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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Dornengesträuchs war ihr Kleidchen jetzt so kaputt,
    Und weil sie beim Rennen gestolpert war, waren die Knie so zerschrammt und voll Blut!
    Sie selber war also gar nicht schuld! Wenn sie das ihrer Mutter beschriebe,
    So wie sie es jetzt in Gedanken tat, dann bekam sie vielleicht keine Hiebe!
    Und wer weiß, vielleicht würden sich Mutter und Vater schon schreckliche Sorgen machen,
    Und vielleicht, wenn sie heimkam, würde vor Glück ihre Mam halb weinen, halb lachen
    Und ihr ganz fest versprechen, sie würde ab jetzt nie mehr ausgeschimpft oder verhauen,
    Und dann würde die Mutter Paulette voller Liebe und zärtlicher Sorge anschauen
    Und sagen: Ich geb dich für nichts in der Welt mehr her, mein kleines Spätzchen,
    Nun brauchst du dich nie mehr zu fürchten! Denn jetzt tut dir keiner mehr was, mein Schätzchen!
    Und dann würde sie flüstern, es gebe bestimmt kein einziges Kind auf der Welt,
    Das so reizend und klug sei wie ihre Paulette und ihr dermaßen gut gefällt!
    Vielleicht glaubte Paulette dieser Wunschphantasie von der Mutter, die all das sagt,
    Und vom Vater, dem sie vertrauen kann, der ihr keine Angst einjagt.
    Vielleicht brauchte sie ja diesen Traum und verweilte zu gerne in seinem Bann.
    Tastend tappte Paulette jetzt zum Ausgang zurück, während glücklich sie weiterspann
    Ihre Wunschphantasie, dass jetzt alles vielleicht doch ein glückliches Ende fand,
    Und vor Ungeduld, Freude entfernte sie sich von der sicheren, leitenden Wand.
    Denn Paulette wollte quer durch den Raum zum Licht, nur so schnell wie möglich nach Haus!
    Doch dazwischen lag tiefe Dunkelheit. Und sie schaffte es nicht hinaus.
    In der Finsternis klaffte ein riesiges Loch, doch Paulette bemerkte es nicht,
    Sie sah nicht den Abgrund, sie wollte nur schnell zum Ausgang, zur Sonne, zum Licht.
    Sie sah nicht die Balken, herabgestürzt von der Decke in finstere Tiefen,
    Sie dachte ja nur an Mam und an Dad, die gewiss schon besorgt nach ihr riefen.
    Sie sah nicht den Schlund, der alle verschlingt, die sich müßig im Freien rumtreiben,
    Statt so, wie’s die Mutter befohlen hat, zu Hause am Tisch zu bleiben.
    Paulette Patterson hob den linken Fuß, sah immer noch nicht die Kluft,
    Sie machte einen Schritt nach vorn – und trat einfach in die Luft!
    Kein Boden und auch keine Bretter mehr bewahrten Paulette vor dem Fallen.
    Sie ruderte mit den Armen nach Halt, um sich irgendwo festzukrallen,
    Doch schon stürzte sie in den Aufzugsschacht, was sie unvorstellbar erschreckte,
    Und lag auf dem stinkenden, faulenden Müll, der den Boden des Kellers bedeckte.
    Erst sah sie sich noch verzweifelt um, doch sie wusste, sie saß in der Falle,
    Denn nur senkrecht hinauf an den Wänden des Schachts kam man zurück in die Halle.
    Eine Lücke im Mauerwerk suchte sie, einen Stand für den Fuß, für die Hand,
    Denn am Ende gelang es ihr ja vielleicht doch, steil hinaufzuklettern die Wand,
    Aus dem finsteren, stinkenden Grab heraus, in den Sonnenschein, ins Licht.
    Doch da sprach eine höhnische Stimme im Kopf: »Diesmal entkommst du nicht!«
    Ein Spaziergänger hätte es gleich gehört, die Schreie die an den kalten
    Und dunklen Wänden des Aufzugsschachts verzweifelt widerhallten.
    Doch kein Mann mit Hund, kein Liebespaar, kam an jenem Abend vorbei,
    Keine Landstreicher, Angler und Buben mit Rad vernahmen das Klagegeschrei,
    Das aus dem kalten Aufzugsschacht, aus der stinkenden, dunklen Gruft,
    Vergeblich, schwach nach oben drang, in die schwüle Abendluft.
    Und dort sonnte der rote Schmetterling sich in seiner flüchtigen Pracht
    Auf der Backsteinwand, im Mückengesumm und wusste nichts von dem Schacht,
    Vom Geschrei des Kinds, das jetzt immer mehr in Gewimmer überging;
    Wie ein Flügelschlag in der Luft, die ihn trug, den roten Schmetterling.
    RJM

Hülsenfrucht,
Vollwertbistro,
Rennet Street,
Huddersfield

    Lieber Morrissey,

    der Bus ist ausgefallen! Über den Lautsprecher kam die Ansage, dass der 15-Uhr-Bus nach Grimsby auf Grund unvorhergesehener Umstände nicht fährt!
    Ich fühlte eine wahnsinnige, wenn auch nur vorübergehende Erleichterung. Die anderen Fahrgäste murrten und schüttelten den Kopf, nur ich saß da und wünschte mir, dies sei die Nachricht, auf die ich gewartet hatte: Grimsby – von der Außenwelt abgeschnitten wegen Asbestalarm oder dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche oder gar wegen schwerer Erdstöße, bürgerkriegsähnlicher Zustände, Kabeljaukrawallen oder der Invasion der Körperfresser. Ganz egal was, Hauptsache, ich

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