Der Fluch Der Bösen Tat
hält ihn beschäftigt, wissen Sie? Hat er versucht, Ihnen den Einspänner zu verkaufen?«
»Eigentlich nicht, nein. Er hat lediglich gefragt, ob ich jemanden kenne, der einen Wagen braucht, wie er es nannte.« Sie lachte.
»Er versucht ständig, ihn irgendjemandem zu verkaufen. Er ist nicht mehr, Sie wissen schon …« Sie tippte sich an die Schläfe.
»Nicht verrückt, nein, aber auch nicht mehr ganz klar im Oberstübchen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sein Verstand funktioniert auf seine eigene Weise.«
»Ich verstehe. Allerdings hat er sich an mich erinnert.« Sie unterbrach das Teigrollen, legte die Hände flach auf den Tisch und musterte ihn nachdenklich.
»Sie waren schon einmal hier? Ich erinnere mich gar nicht an Sie.«
»Es war vor zweiundzwanzig Jahren.« Der gleichmütige Blick verschwand, und sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie nahm ein Messer zur Hand und schnitt ein Quadrat aus dem runden Teigfladen.
»Das überrascht mich«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Er erinnert sich sonst an kaum etwas.«
»Er erinnert sich besser an die Dinge, die sich vor langer Zeit ereignet haben, als an die Ereignisse der letzten Woche«, sagte Markby.
»Er wusste sogar noch, warum ich damals hier war. Wir haben wegen der Übergriffe auf Frauen in der Gegend von Stovey Woods ermittelt. Der Kartoffelmann. Erinnern Sie sich an diese Geschichte, Mrs. Jones?« Die Hand mit dem Küchenmesser zitterte.
»Kaum. Sind Sie deswegen hergekommen, nach all den Jahren? Haben Sie nicht genug mit dem Mord an Hester Millar zu tun?« Ihre Stimme klang mit einem Mal harsch.
»Sicher haben wir genug damit zu tun. Doch manchmal führt eine Sache zur anderen, und es kann Jahre dauern, bis man die Zusammenhänge erkennt. Sie erinnern sich also an den Kartoffelmann, nicht wahr?« Sie legte das Messer beiseite und ließ sich in einen Küchenstuhl fallen. Der Holzstuhl scharrte laut über die Steinfliesen.
»Ich war damals noch ein junges Mädchen. Gerade erst siebzehn.«
»Waren Sie bereits mit Kevin Jones befreundet damals oder vielleicht sogar verlobt? Ich habe ihn damals ebenfalls kennen gelernt. Ich glaube mich zu erinnern, dass er noch nicht verheiratet gewesen ist.«
»Wir haben uns getroffen.« Ihre Worte waren beinahe unhörbar.
»Und Sie haben kurze Zeit später geheiratet?« Sie hob den Blick, sah ihn kurz an und senkte ihn wieder.
»Ich dachte von Anfang an«, sagte Markby sanft,
»dass der Vergewaltiger ein Einheimischer sein muss. Ich war außerdem überzeugt, dass es mehr Vergewaltigungen gegeben hat, als uns damals gemeldet wurden.«
»Glauben Sie das immer noch?«, fragte sie dumpf und unternahm einen sichtbaren Versuch, sich zusammenzureißen.
»Ich bin mir da gar nicht so sicher.« Markby beugte sich vor und legte die verschränkten Hände auf die Tischplatte.
»Wissen Sie, es ist wirklich eigenartig«, sagte er wie beiläufig.
»Aber viele Zeugen melden sich nicht, weil er oder sie glauben, dass das, was sie wissen, nicht von Bedeutung ist. Oder weil sie denken, nichts zu wissen. Und doch ist es erstaunlich, an was sich diese Leute alles erinnern, wenn wir sie finden und mit ihnen reden.« Linda Jones antwortete nicht, und Markby fuhr fort:
»Ich will keinen alten Schmerz aufrühren, Mrs. Jones. Ich habe nicht vor, mit dem, was ich weiß, an die Öffentlichkeit zu gehen. Doch ich glaube immer noch, dass er hier in Lower Stovey lebt, und ich bin immer noch entschlossen, ihn der Gerechtigkeit zuzuführen.« Irgendetwas in seiner Stimme, eine Andeutung stählerner Härte, schien sie zu verängstigen, und sie blickte auf, mit zur Seite gewandtem Kopf wie ein scheuendes Tier.
»Erschrecken Sie nicht«, beschwor er sie.
»Wie ich bereits sagte, ich habe nicht vor, irgendetwas davon in der Öffentlichkeit verlauten zu lassen. Aber eben haben Sie selbst gesagt, Sie wünschten, Sie hätten mit Hester Millar gesprochen an jenem Morgen, als Sie ihr begegnet sind. Sie haben gesagt, dass es möglicherweise einen Unterschied gemacht hätte, möglicherweise aber auch nicht. Es war richtig von Ihnen, damit zur Polizei zu gehen. Weil die Frage, ob es einen Unterschied gemacht hätte, etwas ist, was die ermittelnden Beamten herausfinden werden. Es gibt so viele Zeugen …«, sagte Markby mit einem freundlichen Lächeln,
»… die versuchen vorauszusehen, was wir denken. Die uns erzählen, wovon sie glauben, dass wir es wissen wollen, und die Dinge weglassen, von denen sie denken, sie wären nicht so
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