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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Kohleschächten lief sie gehetzt, die sich hinter der Brücke befanden.
    Zu den Trichtern fürs Korn, die wie Greise erschöpft vor den schwärzlichen Kaimauern standen.
    Und da sah sie ganz plötzlich doch noch die Chance, sich dort vorne zu verstecken,
    Und schnell verließ sie den Treidelpfad. Er durfte sie ja nicht entdecken!
    Und sie kletterte wie ein gehetztes Tier über ausrangierte Geräte,
    Und sie stolperte über Steine und Schiefer und alte verrostete Drähte.
    Sie musste es schaffen, bevor er sie sah, er war jetzt ein Stück zurück,
    Sie musste die leeren Gebäude erreichen! Jetzt riskierte sie einen Blick,
    Sie sah nichts von ihm, sondern hörte ihn nur, den fürchterlich stampfenden Mann,
    Die trampelnden Füße, und dieses Geräusch trieb die Kleine verzweifelt voran
    Auf den pockennarbigen Pflastersteinen des längst verlassenen Kais,
    Und sie rannte über den großen Platz, den Bauhof, leer und verwaist,
    Sie rannte vorbei an nicht fertig gebauten, langsam verrottenden Kähnen
    Und sah endlich in der Begrenzungsmauer eine klaffende Öffnung gähnen.
    Sie kletterte durch und dachte, jetzt wär sie endlich sicher versteckt
    Und würde hinter dem Mauerwerk auch gewiss nicht vom Monster entdeckt.
    Doch irgendetwas stimmte nicht! Sie sah aus der Öffnung hinaus:
    Es kam ja gar niemand den Pfad entlang oder unter der Brücke heraus.
    Niemand rannte über das Pflaster, den Bauhof, niemand rannte über den Kai,
    Keine Menschenseele erspähte Paulette in der einsamen Wüstenei!
    Keine Spur des Verfolgers, nichts war zu sehen. Doch noch hörte sie diesen Laut!
    Das Gestampfe, das Trampeln, das Hämmern, es jagte ihr Angstschauer über die Haut.
    Das Blut in den Adern erstarrte Paulette, sie befand sich in tausend Nöten,
    Denn das Monster verkündete unmissverständlich, es kam, um sie zu töten!
    Schwarz ragte das Lagerhaus vor ihr auf, eine riesige Kathedrale,
    Durch Fenster und Türen, mit Wellblech bedeckt, drangen gar keine Sonnenstrahlen,
    Und draußen auf dem Wellblech stand in warnenden roten Lettern,
    Wie gefährlich es sei, ins Gebäude zu gehen, wegen unbefestigter Bretter!
    Doch sie las sie nicht, Paulette Patterson, die Schilder »Betreten verboten!«
    Die dringend vor dem Hineingehen warnten und sonst mit Bestrafung drohten.
    Paulette war ja selbst in zu großer Gefahr, als dass es sie interessierte,
    Was jenem zustieß, der den Weg in das leere Gebäude riskierte.
    Und noch ein Stück weiter rannte Paulette, bis sie einen Ladeplatz fand,
    Wo das rostige Blech etwas abgebogen, ein Stück von der Wand abstand.
    Sie quetschte sich durch den engen Spalt und blieb dann zaudernd stehen,
    Denn in dem großen, schwarzen Haus war vor Finsternis nichts zu sehen.
    Doch als sie so stand, da vernahm sie erneut die dumpfen, bedrohlichen Tritte,
    Und da sprang Paulette auf den Boden hinab, denn sie näherten sich, die Schritte.
    Sie tastete sich in das Dunkel hinein, kroch anfangs auf allen vieren
    Kroch langsam vorbei, ganz verkrampft vor Angst, an den rostigen Eisentüren.
    Immer fahler wurde der schmale Streif von Licht, ihr war so bang!
    Und sie tastete sich mit den Fingerspitzen an der staubigen Wand entlang.
    Die Bretter am Boden knarrten sehr laut unter ihren zögernden Schritten,
    Als wolle das ächzende, modernde Holz Paulette gern um Schonung bitten,
    Als sei es zu mürbe und müde sogar für das leichte Kindergewicht,
    Doch Paulette stand jetzt keuchend, nach Luft ringend da und hörte die Warnzeichen nicht.
    Sie hörte kein Poltern, kein Trampeln mehr, sie hörte niemand mehr laufen.
    Sie fühlte sich sicher hier drin im Haus und konnte endlich verschnaufen.
    Nur das Dunkel bedrückte Paulette, die Nacht, das Fehlen des Sonnenscheins,
    Als sie langsam von eins bis vierhundert zählte und von vierhundert rückwärts bis eins.
    Dann war sie sich sicher, dass sie ihm entkommen und dass er geflohen war,
    Und jetzt, wo der Schreck endlich nachließ und sie sich gerettet sah wunderbar,
    Jetzt dachte Paulette, dass das Monster vielleicht, wenn sie später nach Haus zurückkehrte,
    Dann wieder ihr netter Daddy war, und wenn sie der Mutter erklärte,
    Dass der Schmetterling schuld war, mit seinem Tanz – sonst würde das Höschen nicht fehlen!
    Und der Schuh? Oh, sie wollte dem bösen Mann im Garten bestimmt nichts stehlen!
    Der Mann aus der Hütte, der Mann war schuld, der hatte sie grundlos gejagt,
    Und dann war der Riemen des Schuhs abgerissen, als er sie am Fuß gepackt!
    Und wegen des stachligen

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