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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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wichtig.«
    »Wenn es noch andere Frauen gegeben hat, die von diesem Kerl angegriffen wurden«, sagte Linda Jones ganz leise,
    »Frauen, die sich nie bei der Polizei gemeldet haben, dann liegt das nur daran, dass sie mehr als zwanzig Jahre damit verbracht haben, ihre Erinnerung zu begraben. Sie wären nicht mehr im Stande, Ihnen irgendetwas zu erzählen. Keine von ihnen hat sein Gesicht gesehen. Sie haben nichts weiter gehört als ein paar schnelle Schritte, einen Atemzug und dann diesen grässlichen, nach Erde riechenden Sack …« Sie schlug die Hände vors Gesicht, doch nach einem Augenblick nahm sie sie wieder herunter und sah Markby an.
    »Mr. Markby«, begann sie mit zittriger und trotzdem entschlossen klingender Stimme,
    »Mr. Markby, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Ich … ich wünschte, Sie würden nicht immer noch nach ihm suchen, und ich kann nicht sagen, dass ich hoffe, Sie finden ihn. Es führt zu nichts, außer, dass altes Leid aufgewühlt wird und alte Erinnerungen, die niemand mehr haben will. Diese Frauen, die sich nicht an die Polizei gewandt haben – sie hatten sicherlich ihre Gründe. Vielleicht hatten sie einen jungen Mann kennen gelernt, mit dem sie zusammenbleiben wollten, und vielleicht hatten sie Angst, er könnte sie nicht mehr haben wollen, wenn sie auf diese Weise beschmutzt worden waren …« Er hatte sie nicht unterbrechen wollen, nachdem sie endlich angefangen hatte zu reden, doch er rief trotzdem unwillkürlich:
    »Es war doch nicht ihre Schuld! Die Frauen haben doch überhaupt nichts getan!«
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte sie leise.
    »Das Ergebnis ist das Gleiche. Vielleicht haben ihre Familien ihnen gesagt, dass es in den Wäldern nicht sicher ist und dass sie sich fern halten sollen. Vielleicht sind sie trotzdem hingegangen und hatten hinterher Angst, sich ihren Eltern anzuvertrauen. Man hätte ihnen vorgeworfen, dass sie ungehorsam gewesen waren. Die Familie hätte gesagt, dass das Mädchen es sich selbst zuzuschreiben hätte.« Ihr Blick begegnete flüchtig dem von Markby.
    »Es gibt keinen Ausweg«, sagte sie leise.
    »Nicht, wenn man in einem so kleinen Dorf wohnt wie diesem hier. Schlauberger aus der Stadt erzählen vielleicht etwas anderes, aber hier, und ganz bestimmt vor zweiundzwanzig Jahren, kannten wir alle einander sehr gut. Wir haben Tür an Tür gelebt. Niemand wollte glauben, dass einer von uns … dass einer aus dem Dorf etwas so Verwerfliches tun könnte, nicht hier in Lower Stovey, also mussten die Leute denken, dass es irgendwie die Schuld der Opfer war, verstehen Sie denn nicht?« Er verstand nur zu gut. Nach einer kurzen Pause sagte er:
    »Der junge Mann, der Freund dieser jungen Frau, den Sie erwähnt haben – wäre es möglich, dass er sich hat denken können, was passiert war?« Sie lächelte gezwungen.
    »O ja, das wäre durchaus möglich. Und vielleicht hat er auch gesagt, solange es niemand anders erfährt, würde er auch nie wieder darüber sprechen und ich … das junge Mädchen würde ebenfalls nicht mehr davon reden, und die ganze Sache würde in Vergessenheit geraten.«
    »Und?«, fragte Markby.
    »Ist sie das?«
    »Nein«, sagte Mrs. Jones leise.
    »Wissen ist wie eine Art Geschwulst. Wie ein Pilz in altem Holz. Er breitet sich immer weiter aus und stinkt immer mehr, und man kann überhaupt nichts dagegen unternehmen, weil man sich einverstanden erklärt hat, so zu tun, als existierte er überhaupt nicht. Nach einer Weile kann man nicht einmal mehr darüber sprechen, doch man ist sich seiner bewusst, man ist sich dessen ständig bewusst und vergisst es nicht eine Sekunde lang. Ich kann nicht darüber sprechen, Superintendent. Ich rede niemals darüber.« Markbys Blick wanderte zu dem Geburtstagskuchen.
    »O ja«, sagte sie.
    »Es ist möglich. Ich weiß es nicht mit Sicherheit, genauso wenig wie Kevin. Verstehen Sie, wir haben uns damals schon getroffen, und wir … na ja, wir wollten sowieso heiraten, sobald ich achtzehn geworden war, also haben wir es bereits getan, wenn Sie verstehen.«
    »Das ist also eine weitere Sache zwischen Ihnen beiden, über die Sie niemals sprechen?« Sie schenkte ihm ihr trauriges Lächeln.
    »Wie könnten wir, heute?« Markby erhob sich.
    »Es tut mir wirklich Leid, dass ich Sie belästigen musste.« Er zögerte.
    »Es ist nur, der Kartoffelmann geht mir seit nunmehr über zwanzig Jahren nicht aus dem Kopf. Ich habe ihn nicht einen Augenblick lang vergessen. Ich habe ihn damals nicht gefunden. Das ist mir

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