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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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allein mit ihm blieb,
    So hatte sie doch ihren richtigen Dad von ganzem Herzen lieb.
    Und sie wollte nicht bei ihrer Mutter bleiben, die schimpfte den ganzen Tag.
    Und bei ihrem Bruder. Ist Daddy erst weg hat sie keinen mehr, der sie mag!
    Vor dem richtigen Dad hat sie keine Angst, weil sie immer ganz deutlich spürt,
    Dass ihr Daddy sie liebt und dann ist es für sie nicht mal schlimm, wenn er sie berührt.
    Wenn der freundliche Daddy sie zwischendurch wie ein richtiger Vater behandelt,
    Dann vergisst Paulette gern den anderen Dad, in den er sich manchmal verwandelt,
    Sie vergisst, dass vor Schreck ihr das Blut gefriert, wenn er an ihr Bett kommt ganz leis,
    Und dann die entsetzlichen Dinge tut, von denen niemand was weiß;
    Der Daddy, der sich in die Träume einschleicht; den sie plötzlich zu sehen meint,
    Wenn sie morgens mit andern im Schulflur steht und er plötzlich am Fenster erscheint.
    Oder manchmal steht, statt der Lehrerin, die Paulette nach vorne winkt,
    Auf einmal das grässliche Monster da, das mit gierigem Blick sie verschlingt.
    Das grässliche Monster, das sie immer verfolgt und jetzt keuchend hinter ihr stampft,
    Und sie spürt wie sich ihr vor Entsetzen und Schreck der Magen zusammenkrampft.
    Ganz bestimmt wird das Monster Paulette jetzt ermorden, es hat ja bestimmt entdeckt:
    Sie hat neulich in ihrem Zimmer daheim einen Schulaufsatz heimlich versteckt.
    Denn Miss Miller, die hatte zu ihnen gesagt: »Ihr könnt schreiben, was immer ihr wollt!«
    Und da hatte sie eine Geschichte verfasst über Lucy, vier Seiten voll.
    Lucy wohnte beim freundlichen Riesen daheim und der war ihr lieb und teuer
    Doch im guten steckte ein böser Riese, ein schreckliches Ungeheuer.
    Das vertrieb oft den freundlichen Riesen und brachte die kleine Lucy zum Weinen
    Und jeden Tag betete Lucy Brown: »Lieber Gott, trenn den andern vom einen!«
    Ja, den freundlichen Riesen, den wollte sie, der sie liebte, der machte sie froh,
    Doch den anderen sollten die Leute wegschaffen, die Mütter und Lehrer und so,
    All die Leute, die ja nichts erfahren durften vom Monsterriesen, dem fetten,
    Nur sie konnten Lucy und den netten Riesen vor der schrecklichen Bestie retten.
    Und Paulette gab Miss Miller schnell ihr Heft, wie befreit von der inneren Bürde,
    Und sie wartete Tag für Tag darauf, dass Miss Miller sie herwinken würde
    Und dass sie, Paulette, nach Schulschluss noch etwas länger dableiben sollte,
    Weil Miss Miller ja wusste, was ihre Geschichte in Wirklichkeit ausdrücken wollte,
    Und dann würde Paulette ihrer Lehrerin, Miss Miller, alles erzählen,
    Und dann sagte Miss Miller: »Paulette, du musst dich jetzt nicht weiter mehr quälen!«
    Denn Miss Miller war hübsch und klug und lieb und sie würde die Lösung finden,
    Und dann würde der böse Riese sofort und für alle Zeiten verschwinden.
    Dann hatte Paulette einen richtigen Dad, einen freundlichen, gütigen, lieben,
    Denn der andere würde, wenn Miss Miller es las, ja sofort und für immer vertrieben.
    Doch Miss Miller las die Geschichte nicht, weil sie lieber die Mühe sich sparte,
    Sie legte das Heft von Paulette auf ihr Pult und fragte, ob sie denn erwarte,
    Dass sie so eine Arbeit, so hingeschmiert, so voller Kleckse und Fehler,
    Entziffern würde? Und außerdem: Die Zeilen gehör’n paralleler!
    Und dann hielt Miss Miller das Heft in die Höh und rief: »Schreib das erst mal ins Reine!
    Da sind dir wohl Spinnen drübergerannt mit Tinte an den Beinen?«
    Und da lachte die Klasse mit hämischem Spott, Sarah Pugh, die drehte sich um
    Und sagte vernehmlich: »Das wissen wir doch, Paulette Patterson ist einfach dumm!«
    Und da lächelte krampfhaft die arme Paulette, voller Qual, rot vor Schande und Scham,
    Und sie packte ihr Heft ein, doch am gleichen Tag, als sie abends nach Hause kam,
    Da riss sie die schändlichen Seiten heraus und knickte sie winzigklein.
    In der Wand ihres Zimmers befand sich ein Loch und da stopfte sie alles hinein,
    Weit hinter die Fußleiste, hinters Papier, das die Zugluft abhalten sollte,
    Ach, wie gern sie die Schande, die furchtbare Scham und das Lachen vergessen wollte!
    Und Miss Millers Verrat und den Umstand, dass nur die Kleckse ins Auge ihr sprangen!
    Dass Paulette hier zum ersten Mal Schreibschrift schrieb, war Miss Miller ja leider entgangen.

    Paulette möchte vergessen! Und soweit das nicht geht, tut Paulette, als sei nichts geschehn,
    Doch die Lucy-Geschichte ist wirklich da und die darf niemand, niemand je sehen!
    In dem Loch in

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