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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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sollten eigentlich kein Problem darstellen.
    »Es war im Spätsommer«, setzte Ruth ihre Erzählung fort.
    »Es war sehr heiß, ich erinnere mich noch gut. Mein Vater war ein wenig ruhiger geworden, seit ich bei ihm wohnte, doch er war immer noch verwirrt. Manchmal nannte er mich Mary, so hieß meine Mutter. Zusätzlich zu ihrem Tod hatte es eine Reihe von schrecklichen Vorfällen in seiner Gemeinde gegeben. Frauen waren in Stovey Woods auf der alten Viehtrift angegriffen und ziemlich übel vergewaltigt worden. Die Polizei war im Dorf gewesen und hatte überall Fragen gestellt. Sie war bei meinem Vater und hatte ihn gefragt, ob jemand in der Gemeinde sich in letzter Zeit merkwürdig verhielt oder ob ihm sonst etwas aufgefallen wäre oder ob jemand ihm etwas Merkwürdiges erzählt hätte. Mein Vater versicherte den Beamten, ihm wäre nichts dergleichen bekannt und es sei völlig undenkbar, dass ein Bewohner von Lower Stovey etwas mit den Verbrechen zu tun haben könnte. Er dachte, die Polizei hätte sich mit seinen Worten zufrieden gegeben, doch er war zutiefst erschüttert durch diese Vorfälle.«
    »Ich bin der Beamte, der damals mit Ihrem Vater sprach«, sagte Alan.
    »Ich erinnere mich an unsere Unterhaltung. Es tut mir Leid zu hören, dass er erschüttert war durch meinen Besuch, doch es liegt in der Natur polizeilicher Ermittlungen, Leute zu erschüttern. Es ging nicht darum, ob ich seinen Worten Glauben schenkte oder nicht. Ich zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er ehrlich glaubte, dass kein Einheimischer in die Vergewaltigungen verwickelt war. Vielleicht hatte er sogar Recht. Doch das wussten wir damals nicht, und das wissen wir auch heute noch nicht.«
    »Sie waren das?«, fragte Ruth.
    »Wie eigenartig. Wie klein die Welt doch ist, nicht wahr?«
    »Wenn es Sie interessiert«, fügte Markby hinzu,
    »ich fand Ihren Vater zwar ein wenig exzentrisch, aber er schien seine Gedanken beisammenzuhaben. Er verteidigte seine Schafe mit großer Vehemenz.«
    »Sie kannten ihn nicht so gut wie ich. Es war nicht damit zu rechnen, dass Sie seinen Verfall bemerkten. Nach Ihrem Besuch – ich mache Ihnen keinen Vorwurf, bitte verstehen Sie mich nicht falsch –, aber es gab ihm irgendwie den Rest. Danach ging es nur noch bergab, fürchte ich. Es wurde schlimmer und schlimmer mit ihm. Trotz allem, was Hester gesagt hatte, fing ich an zu überlegen, dass ich keine andere Wahl hatte, als bei ihm zu bleiben. Mein Vater hatte einen Hund, einen Labrador, das Lieblingstier meiner Mutter. An jenem Nachmittag, als es passierte …« Ruth stockte erneut.
    »Sie meinen den Nachmittag, an dem Simon Hastings verschwand«, sagte Markby. Sie errötete und verzog melancholisch das Gesicht.
    »Sie sind mir voraus, nicht wahr? Da versuche ich zu erklären, und ich habe das Gefühl, als wüssten Sie schon fast alles, was ich Ihnen sagen möchte. Ich wollte für eine Weile aus dem Vikariat, an die frische Luft, um in Ruhe nachzudenken. Ich nahm den Hund und ging nach Stovey Woods hinauf. Ich wusste von den Vergewaltigungen, doch ich hatte nicht die Absicht, in den Wald zu gehen. Ich wollte nur ein wenig über die Felder von Mr. Jones spazieren. Doch der Hund rannte davon. Er rannte in den Wald, und ich jagte hinter ihm her. Ich rief nach dem Tier, bis ich heiser war, und es wollte einfach nicht hören. Der arme Hund, ich schätze, er war so außer sich vor Freude, endlich einmal frei zu sein, dass er alles vergaß. Mein Vater ist nie mit ihm spazieren gegangen. Jedenfalls folgte ich dem Tier in den Wald, und nach ein paar Minuten hörte ich, wie jemand mit ihm redete, ein Mann. Und dann sah ich ein Stück voraus auf einem umgestürzten Baumstamm jemanden sitzen, einen Rucksack bei den Füßen. Der Hund stand vor ihm und ließ sich bereitwillig streicheln. Ein Wanderer, der auf der alten Viehtrift unterwegs war, dachte ich, und rief ihm einen Gruß zu. Ich dachte nicht eine Sekunde lang, dass er der Vergewaltiger sein könnte, für den Fall, dass Sie sich diese Frage stellen. Er sah so offensichtlich wie ein Wanderer aus, verstehen Sie? Er blickte auf, und ich erkannte Simon. Für einen Augenblick standen wir nur dort und starrten uns an. Der Hund stand hechelnd zwischen uns. Das Hecheln klang so laut in der Stille, dass ich mich deutlich daran erinnern kann. Und dann sagte Simon: ›Ruth? Was machst du denn hier?‹ Ich erzählte ihm, dass mein Vater in der Nähe lebte. Er sagte, er wäre auf einer Wanderung über den alten Weg. Er hätte

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