was ich dir befohlen!«
    Und später kam sicher ihr Daddy zu ihr, ganz liebevoll, zärtlich und sachte,
    Und sie würde sich freu’n, dass er lieb zu ihr war, aber wenn er das Licht dann ausmachte -
    Und … nicht weiter! Paulette zerbrach sich den Kopf und sie wusste nicht ein mehr noch aus,
    Wenn sie heimging, verhaute sie ihre Mam und fuhr sie ins Krankenhaus!

    Das Gras, das neben dem Schlackenweg wuchs, war hoch und saftig und dicht,
    Und es war so ein warmer und windstiller Tag und es dauerte sicherlich nicht
    Sehr lang, bis das Höschen getrocknet war.

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