Der Fluch Der Bösen Tat
nicht gleichgültig. Weil ich ihn nach der ersten gemeldeten Vergewaltigung nicht dingfest gemacht habe, nach dem Angriff auf Mavis Cotter, wurden andere Frauen seine Opfer. Es lastet auf meinem Gewissen, wenn Sie so wollen. Es verfolgt mich und lässt mir keine Ruhe. Ich folge jedem noch so kleinen Hinweis, selbst heute noch. Auf Wiedersehen, Mrs. Jones.« Als er die Tür erreichte, meinte er, ein unterdrücktes Geräusch hinter sich zu hören, als hätte sie etwas gesagt, und er drehte sich um. Sie hatte Hackfleisch aus einer Schale genommen und rollte es zu einer langen Wurst aus. Ohne zu ihm aufzublicken sagte sie:
»Er hatte die Hände eines Arbeiters.«
»Sind Sie sicher?«
»O ja. Und es waren nicht die Hände eines jungen Mannes, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er hatte Schwielen von vielen Jahren harter Arbeit.« Der alte Martin Jones war immer noch in der Scheune, als Markby vorbeikam, doch er ging nicht mehr hinein. Er verspürte nicht den Wunsch, einen Einspänner zu kaufen. Er stieg in seinen Wagen und fuhr langsam über die Zufahrt zur Straße zurück. Doch anstatt nach links in Richtung Lower Stovey abzubiegen, wandte er sich nach rechts und fuhr die verbleibenden zweihundert Meter bis zu der Stelle, wo die Straße dicht vor dem Wald endete. Er stellte den Motor ab, lehnte sich zurück und starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen auf die dunkle Masse von Bäumen, die im Wind schwankten. Meredith war inzwischen sicherlich bei Ruth, und die beiden Frauen warteten auf ihn. Er verspürte keine Lust auf Tee und Gebäck und Unterhaltung. Er war vom Wald angezogen worden. Vom Wald und seinen Geheimnissen, und deswegen war er hierher gefahren. Er hatte Recht gehabt. Er hatte am Tag von Hesters Tod die erste Ahnung gehabt, und seine Überzeugung war von Tag zu Tag stärker geworden, lediglich die Details waren noch verschwommen gewesen. Was ihm fehlte, war ein Beweis. Irgendein Beweis. Würde er ihn jemals finden? Was war schlimmer? Es nicht zu wissen, oder zu glauben, es zu wissen, und es nicht beweisen zu können? Und warum Hester? Wenn jemand hatte sterben müssen, wieso dann nicht Ruth Aston, geborene Pattinson, die Einheimische? Markby stieg aus dem Wagen, warf die Tür zu und ging zum Zauntritt. Er kletterte hinüber und sprang auf der anderen Seite herunter auf den feuchten Erdboden. Er sog prüfend die Luft ein und konnte den herannahenden Regen riechen. Der Lärm des Windes in den Bäumen war inzwischen so laut geworden, dass es klang wie eine wütende Kreatur, die durch den Wald streifte. Markby musste den Gedanken mit Gewalt verdrängen, und mit einer ironischen Grimasse fielen ihm seine Worte an Meredith ein, dass, wer oder was auch immer im Wald lauerte, von Anfang an immer nur ein Mensch gewesen war und sonst nichts. Markby schlug den Kragen seiner Jacke hoch und marschierte los, über den schmalen Pfad zwischen den Bäumen hindurch.
Nachdem Alans Wagen außer Sicht verschwunden war, wandte sich Meredith dem Friedhofstor zu, durchquerte es und ging zum Eingang der Kirche. Er war unverschlossen. Ruth war also am Morgen da gewesen und hatte aufgeschlossen. Ruth war eine mutige Frau. Bevor sie die Stufen zur Veranda hinaufstieg, drehte Meredith den Kopf und blickte zurück zum Fitzroy Arms, dem Pub von Norman Stubbings. Heute stand niemand vor der Tür und beobachtete sie, auch wenn sie sich einbildete, hinter den Vorhängen eine Bewegung entdeckt zu haben. Sie bezweifelte nicht, dass sie beobachtet wurde und dass jemand einen weiteren Minuspunkt auf ihrem Konto notierte.
Sie öffnete die Drahttür und stieg die wenigen Stufen in die alte Kirche hinunter. Es war kühl hier drin und roch ein wenig nach Moder, der Geruch nach Staub in alten Stoffvorhängen und Wandteppichen und auf hohen Simsen und Absätzen, die Ruths Staubwedel nicht zu erreichen im Stande war. An der Stelle, wo Meredith die Leiche von Hester Millar gefunden hatte, hatte jemand Blumen in eine Vase gestellt. Hesters Ermordung würde ein Teil der Geschichte dieser Kirche werden, die noch viele Jahre lang jeder Besucher zu hören bekäme, der seinen Fuß in Lower Stovey setzte.
Die Monumente der Fitzroys in all ihrer Pracht sahen verloren und vergessen aus, Relikte aus einer vergangenen Zeit und von einem anderen Ort. Sie erinnerten Meredith an Shelley’s Ozymandias mit ihrer Prahlerei von einer verlorenen Größe und Erhabenheit. Nichts hält ewig, dachte Meredith, weder ein großer Name noch Reichtum, noch ein
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