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Der Fluch der Abendröte. Roman

Der Fluch der Abendröte. Roman

Titel: Der Fluch der Abendröte. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Cohn
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auf meinen Hals hauchte, bis er bei der Halsbeuge angekommen war. Unsere Hände berührten sich, erst pressten wir die Handflächen aneinander, dann verschränkten sich unsere Finger, zuletzt führte ich seine Hand langsam, aber sicher zum geheimsten Punkt zwischen meinen Schenkeln. Ich ließ mich zurückfallen, wölbte mich seinen Liebkosungen entgegen. Mein Körper war gespannt wie eine Saite – und niemand konnte besser darauf spielen als Nathanael Grigori. Zuerst entlockte er mir ein sehnsuchtsvolles Keuchen, dann, als er sich auf mich legte, seine Arme neben meinem Kopf abstützte und in mich drang, wurde ein wildes, ungehemmtes Stöhnen daraus. Er blickte mich an, und ich sah, wie sein Blick langsam von der Lust verschleiert wurde, und klammerte mich an ihn, als sich die Spannung entlud, unser Atem ebenso eins wurde wie der Herzschlag, das Blut hitzig durch meinen Körper raste und meine Haut glühte.
    Später schlief ich in seinen Armen ein, und obwohl immer noch Tränen in meinen Augen standen, fühlte ich mich für kurze Zeit geborgen, von allen Ängsten und Sorgen befreit. Rund um unser Bett lauerten Gefahren, aber an Nathan gepresst fühlte ich mich sicher und geschützt. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, das Vertrauen und die Liebe begleiteten mich in den Schlaf.
    Vor dunklen Träumen aber beschützten sie mich nicht.

III.
    Schritte … immer noch hörte sie Schritte. Jemand beleuchtete das sargähnliche Gefängnis. Ganz dicht wurde die Taschenlampe – zumindest vermutete sie, dass es eine war – an die Ritzen gehalten. Sie richtete sich auf, hob den Kopf so weit, bis sie anstieß. Obwohl das Licht sie blendete, kniff sie die Augen nicht zusammen. Zu sehr sehnte sich ihr Körper danach. Sie schien das Licht förmlich atmen zu können und fühlte, wie ihre Brust plötzlich weich, weit und warm wurde. Doch schon im nächsten Augenblick versteifte sie sich.
    Ganz plötzlich war der Sarg geöffnet worden; als der Schein der Taschenlampe sie mit ganzer Wucht traf, war das Licht keine Wohltat mehr. Vielmehr glaubte sie, ihr Kopf müsse zerplatzen. Rasch duckte sie sich, krümmte sich. Nur blinzelnd nahm sie wahr, dass etwas Dunkles, Großes den Lichtstrahl abschnitt – ein Körper, der sich über sie beugte. Hände griffen nach ihr. Die Wunde in ihrem Kopf pochte, ihr Herz hingegen schien stillzustehen. Sie schrie auf, als die Hände sie berührten, sie packten, sie hochzogen, bis sie nicht länger im Sarg lag, sondern aufrecht saß. Eben noch hätte sie sich über so viel Bewegungsfreiheit gefreut, nun hätte sie sich am liebsten in das kleinste Loch der Welt verkrochen.
    Sie hörte Gelächter, zuerst rau, dann glucksend. Lachte der Mann über sie? Wer war er? Immer noch blinzelnd sah sie Hände, breit, plump und kräftig, doch ehe sie auch das Gesicht dieses Mannes … dieses Wesens erkennen konnte, wurde ihr ein Sack über den Kopf gestülpt. Er kratzte über ihre Haut und riss die kaum verkrustete Wunde wieder auf. Es brannte wie Feuer, doch als sie hektisch gegen den Schmerz anzuatmen versuchte, bekam sie kaum Luft.
    Die Hände packten sie wieder und hoben sie nun ganz aus dem Gefängnis. Durch den Leinensack hindurch konnte sie Umrisse erkennen – und begriff: Sie war nicht in einen Sarg eingesperrt gewesen, sondern in einem Kofferraum.
    Der laute Knall, als der Deckel zufiel, ließ sie zusammenzucken. Es war ein grässliches Geräusch, das alle plötzlich aufsteigenden Erinnerungen zerstörte, die Ahnung, wer sie war, was mit ihr passierte. All das wurde bedeutungslos. Das Einzige, was zählte, war, dass sie nicht erstickte und ihre blutende Kopfhaut nicht noch weiter aufriss.
    In dem Sack wurde sie vom Auto fortgetragen. Ihr Kopf baumelte über den Rücken des Entführers, ihre Beine traten ins Leere. Sie strampelte, schlug mit den Händen um sich, doch der Griff wurde nur noch fester, presste ihr noch mehr Luft ab. Sie versteifte sich, schmeckte etwas Säuerliches in ihrem Mund. War es Blut? Blut, das von ihrer Kopfwunde zu ihren Lippen geflossen war? Oder Blut, weil sie sich so fest auf die Zunge gebissen hatte?
    Die Schritte des Mannes, der sie trug, beschleunigten sich. Mit letzter Kraft hob sie den Kopf, sah durch den kratzenden Sack hindurch Konturen von anderen Männern, die näherkamen, sie umstellten. Doch keiner von ihnen kam ihr zur Hilfe, auch dann nicht, als der Mann, der sie trug, sie einfach losließ. Sie fiel mit solcher Wucht zu Boden, dass ihr für kurze Zeit die Luft

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